Aufwachsen 1 – Schwangerschaft
Shownotes
Die Familienberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben findet ihr hier.
HörtEUCHStark wird unterstützt von der Deutschen Fernsehlotterie.
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und herzlich Willkommen bei der neuen Folge "Hört euch stark!"
00:00:23: Ich freue mich sehr auf das heutige Gespräch.
00:00:25: Von mir sitzt die Alexandra Schmucker und wir werden über das Thema Schwangerschaft sprechen.
00:00:31: Und da bin ich ja der totale Profi, kenne mich super aus, weil ich das alles schon erlebt habe.
00:00:36: Nee, das ist tatsächlich ein Thema, wo ich nicht aus eigener Erfahrung natürlich sprechen kann
00:00:40: und darum freue ich mich da sehr drauf.
00:00:42: Erst mal Hallo Alexandra!
00:00:44: Hallo, vielen Dank für die Einladung!
00:00:46: Ja, ich bin froh, dass du heute hier bist.
00:00:48: Du bist eine Kollegin von mir, arbeitest auch bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben
00:00:53: und da in der katholischen Schwangerschaftsberatung.
00:00:56: Genau, richtig!
00:00:57: Erzähl doch mal, wie sieht da so dein Alltag aus?
00:01:00: Was machst du den ganzen Tag?
00:01:02: Also, ich habe ein ganz breites Aufgabenspektrum.
00:01:05: Zu uns kommen Frauen, Paare, allein lebende Menschen
00:01:10: und wir beraten generell zum Thema Schwangerschaft.
00:01:13: Was gibt es für Leistungen in finanzieller Hinsicht?
00:01:17: Wir sind behilflich bei der Antragung einer Babyerstausstattung bei der Bundesstiftung "Mutter und Kind".
00:01:23: Wir informieren auch zu sozialrechtlichen Ansprüchen und familienfördernden Leistungen
00:01:28: wie Elterngeld und Kindergeld, aber auch psychosoziale Themen sind bei uns sehr wichtig.
00:01:34: Also, zum Beispiel, wenn es zu Paarkonflikten kommt während der Schwangerschaft
00:01:39: oder auch Beziehungskonflikten kommt oder Familienproblemen, als es zu einer Trennung kommt.
00:01:45: Also, all diese Themen greifen wir dann auch frühzeitig auf
00:01:49: und wir können die Familien auch dann bis zum dritten Lebensjahr des Kindes begleiten,
00:01:54: was auch sehr schön ist, weil wir sie einfach über einen längeren Zeitraum begleiten können
00:01:59: und somit auch Vertrauen aufbauen können zu den Frauen und zu den Paaren.
00:02:04: Man erlebt auch die Entwicklung dann von der Schwangerschaft, bis das Kind dann größer ist.
00:02:09: Sie kommen dann auch zu mir ins Büro und spielen da, das ist aber ganz schön zu sehen.
00:02:14: Oh ja, das klingt richtig schön, da kann ich mir gut vorstellen.
00:02:17: Das ist eine sehr schöne Aufgabe.
00:02:18: Ja, das ist auch toll, dass ihr die Kinder eben so bis in den Eintritt des Kindergartenalters begleitet,
00:02:25: weil das passt ja sehr gut zu unserem Konzept für diese Staffel.
00:02:28: Das ist nämlich die erste Folge unserer Staffel, in der wir die Entwicklung
00:02:33: von so einem Kind einmal von der Schwangerschaft, der Geburt, bis zur Pubertät begleiten wollen.
00:02:39: In der heutigen Folge fangen wir jetzt quasi von vorne an und sprechen über die Schwangerschaft
00:02:44: und dann wird es noch Folgen geben zum Thema "frühe Kindheit", also Krippen-Kindergartenalter.
00:02:49: Dann sprechen wir in der Folge drauf über das Grundschulalter und dann geht es auch noch ums Thema Pubertät.
00:02:56: Jetzt sind wir aber gerade noch vor der Geburt.
00:02:58: Das klingt so, ihr betreut Menschen, Familien oder eben schwangere Personen zu allen Aspekten,
00:03:06: allem was quasi da Neues auf einen zukommt.
00:03:09: Genau, und wie gesagt, das Spektrum ist da sehr breit, also es kommen glückliche Paare,
00:03:16: die kommen dann meistens zum Erstgespräch zu zweit, also der Mann und die Frau,
00:03:20: die sind meistens sehr in freudiger Erwartung, weil es manchmal ja auch das erste Kind ist,
00:03:27: und die kommen und wissen oft noch gar nicht so wirklich, was auf sie zukommt.
00:03:32: Die sagen, ja, Frau Spuker, ich hätte gerne mal, wie so eine kleine Checkliste aufwas,
00:03:36: kann ich mich schon vorbereiten, damit ich nichts vergesse nach der Geburt.
00:03:41: Man liest so viel im Internet und hört so viel von Bekannten, von Arbeitskollegen,
00:03:47: aber es ist ja doch individuell bei jedem anders.
00:03:50: Und da ist es immer gut, ins persönliche Gespräch zu gehen und zu schauen,
00:03:54: was betrifft sie dann in ihrer Situation?
00:03:57: Was ist denn so das Erste, was man machen sollte, wenn es jetzt geklappt hat,
00:04:02: ob absichtlich oder unabsichtlich, und man stellt fest, ich bin schwanger,
00:04:06: worauf sollte ich jetzt frühzeitig achten, was sollte ich als Erstes tun?
00:04:10: Genau, es kommt immer darauf an, in welcher Lebenssituation die Frau oder das Paar sich befindet.
00:04:16: Also bei den Frauen, wer zu schauen, sind die im Berufsleben noch aktiv,
00:04:22: dann wer natürlich zu schauen, wie geht es zusammen mit dem Beruf,
00:04:26: kann ich diese Tätigkeit während der Schwangerschaft weiterhin gut ausüben,
00:04:30: oder ist es eher eine Tätigkeit, wo auch eine mögliche Gefährdung erstellen könnte,
00:04:36: dann wäre es wichtig, noch mal mit dem Arbeitgeber ins Gespräch zu gehen,
00:04:40: oder auch mit dem Betriebsarzt zu schauen, schafft der Arbeitsplatz die guten Bedingungen,
00:04:45: um wirklich bis zum Mutterschutz, das sind ja die sechs Wochen vor der Geburt,
00:04:50: gut weiterarbeiten zu können.
00:04:52: Manchmal steht die Frage im Raum, muss sich vielleicht ein Beschäftigungsverbot erwirken,
00:04:57: also manche Frauen fühlen sich während der Schwangerschaft auch gesundheitlich nicht so
00:05:02: gut, klagen über Übelkeit oder extreme Erschöpfung, gerade auch wenn es im Bereich Pflege ist,
00:05:09: oder im Kita-Bereich, da erlebe ich schon, dass da oftmals dann ein Beschäftigungsverbot auch
00:05:16: ausgesprochen wird. Und also das ist schon ein Thema, was die Frauen gerade so umtreibt,
00:05:21: also die Vollzeit im Arbeitsleben stehen, wie kriege ich das gut hin?
00:05:25: Ja.
00:05:25: Da gibt es natürlich auch Frauen, die sagen, nein, ich möchte bewusst so lang wie möglich
00:05:29: weiterarbeiten, weil die Schwangerschaft ist ja in dem Sinne keine Krankheit,
00:05:34: sondern ein schönes Ereignis und also es kommt immer darauf an,
00:05:39: mit welcher Einstellung man da auch ein bisschen rangeht.
00:05:42: Das Beschäftigungsverbot, das würde dann ein Arzt aussprechen oder wie läuft das ab?
00:05:49: Genau, also früher war das einfacher, da ging das dann über den Frauenarzt oder auch über
00:05:53: den Hausarzt. Wenn da eine Indikation da war, für ein Beschäftigungsverbot wurde das ausgestellt,
00:05:59: das ist jetzt nicht mehr ganz so einfach. Mittlerweile läuft das überwiegend über den
00:06:04: Betriebsarzt, dass die dann prüfen, ist der Arbeitsplatz geeignet für eine Schwangere
00:06:10: oder nicht. Und da spielen natürlich mehrere Faktoren auch. Eine Rolle ist es eine stehende
00:06:16: Tätigkeit, können genug Pausen gewährleistet werden, Schichtdienst sind schwierig
00:06:22: oder auch mit Gefahrenstoffen, wie jetzt im Friseur, Salon oder im klinischen Laborbereich.
00:06:30: Also all diese Dinge werden da herangezogen. Dann gibt es auch ein Teilbeschäftigungsverbot,
00:06:36: zum Beispiel, wo dann noch ein Teil gearbeitet werden kann, einfach als Entlastung auch für die Frau.
00:06:44: Stimmt es, dass es bestimmte Berufe gibt, die man dann grundsätzlich gar nicht mehr ausüben darf,
00:06:49: sobald man schwanger ist? Rundsätzlich würde ich jetzt nicht sagen, aber schon so speziell
00:06:55: der Pflegebereich, also im klinischen Alltag erlebe ich sehr häufig, dass dort ein Beschäftigungsverbot
00:07:02: ausgesprochen wird, insbesondere wenn der Arbeitgeber keine Alternative anbieten kann. Also sprich,
00:07:09: eine Büro-Tätigkeit, Dokumentation, also wo die Frau im Prinzip nicht mehr am operativen Geschäft
00:07:17: mit den Menschen und den Infektionen ausgesetzt ist oder auch in der alten Pflege. Im Kindergartenbereich
00:07:24: erlebe ich es teils-teils, da kommt es immer drauf an auf den Immunschutz, insbesondere bei den Röteln.
00:07:30: Also wenn eine Frau diesen nicht besitzt, wird in der Regel ein Beschäftigungsverbot auch ausgesprochen.
00:07:36: Na ja, okay. Und der lässt sich dann, wenn man bereits schwanger ist, auch nicht mehr nachholen?
00:07:41: Also ich glaube die Grundimmunität nicht, nein. Ja, das heißt, wenn jetzt eine Frau als Ärztin zum
00:07:48: Beispiel tätig ist und dann schwanger wird, dann kann es auch sein, dass sie quasi für die Zeit bis
00:07:53: zum Mutterschutz zur schreibtisch Tätigkeit verdonnert wird. Das könnte sein, ja. Das habe ich jetzt
00:07:58: noch nicht so oft erlebt, eine Ärztin bei mir, aber Beratungstisch, aber rein theoretisch, ja.
00:08:04: Leuchtet ein, dass es dann erst mal darum geht, für die Sicherheit zu sorgen,
00:08:07: zu schauen, dass Mama und Kind nicht gefährdet sind. Ja, genau. Also das sind dann oft so die Themen,
00:08:14: gerade also wenn die Frauen alleine zu mir kommen und noch Vollzeit im Beruf stehen,
00:08:18: merke ich, dass dieses Thema sie beschäftigt. Ich bin ja selber Papa von zwei Jungs, das heißt,
00:08:24: ich habe zwei Schwangerschaften von meiner Frau zumindest begleiten dürfen und da stand bei uns
00:08:30: am Anfang auch gleich die Frage im Raum okay. Jetzt ist sie schwanger, was darf sie denn alles nicht
00:08:36: mehr? Und da geht es ja vor allem dann auch so Themen wie Ernährung. Da findet man lange Listen
00:08:43: mit Dingen, die man jetzt zu sich nehmen oder nicht mehr zu sich nehmen sollte. Was empfiehlst du da?
00:08:48: Was sind da so die wichtigen Punkte? Also spezielle Empfehlungen mit der Ernährung machen wir
00:08:53: in dem Sinne nicht. Da machen wir eher die Verweisung an die Hebammen. Das ist uns auch in
00:08:59: der Beratung sehr wichtig, so früh wie möglich auf die Suche zu gehen. Also früher hat man gesagt,
00:09:03: das reicht ab der 20. Woche. Jetzt, ab Bekanntschaft der Schwangerschaft, sollte man sich auf die Suche
00:09:10: begeben nach einer Hebamme. Die selbstständig tätigen Hebammen sind auch nicht mehr in
00:09:15: so großer Zahl vorhanden, wie es mal war. Genau und die sind so die richtigen Ansprechpartner
00:09:20: für das Thema auch gesunde Ernährung, Vitamine, was braucht eine Schwangere und natürlich auch
00:09:27: der Frauenarzt. Bei die empfehlen auch öfters mal noch kostenpflichtige Nahrungsergänzungsmittel.
00:09:33: Da muss man immer schauen, ob das wirklich auch notwendig ist oder ob man das auch durch
00:09:40: eine gesunde Ernährung, Obst und Gemüse kompensieren kann, weil das ist natürlich auch immer eine
00:09:46: Belastung für den Gebäutel. Ja, bestimmt. Ja, gerade die Eisenprodukte und Fulsäure. Also da gibt
00:09:52: es durchaus sehr kostspielige Zneimittel und Nahrungsergänzungsmittel. Aus meiner Sicht wäre
00:09:57: da nicht alles notwendig. Ja, das geht schnell ins Geld. Da sprichst du ein interessantes Thema an.
00:10:03: Also wir haben jetzt so dieses Dreieck, könnte man sagen, aus der Hebamme, der Frauenärztin im
00:10:09: Frauenarzt und wo ordnet sich da deine Beratungstätigkeit ein? Wir sind so eine Schnittstelle,
00:10:17: also wir vermitteln. Wir geben Informationen, zum Beispiel auch, wenn es um das Thema vorgeburtliche
00:10:25: Untersuchungen geht. Da ist es ja auch so, je mehr technisch möglich ist, desto mehr wird
00:10:30: mittlerweile auch untersucht. Also es gibt ja auch diesen Bluttest, wo mittlerweile Erkrankungen wie
00:10:37: die Trisomie 21, 18 und auch andere Gindeffekte frühzeitig erkannt werden können, also schon ab
00:10:44: der 9. Schangerschaftswoche. Diese Zugänglichkeit zu diesem nicht-invasiven Bluttest führt natürlich
00:10:51: auch zunehmend zu einer Verunsicherung der Paare, der Frauen, weil man mit dem Ergebnis ja trotzdem
00:10:59: umgehen muss. Und die Entscheidung darüber nach einem auffälligen Befund muss das Paar alleine
00:11:06: tragen. Und diese Entscheidung, was brauche ich auch an Untersuchungen oder ist das wirklich alles
00:11:13: notwendig, möchte ich überhaupt so viel Wissen haben oder ist nicht manchmal das Recht auf
00:11:18: Unwissenheit wichtiger und vielleicht auch sinnvoller, dass man sich nicht so viel Sorgen macht, weil
00:11:25: früher ging es ja auch eine unbesorgte Schangerschaft zu durchleben, ohne zu wissen, wie man Kind auf die
00:11:32: Welt kommt. Und viele Beeinträchtigungen tatsächlich entstehen ja auch erst bei der
00:11:38: Geburt oder nach der Geburt, im Laufe eines Lebens. Also es ist ja nur ein Bruchteil, was man
00:11:44: untersuchen kann. Und das versuche ich im Gespräch mit dem Paar, mit den Frauen zu erarbeiten. Was
00:11:52: bedeutet das, wenn Sie diese Untersuchung machen, möchten Sie wirklich wissen, wie würden Sie sich
00:11:58: dann entscheiden, wenn Sie die Diagnose hätten? Okay, ja, das ist sehr spannend, weil der Arzt sagt
00:12:05: einem natürlich, das und das ist möglich. Das können wir testen, das ist das mögliche Ergebnis
00:12:12: mit dieser und jener Sicherheit können wir dann sagen, welche Defekte vorliegen könnten. Aber die
00:12:19: Frage will ich das überhaupt und wie stehe ich zu diesen Möglichkeiten und wie gehe ich dann damit
00:12:25: um und was mache ich dann mit diesem Wissen? Da wird man natürlich erst mal nicht wirklich
00:12:30: beraten. Also die Entscheidung liegt dann bei einem selber. Da bist du dann quasi die Ansprechpartnerin
00:12:35: wenn es da Unsicherheiten gibt. Wie soll ich mich da überhaupt verhalten? Genau, also wir nennen das
00:12:40: Beratung bei Prenatalenbefunden, also vorgeburtlichen Untersuchungen im Sinne einer psychosozialen
00:12:48: Beratung. Also ich bin keine Psychologin, ich darf nicht therapeutisch beraten. Also wenn es zum
00:12:54: Beispiel schon einen Befund gibt, wo das Paar sich entschließt, zum Beispiel zu einem Spätabbruch
00:13:00: nach der zwölften Schwangerschaftswoche und da wirklich auch einen Bedarf hat der Aufarbeitung
00:13:05: im therapeutischen Sinne, muss ich die Frau oder das Paar weiter vermitteln. Aber die psychosoziale
00:13:13: Beratung, was macht das auch mit uns als Paar? Jeder sieht das ja auch anders. Wie können wir das
00:13:19: als Paar gut hinkriegen, diese Krisensituation? Einfach Raum geben für das Gespräch. Das kann
00:13:28: der Arzt nicht ermöglichen aufgrund der Zeitkapazitäten. Und ich denke es ist oft so, dass man von
00:13:34: so einem Arztbesuch, dass man da verunsicherter rausläuft als man reingelaufen ist, wenn man eben
00:13:40: viele Infos bekommt und viel Fachwissen und auch diese Kompetenz hat, aber eben die persönliche
00:13:46: Einordnung. Bei dir wird man erst mal nicht unterstützt. Richtig und dann gibt es halt auch
00:13:51: eben diese Fachbegriffe, diese medizinischen, die muss man ja auch erst mal verstehen. Und gerade
00:13:57: auch, wenn die Paare oder die Frauen ein Migrationshintergrund haben und sprachlich einfach
00:14:03: auch nicht in der Lage sind, diesem Arztgespräch zu folgen, entsteht eine sehr große Verunsicherung.
00:14:09: Und dann kann es gut sein, dass wir da nochmal versuchen, eben in einfacher Sprache das nochmal
00:14:16: zu erklären, was bedeutet diese Begrifflichkeit für sie in ihrer Situation? Mit der nötigen Zeit.
00:14:24: Richtig und auch möglicherweise mit einer Hilfe durch Dolmetscher, was ja auch beim Arzt nicht
00:14:30: möglich ist. Richtig in der Regel nicht, ja. Du hast es gerade schon angesprochen, dass
00:14:35: finanzielle ist natürlich auch oft ein sehr wichtiges Thema. Da kommen Menschen auch zu dir mit
00:14:42: Fragen oder auch Sorgen in der Hinsicht? Ja, das ist tatsächlich zunehmend auch eben durch die
00:14:48: wirtschaftliche Lage ein großer Bestandteil unserer Arbeit, weil das Schöne ist auch,
00:14:53: dass wir finanzielle Möglichkeiten haben, der Unterstützung. Das ist ja jetzt auch nicht
00:14:58: bei jeder Beratungsstelle der Fall. Wenn die wirtschaftliche Situation der Familien es nicht
00:15:04: möglich macht, zum Beispiel eine Baby Erstausstattung anzuschaffen, also sprich Umstandsbekleidung für
00:15:11: die Frau, Klinikbedarf, Baby Klamotten, ein Bett. Also das kann man sich einmal zusammenrechnen.
00:15:19: Da kommt einiges zusammen, gerade wenn es das erste Kind ist. Dann gibt es die Möglichkeit
00:15:25: über die Bundesstiftung Mutter und Kind, das ist eine staatliche Stiftung, über uns als Caritas
00:15:31: einen Antrag einzureichen. Und wir machen dann die Prüfung und die Berechnung der Voraussetzungen
00:15:37: und erledigen dann für die Klienten die Antragstellung. Oh, super. Ja, und dann gibt es eine
00:15:44: einmalige Beihilfe, wo wirklich schon mal entlastend sein kann. Das heißt, das ist wieder
00:15:50: ein ganz ähnliches Thema, die Möglichkeiten bestehen und man könnte das theoretisch auch
00:15:56: alles selbst machen, aber es ist einfach schwer durchzublicken und man muss ja auch erst mal wissen,
00:16:02: dass es das überhaupt gibt und ihr seid dann wieder tätig als Vermittler. Richtig. Zwischen
00:16:07: den Angeboten, die es gibt und den betroffenen Menschen. Genau, also jetzt bei der Bundesstiftung
00:16:12: direkt ist es auch gar nicht möglich, selber einen Antrag zu stellen. Also das geht nur
00:16:18: über eine anerkannte Schwangerschaftsberatungsstelle wie Caritas, Diakonie, Pro Familia. Also der Weg
00:16:26: muss über eine Beratungsstelle laufen, anders als jetzt beim Elterngeld oder beim Kindergeld.
00:16:31: Da können die Leute ja selber einen Antrag stellen, kommen zu uns um Hilfe zu bekommen, aber bei der
00:16:38: Bundesstiftung muss der Antrag über uns gestellt werden mit Stempel, mit Unterschrift. Die Prüfung
00:16:45: sozusagen übernehmen wir. Alles klar, genau. Und den Stempel den habt ihr dann. Richtig. Aber Thema
00:16:52: Elterngeld, Kindergeld, genau das beantragt man selbst, aber auch das ist ja mit viel Unsicherheit
00:16:57: verbunden, gerade bei Eltern, die zum ersten Mal Eltern werden. Das ist ja ganz schön kompliziert,
00:17:02: so das Kindergeld muss wieder woanders beantragt werden als das Elterngeld. Da braucht es nicht mal
00:17:07: den Migrationshintergrund, um da überfordert zu sein. Nein, tatsächlich habe ich sehr viele
00:17:13: Menschen, die eigentlich der deutschen Sprache sehr mächtig sind und auch gute Berufe haben,
00:17:19: die sagen Frau Schmucker, ich komme einfach nicht zurecht. Das ist ein Schungel an Informationen.
00:17:25: Man hat ja überall die Möglichkeit, sich Informationen einzuholen im Internet,
00:17:30: durch Arbeitskollegen, also ist ja fast schon eine Schwämme an zu vieler Information. Und ich merke,
00:17:37: dass das zunehmend verunsichert. Und die Leute kommen dann sagen, ich möchte einfach mal direkt von
00:17:43: ihnen hören, wenn sie es mir einmal erklären, wäre es richtig schön. Ja. Und die gehen dann meistens
00:17:49: raus und also man hört förmlich den Stein vom Herzen fallen. Sagt, das hat jetzt so viel geholfen,
00:17:57: zu wissen, es ist doch nicht so kompliziert, wie sie es anhört. Ja, das war bei uns auch das
00:18:03: Ergebnis. Erstmal totale Überforderung und dann ganz viel Lesen und wenn man es dann geschafft hat,
00:18:08: stellt man fest, also das wäre jetzt eigentlich in sehr wenig Worten zu erklären gewesen. Ja, genau.
00:18:14: Und es ist eigentlich, ja dann am Ende nicht kompliziert, aber diese schiere Menge an Informationen
00:18:22: lässt es erst mal kompliziert erscheinen. Genau. Und es ist ja auch eine Materie, das lernt man ja
00:18:28: nicht. Richtig. Also das lernt man nicht in der Schule, das lernt man nicht im Büro. Das kommt ja
00:18:33: wirklich erst auf einen zu, wenn man in der Situation ist und schwanger ist. Und davor braucht
00:18:40: man ja die Information gar nicht. Und manche Frauen sagen auch, also jetzt in der Schwangerschaft
00:18:46: durch die Hormone. Ich vergesse alles. Ich kann mich nicht mehr konzentrieren. Alles ist anstrengend.
00:18:53: Also da merkt man auch, dass dieses Hormonelle nochmal eine Rolle spielt bei alltäglichen Dingen.
00:18:59: Und dann sage ich aber immer, das ist nochmal, das geht anderen auch so. Da müssen sich gar keine
00:19:04: Sorgen machen, das ist keine Demenz. Das sind einfach die Schwangerschafts-Hormone.
00:19:10: Ja, gutes Stichwort. Die körperlichen Veränderungen, die können einen ja auch überrollen. Gerade bei der
00:19:17: ersten Schwangerschaft. Es ist ja verrückt, was passiert. Also wie der Körper sich tatsächlich
00:19:22: komplett darauf einstellt, jetzt diese eine Aufgabe zu haben und alles andere ist zweitrangig und da
00:19:28: passieren verrückte Dinge, die bestimmt auch zu viel Verunsicherung führen können.
00:19:33: Ja, absolut. Also das darf man natürlich nicht unterschätzen. Auch der Zustand nach einer
00:19:39: Entbindung. Also du kennst ja bestimmt auch den Begriff "Baby Blues". Also das ist tatsächlich
00:19:46: ein Phänomen, was auch normal ist, dass nach einer Entbindung das ganze Hormonelle nochmal
00:19:52: in ein Ungleichgewicht gerät und dadurch es bei manchen Frauen zu einer tiefen Traurigkeit führt
00:20:00: und dass sie auch Überforderungen erleben mit dem Säugling auch im ersten Moment gar nicht das
00:20:06: Mutterglück empfinden können und dann natürlich die Ängste aufkommen bleibt das so. Was tue ich,
00:20:13: wenn das jetzt so bleibt, wenn ich das Kind nicht stillen kann, wenn es mich anlächelt,
00:20:18: ich nicht zurücklächeln kann. Also das sind dann auch so Themen, wo Frauen zu uns kommen können,
00:20:25: um Platz zu haben, diese Dinge zu besprechen. Denn wieder ist es so, medizinisch wird man
00:20:33: optimal betreut bei uns in Deutschland. Da haben wir ja Glück, auch wenn man viel übers
00:20:37: Gesundheitssystem schimpfen kann. Man ist ja doch ganz gut aufgehoben. Aber in dem Moment,
00:20:44: in dem es medizinisch nichts mehr zu tun gibt, wird man dann gerade nach der Entbindung nach
00:20:48: Hause geschickt und steht dann da. Und dann kommt sicherlich die Hebamme regelmäßig vorbei. Aber
00:20:56: man ist eben trotzdem erstmal alleine. Genau. Aber da könnt ihr dann wieder helfen. Genau. Also
00:21:01: tatsächlich ist es so, wenn die Frauen dann mit den Kindern nach Hause kommen und der ganze Alltag
00:21:06: ist ja komplett durcheinander gewirbelt. Deshalb ist es oftmals auch schön, wenn dann die Väter
00:21:12: nach der Geburt die Möglichkeit haben, Elternzeit zu nehmen. Da ermutige ich auch die Väter dazu,
00:21:19: die es in Anspruch zu nehmen, weil das wirklich nochmal so eine wertvolle Zeit ist. Ja. Der Entlastung
00:21:25: und auch zum Bindungsaufbau. Also dass auch die Väter wirklich die Bindung zum Säugling stabilisieren
00:21:33: können und von Anfang an unterstützen und mitwirken können und dadurch auch sich in ihrer
00:21:39: Kompetenz auch gestärkt fühlen, also wickeln, füttern, also dass sie gar nicht dann so rausgedrängt
00:21:45: werden. Nein, das ist ein Teamjob. Auf jeden Fall. Ich plädiere für deutlich mehr als ein Monat
00:21:50: Elternzeit für Väter. Ja, genau. Also nach der Geburt ein Monat. Ich ermutige schon auch mehr noch,
00:21:56: wenn möglich, in Anspruch zu nehmen, aber es hängt natürlich oft am finanziellen, dass die Familien
00:22:00: sagen, würden wir schon gern machen, aber es ist finanziell schwierig. Ja, weil es dann eben im
00:22:07: Durchschnitt nur die 65 Prozent vom Lohn sind für diese Zeit. Aber natürlich wäre es wünschenswert,
00:22:13: da auch nochmal mehr Zeit für die Väter einzuräumen. Ja, finde ich absolut auch wichtig. Auf jeden
00:22:21: Fall. Ja, weil es eben auch wirklich ein Schock sind.
00:22:25: sein kann. Also wie du sagst, man kommt dann nach Hause mit diesem kleinen Bündel auf dem Arm und hat
00:22:32: ja die Geburt überstanden und die war eventuell auch traumatisch. Also das ist ja auch was, auf
00:22:37: das einen niemand vorbereiten kann, was da dann plötzlich geschieht und auch der Verlust, der
00:22:43: Autonomie, der da ganz schnell passieren kann. Und dann hat man dieses Bild jetzt seit ihr eine
00:22:51: Familie und jetzt ist alles total toll und schön. Und man hat Zeit, Mama ist im Mutterschutz und der
00:22:58: Papa hat dann vielleicht Elternzeit genommen und man hat Zeit und kann das neue Familienglück
00:23:03: genießen. Und die Realität ist dann aber eventuell eben anders, so wenn die eigenen Emotionen nicht so
00:23:11: mitspielen, wie man das sich wünscht, der Schlaf fehlt, die Sicherheit fehlt. Man ist ja extrem
00:23:18: unsicher erstmal mit so einem Baby und beim zweiten ist das dann schon völlig anders. Aber wenn man
00:23:24: alles zum ersten Mal macht, dann tauchen ja hunderte Fragen auf. Ja, das ist tatsächlich manchmal eine
00:23:30: Überforderung für die Paare. Das ist auch manchmal eine extreme Situation, was auch die Beziehung auf
00:23:37: eine harte Probe stellt. Also da merke ich dann tatsächlich, dass sich da auch was verändert
00:23:42: oft nach der Geburt. Also da ist man dunn heutiger. Auch was die Macken betrifft, das anderen. Also,
00:23:50: ja, also muss sich die Familie nochmal komplett umstellen. Da ist man nicht mal nur zu zweit,
00:23:58: sondern zu dritt. Und das sind auch wichtige Themen, die man in der Beratung nochmal aufgreifen
00:24:04: können. In manchen Fällen überlebt die Beziehung das auch nicht, wo sich dann die Paare trennen
00:24:10: nach der Geburt, auch schon relativ früh nach der Geburt oder auch kurz vor der Geburt, weil es
00:24:16: einfach so oft kracht oder die Männer sich dann teilweise auch gar nicht mehr gesehen fühlen.
00:24:22: Das benennen sie dann auch manchmal in der Beratung. Also ich werde gar nicht mehr so wahrgenommen als
00:24:28: Mann und ich fühle mich auch gar nicht mehr so wertgeschätzt. Also das hat sich alles so verändert
00:24:34: und irgendwie sind manche Paare dann gar nicht mehr so bereit, an der Beziehung zu arbeiten. Also da
00:24:43: ist natürlich gut, da vermitteln wir dann auch gerne an die Kollegen und Kolleginnen der Psychologischen
00:24:48: Beratungsstelle, die bei uns auf dem Stock sind. Also da kann man manchmal auch noch durch Gespräche
00:24:54: eine Stabilisierung herbeiführen, aber nicht in allen Fällen. Ja, es ist ich, also ich kann das
00:25:02: nachvollziehen insoweit, dass das einfach tief einschneidende Veränderungen sind, die dann halt
00:25:08: auch so automatisch ablaufen. Also es ist schon auch ein ziemlicher Kontrollverlust, den man da
00:25:14: erlebt und den man vielleicht so auch nicht gewohnt ist, dass einfach dieses kleine Wesen jetzt
00:25:19: ziemlich kompromisslos diktiert, wo die Prioritäten zu liegen haben. Ja, genau. Und ja, dass die dann
00:25:26: nicht beim Mann liegen, das ist offensichtlich. Ja, richtig. Und da muss man sich als Paar noch mal
00:25:32: neu finden manchmal und das dauert eine Weile, bis da wieder ein Gleichgewicht hergestellt wird.
00:25:39: Auch die finanzielle Lage verbessert sich eigentlich nach der Geburt eher das Gegenteil. Also die
00:25:45: Frau gerät wieder in der Abhängigkeit, sie muss ihren Job aufgeben, ist dann wieder mehr abhängig
00:25:53: vom Mann. Das führt dann auch oft zu Rollenkonflikten. Also das sind ganz viele Faktoren, die da mit
00:26:01: rein spielen. Und wo man immer wieder ins Gespräch gehen muss und auch beide dazu ermutigen muss,
00:26:08: nochmal miteinander auch in die Klärung zu gehen. Weil alles, was unausgesprochen bleibt,
00:26:15: führt zwangsläufig zu Konflikten. Ja, klar, wenn man das dann in sich rein frisst und jedes
00:26:22: Mal noch eins mehr ärgert. Richtig. Über dieses Verhalten, davon wird es nicht besser. Ja, das
00:26:27: sind dann so Verhaltensmustern, die man gerne mal reinrutscht oder man verdrängt es erst mal und
00:26:31: denkt, das wird schon wieder oder ich schluck's mal runter. Aber das offene Gespräch in der Regel
00:26:38: hilft schon viel nochmal klar zu machen, was erwarte ich? Also was bin ich auch bereit aufzugeben?
00:26:44: Was würde ich mir von dir wünschen in der aktuellen Situation, ohne immer zu sagen, ja, du bist
00:26:52: schuld, du hilfst mir zu wenig im Haushalt oder könntest öfter mal den Müll rausbringen. Also
00:26:58: das ist dann nicht immer der sinnvolle Weg, sondern das sich zu bleiben und zu sagen, ich würde mir
00:27:04: wünschen, dass das Gespräch so simpel, dass sich anhört, es doch immer die beste Lösung, um
00:27:13: Konflikten vorzubeugen. Und eben auch sich bewusst darüber werden, was für ein intensiver
00:27:18: Einschnitt das jetzt ist. Ja. Es ändert sich ja wirklich alles. Richtig. Und es ändern sich Dinge,
00:27:23: die man überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. Genau. Was einem auch keiner sagt. Also die, die
00:27:29: ganze, ja, das Rollenverständnis, dass man sich in seiner Beziehung so schön aufgebaut hat und was
00:27:34: vielleicht total gut funktioniert, das muss sich verändern, weil eben die neuen Anforderungen da
00:27:40: sind. Und das ist, das ist krass. Und das passiert auf Arten, die man eben, ja, auf die man nicht
00:27:45: vorbereitet wird. Ja, und die Rahmenbedingungen, die werden einfach auch nicht leichter. Also
00:27:50: sprich eben diese Vereinbarkeit von Familie, Beruf, insbesondere spreche ich jetzt von den Frauen,
00:27:56: weil die ja oft in der Situation sind, Elternzeit zu nehmen. Und da erlebe ich schon, dass sie gerne
00:28:03: wieder früher arbeiten gehen würden, aber einfach keinen Kindergartenplatz oder einen Krippenplatz
00:28:10: finden oder der dann so teuer ist, dass es sich wiederum nicht lohnt, wieder einzusteigen, wenn
00:28:16: der Krippenplatz 800 Euro kostet. Und ich nur wieder eine Teilzeitarbeit aufnehme. Das Kind
00:28:23: ist erst ein Jahr alt. Da sagen dann viele Frauen, da überlege ich mir schon, ob mir dann nicht die
00:28:29: Zeit mit dem Kind wichtiger ist, obwohl ich gerne wieder arbeiten gehen würde, aber aufgrund der
00:28:36: Kosten eigentlich lohnt sich das gar nicht. Und das halte ich für eine sehr schwierige Entwicklung.
00:28:42: Das ist sehr schwierig. Ja. Gerade auch, wie du es schon angesprochen hast, weil das einfach
00:28:46: wahnsinnig in die Abhängigkeit der Frau von dem Mann, das ein Karriere ungestört weitergeht,
00:28:54: der eben nicht aussteigt aus dem Arbeitsleben. Und die Frau, die dann am Ende eventuell mehrere
00:29:00: Jahre aus der Arbeit draußen ist und dann auch nur Teilzeit wieder einsteigen kann, das geht
00:29:06: natürlich sehr auf Kosten der Karriere und damit auf Kosten der finanziellen Unabhängigkeit. Und
00:29:13: da ist ja der Staat auch nicht gerade proaktiv unterwegs da für eine Sicherheit zu sorgen. Also
00:29:20: da muss man schon gut aufpassen, weil die finanzielle Abhängigkeit, die ist dann sehr, sehr schnell
00:29:25: da und wenn es dann eben doch irgendwann zu einer Trennung kommt. Ja, dann sieht es nochmal ganz
00:29:30: anders aus, ja. Mal als erleblicher. Und das Problem ist, ich habe dann oft die Frauen bei mir an der
00:29:37: Beratung sitzen und der andere wichtige Teil, also die Väter, die ich vor der Geburt oft noch da
00:29:44: hatte, die erreiche ich dann gar nicht mehr, weil die kommen dann nicht mehr in der Regel. So habe
00:29:50: ich halt immer nur die eine Seite. Also die Männer leiden auch und die haben ja auch vielleicht eine
00:29:56: andere Sichtweise wiederum, aber die kommt dann oft nicht mehr bei mir an. Da ist es denn der Stolz,
00:30:03: oder? Ja. Also redet miteinander Leute. Ja, genau, absolut. Lass das nicht so weit kommen. Auch wenn es
00:30:10: schwierig ist. Das wäre jetzt ein total schönes Schlusswort. Ja, stimmt. Wir sind auch noch mitten
00:30:17: drin. Ja, stimmt. Ja, jetzt kommen ja sicherlich nicht nur glückliche Paare zu dir in die Beratung,
00:30:25: die sich auf das erste, zweite, dritte Kind freuen, sondern oft ist die Situation auch schwieriger.
00:30:31: Ungewollte Schwangerschaft, der Partner ist nicht mehr im Bild. Was sind denn dafür Themen,
00:30:37: mit denen die wahrscheinlich Frauen alleine zu dir kommen? Genau. Es gibt natürlich auch
00:30:44: krisenhafte Situationen im Leben, wie zum Beispiel eine ungeplante, ungewollte Schwangerschaft,
00:30:50: zum Beispiel nach einem One-Night-Stand, wo die Frauen sagen, also aktuell passt eine Schwangerschaft
00:30:56: überhaupt gar nicht in meine Lebensentwürfe. Und das sind dann oft die typischen Schwangerschaftskonflikte.
00:31:04: Und wir als Caritas dürfen die Schwangerschaftskonfliktberatung durchführen, aber wir dürfen
00:31:13: nicht mehr den Abbruchschein ausstellen, damit die Frauen dann in der Klinik oder bei einem Arzt
00:31:20: bis zur zwölften Schwangerschaftswoche den Abbruch durchführen können. Und das ist ja eigentlich
00:31:27: Grundvoraussetzung. Und viele sind sicher, also in ihrer Entscheidung nicht alle, aber die Frauen
00:31:35: oder auch Paare, die sich sicher sind, die kommen natürlich nicht zu uns, wenn sie den Schein nicht
00:31:43: bekommen. Da müssen wir dann an Beratungsstellen vermitteln, die diesen Beratungsabbruchschein
00:31:50: ausstellen dürfen, wie die Diakonie in Friedrichshafen oder in Ravensburg pro Familie. Aber es
00:31:57: kommen natürlich auch Paare oder Frauen, die sagen, ich bin noch in der Entscheidungsfindung. Ich
00:32:04: bin mir einfach noch nicht sicher. Und ich würde gerne bei euch als Caritas, also das kommt auch
00:32:11: immer darauf an, mit welcher eigenen christlichen Grundhaltung die Leute unterwegs sind. Also
00:32:17: wenn sie selber zum Beispiel katholisch erzogen sind, manchen ist das wichtig, auch bei einer
00:32:22: katholischen Stelle nochmal diese Beratung zu bekommen. Und es sind im Durchschnitt so fünf
00:32:29: bis sieben Beratungen im Jahr. Also es ist deutlich weniger geworden als früher, als wir das noch
00:32:36: konnten. Aber diese Beratungen bieten nochmal andere Möglichkeiten ins Gespräch zu gehen,
00:32:43: mit den Frauen bei der Entscheidungsfindung nochmal zu helfen. Wichtig ist immer eine
00:32:49: ergebnisoffene Beratung, also dass man nicht in eine Richtung berät, entweder zum Abbruch oder
00:32:55: zum behalten des Kindes, sondern die Entscheidung bleibt immer bei der Frau bzw. bei dem Paar,
00:33:02: wenn sie zusammenkommen. Also es oblegt mir nicht zu sagen, wie es sein soll. Ja, natürlich. Genau.
00:33:10: Aber manche würden sich das natürlich wünschen, diese Entscheidung abgenommen zu bekommen. Wir
00:33:15: können den Weg ebnen, durch eben das Anstoßen einer finanziellen Hilfe oder zu sagen, okay, es gibt
00:33:22: die Möglichkeiten einer Unterstützung, auch wenn sie alleinerziehend sind, zum Beispiel nach der
00:33:26: Geburt, dass sie Bürgergeld beantragen können. Das ist ja so eine soziale Sicherung des Staates,
00:33:33: um einfach finanziell abgesichert zu sein. Da wird die Miete bezahlt und Kosten des
00:33:39: Lebensunterhaltes. Und dann kann man schauen, dass der Lebensunterhalt gesichert ist und das bietet
00:33:45: auch vielen schon mal eine Perspektive zu wissen. Okay, wenn es finanziell harpot, dann kann man was
00:33:52: machen. Aber wenn es eine tiefe Lebensentscheidung ist, die man zu treffen hat, also das Kind passt
00:33:58: jetzt momentan nicht in mein Leben, dann bleibt es immer bei der individuellen Entscheidung der
00:34:08: Frau oder des Paares. Aber und das ist mir auch wichtig zu sagen, man ist trotzdem an der richtigen
00:34:15: Stelle hier für eine Beratung und es wird nicht ausgeklammert oder tabulisiert. Man kann da ganz
00:34:22: offen darüber sprechen, nur wenn die Entscheidung dann für einen Abbruch fällt, dann braucht es eben
00:34:28: noch eine zweite Stelle. Genau, dann braucht sie zweite Stelle. Manche Frauen entscheiden sich
00:34:33: auch dann gegen den Abbruch, waren vielleicht schon bei Pro Familia oder bei der Diakonie,
00:34:38: hätten den Schein schon gehabt, entscheiden sich dann trotzdem für das Kind und kommen dann wieder.
00:34:44: Schön. Zu mir in die Beratung und dann geht der Prozess wieder einen anderen Weg. Also die
00:34:50: Fälle haben wir auch relativ oft. Schön, das freut mich. Ja, es gibt Wege und wie du sagst,
00:34:57: dass das finanzielle ist natürlich immer ein Thema, aber auch da gibt es Möglichkeiten. Es ist
00:35:03: nicht so, dass man in Deutschland allein gelassen wird, da haben wir das Glück, auf ein Sozialstaat
00:35:08: zurückgreifen zu können, der unterstützt, wenn es nötig wird. Die Caritas unterstützt dann gerne
00:35:14: bei dem Weg dorthin. Richtig, genau. Es gibt ja auch noch Wohngeld, Kindertuschlag, weil bei vielen
00:35:20: ist das Wort Bürgergeld, also sprich früher Hartz IV, so das Umgangssprachliche, so ein Wort. Oh je,
00:35:28: dann bin ich ganz unten angekommen, dann habe ich meine Würde verloren, dann nimmt mich niemand in
00:35:34: der Gesellschaft mehr wahr, dann werde ich unsichtbar, das möchte ich oft gar keinen Fall. Ja,
00:35:41: also das höre ich auch oft, dass das wirklich die Menschen vermeiden wollen, in dieses Sozialsystem
00:35:48: rein zu rutschen. Und dann kann man sagen, okay, es gibt aber auch noch die Option über
00:35:52: Wohngeld und Kindertuschlag nochmal auszugleichen. Ja. Und das ist dann für manche, okay, das könnte
00:36:00: ich mir eher noch vorstellen. Ja, das ist nachvollziehbar, dass man das nicht möchte. Es ist
00:36:07: natürlich stigmatisiert, leider, auch wenn das ja in aller Regel unverschuldet die Menschen trifft.
00:36:14: Und ich würde mir auch wünschen, dass es diese Beschäftigungen gar nicht gibt, bei denen dann
00:36:19: ein Aufstocken von Seiten des Staates überhaupt nötig ist, aber das ist nur mal die Realität und
00:36:25: wenn es so ist, dann gibt es diese Möglichkeiten abseits vom Bürgergeld, sich gerade auch in
00:36:31: Bezug auf Kinder nochmal neben dem eigentlichen Kindergeld nochmal unterstützen zu lassen. Genau,
00:36:37: aber eben wie gesagt, es ist ein Dschungel, es ist für die Leute oft schwierig den ersten Schritt
00:36:42: zu machen und wir begleiten bei diesen Schritten, dem das wir auch mal helfen, ganz praktisch beim
00:36:49: Antrag ausfüllen. Das kann auch oftmals schon mal ein erster Schritt sein, diesen Antrag auszudrucken
00:36:55: und schon mal auszufüllen, also eine Anstoßhilfe zu bieten. Ja, schön, das heißt egal wie das
00:37:02: Gefühl ist, ob jetzt die Freude groß ist oder auch die Verzweiflung oder Unsicherheit, in jedem Fall
00:37:10: sind Familien und auch einzelne Personen in der Schwangerschaft und auch danach bei dir gut
00:37:16: aufgehoben, glaube ich. Ja, ich denke schon, wie gesagt, das ist eine sehr schöne Aufgabe und ich
00:37:23: schließe morgens die Tür auf und ich weiß nie, was mich erwartet und dass nach über zehn Jahren
00:37:29: jeder Tag ist anders, jeder Beratung ist anders. Jetzt stellen wir das sehr erfüllen vor, zu sehen,
00:37:37: dass man, dass man Menschen einfach unterstützen kann und Sicherheit geben. Ja, eine Sache,
00:37:44: die wir noch ansprechen wollten, auch wenn es natürlich keine Schöne ist. Manchmal geht eine
00:37:50: Schwangerschaft auch ungewollt, vorzeitig zu Ende und auch da sind die Menschen bei dir richtig.
00:37:57: Das heißt, auch wenn eine Vielgeburt stattgefunden hat, auch dann und gerade dann gibt es ja eine Menge
00:38:03: Gesprächsbedarf und Bedarf, Dinge aufzuarbeiten und auch da bist du eine gute erste Ansprechpartnerin,
00:38:11: eben nicht therapeutisch, aber um auch einfach mal alles auf den Tisch legen zu können und zu
00:38:16: sehen, in welcher Situation bin ich und was für Hilfestellungen brauche ich jetzt im Moment. Ja,
00:38:23: richtig. Also es ist ganz ein wichtiger Punkt anzusprechen auch in der Öffentlichkeit, dass wir
00:38:29: da sind, auch für die Frauen oder Paare, die eben eine Vielgeburt oder auch eine Todgeburt
00:38:37: erlitten haben. Oftmals ist es auch nicht die erste. Also ich erlebe Fälle. Aktuell letzte Woche
00:38:45: kam eine Frau, die sagt, das ist schon meine 8. Schwangerschaft. Genau, ich hatte innerhalb eines
00:38:51: Jahres 7 Vielgeburten. Die war sehr, sehr verunsichert, die befand sich dann schon in der 20.
00:38:57: Schwangerschaftswoche und ich habe gemerkt, sie konnte sich immer noch gar nicht richtig freuen und
00:39:03: darauf einlassen, dass es jetzt geklappt hat. Also sie war immer in der Anspannung und dachte, okay,
00:39:09: das kann vielleicht doch noch mal schiefgehen und da noch mal zu ermutigen und zu sagen, okay,
00:39:14: versuchen sie wirklich auch, die Bindung aufzubauen. Es ist in der Schwangerschaft auch schon wichtig,
00:39:21: das Kind nimmt die Stimme wahr, nimmt den Stresspegel wahr. Also dazu ermutigen auch, sich
00:39:28: darauf einzulassen und versuchen mal, die Ängste ein bisschen loszulassen. Aber also ich erlebe
00:39:36: schon, dass viele Frauen damit zu kämpfen hatten in der Vergangenheit auch eben Todgeburt, wenn das
00:39:42: Kind zu einem späteren Zeitpunkt dann verloren wurde oder auch plötzlicher Kindstod. Also das
00:39:48: sind auch Fälle, die immer mal wieder bei uns vorkommen oder seitlich innerhalb weniger
00:39:54: Monate nach Geburt unerwartet verstirbt. Es gab es ja früher ganz häufig, wo einfach die
00:40:00: medizinischen Möglichkeiten noch nicht so da waren. Aber es ist immer noch so, dass das manchmal
00:40:06: vorkommt. Und das sind natürlich sehr, sehr traurige Beratungen. Aber für mich trotzdem wertvoll,
00:40:14: weil wir diese Sachen teilen können in der Beratung. Also ich glaube auch, es ist gar nicht
00:40:20: wichtig, so viele praktische Tipps zu geben, was man aktuell tun könnte. Also davon sehe ich eher
00:40:28: ab und gebe den Raum, Raum für das Gespräch, dass die Frauen einfach loslassen können. Es ist nicht
00:40:37: immer wichtig, dass man gleich einen tollen Tipp zur Stelle parat hat, sondern das zuhören. Es ist
00:40:44: heute wichtiger denn je, finde ich. Weil irgendwo fehlt es überall an Zeit. Therapeuten sind ja auch
00:40:54: nicht mehr so greifbar. Muss man monatelang warten auf einen Termin. Und wir sind da und können
00:41:00: wirklich innerhalb von zwei, drei Tagen diese Konfliktsituation auffangen und eine Entlastung
00:41:07: schaffen. Das hilft oftmals, ja. Also auch ohne konkrete Fragen oder Beratungsbedarf,
00:41:15: einfach um mal gehört zu werden und auch Raum zu bekommen für das Gespräch, für die Trauer.
00:41:22: Richtig. Also ich mache die Beratungen gern, auch wenn es wirklich schwere Themen sind. Aber man
00:41:29: bekommt nochmal einen anderen Bezug zu den Paaren, zu den Frauen. Und es ist auch ein Geschenk, dass
00:41:37: sie einem so viel anvertrauen. Schwieriges Thema. Ich glaube, es wird ja auch nach wie vor nicht
00:41:45: viel drüber gesprochen. Also es wird ja oftmals gar nicht thematisiert. Und ich glaube, im Durchschnitt
00:41:51: erlebt jede Frau mindestens eine Fehlgeburt in ihrem Leben. Und ja, auch damit möchte man nicht
00:42:00: allein sein. Richtig. Ja. Okay, das heißt in jedem Aspekt eigentlich rund um die Schwangerschaft oder
00:42:10: eben auch die ausbleibende Schwangerschaft davor, währenddessen danach ganz niederschwellig und
00:42:18: spontan auch, wenn du sagst, in wenigen Tagen ist da eine Beratung möglich? Ja, wir machen da
00:42:23: Notfalltermine auch, wo wir uns aber Zeit nehmen. Also die werden dann nicht schnell
00:42:28: abgefertigt, sondern wir bieten mindestens eine Stunde Raum und Zeit. Ja, ich denke,
00:42:34: das kann unendlich wertvoll sein. Ja. In vielen, vielen Situationen. Ich hoffe. Alexandra, vielen
00:42:43: Dank. Das war ein sehr, sehr schönes, offenes Gespräch. Ich hoffe, da steckt dir jetzt auch
00:42:48: einiges drin, von dem die Zuhörerinnen profitieren können. Ich glaube, unterm Strich ist ganz klar,
00:42:55: die Nachricht durchgekommen, kommt vorbei im Zweifel, holt euch Unterstützung und das geht
00:43:01: auch nicht nur bei der Caritas. Wir wollen hier keine Werbeveranstaltungen machen. Es gibt diverse
00:43:06: Stellen, an die man sich wenden kann und es ist immer einfacher, in einem persönlichen Gespräch
00:43:12: einfach mal einen Überblick zu verschaffen oder mal gehört zu werden und auch ganz persönliche
00:43:18: Ängste und Befürchtungen ansprechen zu können, die jetzt gar keinen konkreten medizinischen oder
00:43:24: organisatorischen oder bürokratischen Hintergrund haben, sondern einfach mal sprechen. Richtig,
00:43:29: genau. Einfach anrufen oder auch per online Beratung sich melden. Manche möchten auch nicht
00:43:36: gleich anrufen, sondern möchten erst mal den Kontakt ein bisschen anonymer gestalten. Alle
00:43:42: Wege sind willkommen. Online, telefonisch, face-to-face. Dann sage ich vielen Dank für unser
00:43:49: face-to-face heute. Das war "Hört euch stark", der Podcast der Caritas Bodensee oberschwaben.
00:43:55: Heute ging es um das Thema Schwangerschaft und alles drumrum und ich hoffe, wir hören uns in
00:44:01: der nächsten Folge wieder. Macht's gut. Vielen Dank. Hört euch stark, wird produziert von der Caritas
00:44:11: Bodensee oberschwaben und unterstützt von der deutschen Fernsehlotterie. Weitere Infos und alle
00:44:23: Folgen gibt es unter machteustark.com und überall wo es Podcasts gibt.
Neuer Kommentar