Aufwachsen 2 — Kleinkindalter

Shownotes

Im Kleinkindalter passiert unglaublich viel – und das in rasantem Tempo. Kinder entdecken Sprache, Bewegung, ihren eigenen Willen und stoßen dabei oft an Grenzen – und ihre Eltern gleich mit. In dieser Folge geht es um Autonomiephasen (aka „Trotz“), emotionale Entwicklung, Alltag zwischen Chaos und Kuscheln und die große Frage: Wie begleite ich mein Kind liebevoll, ohne mich selbst zu verlieren?

Die Familienberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben findet ihr hier.

HörtEUCHStark wird unterstützt von der Deutschen Fernsehlotterie.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Willkommen bei "Hört euch stark", den Eltern-Podcast "Die Karidas Bodensee Oberschwaben".

00:00:09: Hallo und herzlich Willkommen zu "Hört euch stark".

00:00:22: Wir sitzen wieder hier in meinem Studio.

00:00:25: Und hier sitzt zum zweiten Mal jetzt schon die Josefa, meine Chefin.

00:00:29: Hallo, Chefin.

00:00:31: Hallo, Florian. Schön, dass ich wieder eingeladen bin.

00:00:34: Oder mich selber eingeladen habe.

00:00:36: Ja, voll gut.

00:00:38: Wir sind ja gerade in unserer Staffel der Entwicklungsphasen von so einem Kind.

00:00:43: Letztes Mal habe ich mich mit Alexandra über die allererste Phase, die Schwangerschaft und die Geburt

00:00:49: und das, was so direkt danach kommt, unterhalten.

00:00:52: Und wir wollen uns jetzt heute auf die zweite Phase stürzen, das Kleinkindalter.

00:00:57: Ja, vielleicht erinnern sich ein paar Leute noch an dich.

00:01:00: Aber vielleicht stellst du dich trotzdem noch mal kurz vor, was du so machst.

00:01:03: Und dann steigen wir ein.

00:01:05: Ja, gerne. Die allererste Folge damals, da waren wir beide noch ganz aufgeregt.

00:01:09: Ja.

00:01:11: Heute sitzen wir hier schon ganz entspannt.

00:01:13: Das stimmt.

00:01:14: Genau, ich bin Josefa Giccio.

00:01:16: Ich arbeite seit zwei Jahren bei der Karidas Bodensee Oberschwaben

00:01:19: und leite die Psychologische Familie und Lebensberatung in Friedrichshafen.

00:01:23: Und das Projektörderstock der Podcast gehört ja eben auch bei uns dazu.

00:01:27: Zu uns kommen Eltern mit allen möglichen Fragen in allen möglichen Entwicklungsstufen,

00:01:33: Entwicklungsphasen ihrer Kinder.

00:01:35: Und ich selber kenne mich auch aus persönlichen Gründen.

00:01:39: Im Moment ganz gut mit der Kleinkindphase aus.

00:01:42: Wie kommt's?

00:01:43: Also sitzt hier genau als diejenige, die sich natürlich fachlich so ein bisschen

00:01:47: auch damit beschäftigt hat, mit der im Alter aber auch als Mama von einem dreijährigen Kind.

00:01:52: Also steckt mittendrin in dieser Entwicklungsphase zu Hause.

00:01:56: Und dann hat sich das angeboten, dass wir uns zu dem Thema ein bisschen austauschen heute.

00:02:00: Genau.

00:02:01: Und bei mir ist es ja auch noch nicht so lange her.

00:02:03: Geduld erinnert sich wahrscheinlich noch so wage.

00:02:05: Ich erinnere mich noch.

00:02:06: Ja, wo steigen wir denn ein?

00:02:08: Kleinkindalter beginnt, wenn man sich grad so ein bisschen eingegrooft hat,

00:02:12: dass mit dem stillen Halbwegs läuft.

00:02:15: Oder man sich mit der Flasche organisiert hat.

00:02:18: Ja, richtig, genau.

00:02:20: Und vielleicht hat man grad so ein bisschen diesen Zustand erreicht,

00:02:24: von dem ein in der Schwangerschaft alle erzählt haben,

00:02:27: dieses traute Familienglück, wenn man dann zu dritt ist.

00:02:30: Und dann fängt das Kind an zu wachsen und entwickelt neue Ansprüche

00:02:35: und neue Aufgaben kommen auf einen zu.

00:02:38: Und irgendwie ist ja immer so, wenn man grad gedacht hat,

00:02:40: jetzt haben wir ein Rhythmus, jetzt haben wir uns eingegrooft,

00:02:42: dann ist plötzlich wieder alles anders.

00:02:44: Genau.

00:02:45: Da kann man sich direkt mal dran gewöhnen.

00:02:47: Wenn es zum ersten Mal passiert, das hört nicht auf.

00:02:49: Also zumindest bis neun und ein halb nicht.

00:02:52: Und ich hab irgendwie keine große Hoffnung,

00:02:54: dass sich das irgendwann ändert.

00:02:56: Kleine Kinder, kleine Sorgen, große Kinder, großes Sorgen, oder?

00:02:59: Sagt man so.

00:03:00: Sagt man.

00:03:01: Ich hab das Gefühl, die Sorgen bleiben immer gleich,

00:03:03: die Themen werden nur anders.

00:03:04: Die Themen werden anders.

00:03:05: Genau, das werden wir ja auch im Verlauf der Staffel, denke ich, hören.

00:03:08: Und da werden auch wahrscheinlich immer wieder ähnliche Ansätze kommen,

00:03:12: wie man damit umgehen kann.

00:03:14: Ja, ich denke, die Frage ist ja immer,

00:03:16: ob man sich in der Hause dann mit dem Kind oder den Kindern,

00:03:19: und irgendwie ist erst mal alles anders.

00:03:21: Und du sprichst jetzt so vom Ideal, Familienglück oder so.

00:03:26: Aber trotzdem ist es ja auch ein totaler Clash.

00:03:29: Vorher waren wir in Vollzeit arbeiten oder viel arbeiten

00:03:32: oder viele andere Dinge, waren möglich.

00:03:35: Und dann sitzt zumindest eine Person allermeistens den ganzen Tag zu Hause.

00:03:39: Bestenfalls kommt dann am Gegenabend noch eine zweite Person dazu,

00:03:42: die so ein bisschen dann unterstützen kann oder abnehmen kann.

00:03:45: Und vielleicht hab ich mir ja auch im Vorhinein total viele schöne Dinge überlegt,

00:03:50: die ich machen kann, die ich machen will in dieser,

00:03:52: in Anführungszeichen freien Zeit, die ich dann endlich mal hab.

00:03:55: Und die Realität ist so, dass ich halt um 14 Uhr dazu komme,

00:03:59: mir mal die Zähne zu putzen oder so.

00:04:01: Weil halt einfach das ganz anders läuft, wie ich mir vielleicht vorgestellt hab

00:04:06: oder die Anfangszeit halt doch nicht so ganz so einfach läuft.

00:04:10: Und ich ja einfach bisher noch auch keine Ahnung hat,

00:04:13: was kommt da auf mich zu, wie organisiere ich mich,

00:04:16: was mache ich wann, was braucht mein Kind wann.

00:04:19: Da muss man ja echt so richtig zueinander wachsen.

00:04:23: Das wird so von vielen Menschen verklärt.

00:04:26: Während so einer Schwangerschaft sagen einem Menschen,

00:04:29: das wird so schön und so toll.

00:04:31: Und in den ganzen vielen Momenten ist es auch schön und toll.

00:04:33: Und es gibt trotzdem ja auch viele Momente bei vielen Menschen,

00:04:36: die es einfach halt anstrengend sind.

00:04:39: Ja, und auch mit den Erwartungen an den eigenen emotionalen Zustand,

00:04:44: bisschen sperrig ausgedrückt, muss man oft aufräumen.

00:04:48: Also, dass man ein schlechtes Gewissen hat,

00:04:51: weil man jetzt eben nicht auf Wolke 7 schwebt mit dem neuen Familienglück

00:04:55: und dass ein vielleicht erstmal gar nicht so wahnsinnig erfüllend findet,

00:04:58: sondern der Fokus vielmehr auf den schlaflosen Nächten

00:05:01: und den Unsicherheiten liegt.

00:05:03: Und vielleicht auch manchmal schon auf dem, was man alles aufgegeben hat.

00:05:06: Man gibt ja auch erstmal in Anführungszeichen viel auf.

00:05:09: Man gewinnt wahnsinnig viel Neues dazu, keine Frage.

00:05:12: Aber viele Dinge, die vielleicht bei Freunden, Freunden

00:05:15: und außerhalb einfach normal weitergehen,

00:05:18: da bin ich jetzt plötzlich raus, erstmal.

00:05:20: Und es ist komplett fremdgesteuert.

00:05:22: Also für das Kind hat man sich meistens ja noch entschieden.

00:05:25: Aber alles, was dann passiert, läuft im Autopilot.

00:05:28: Und man hat dann erstmal so gar keinen Einfluss mehr drauf.

00:05:32: Und dieser Verlust an Selbstbestimmung und Kontrolle

00:05:37: so über den eigenen Alltag und über das eigene Leben,

00:05:40: das kann sich auch ganz schön herb anfühlen.

00:05:42: Wenn man es ja auch nicht kennt.

00:05:44: Also man hat ja seine ganze eigene Kindheit und Jugend für Autonomie gekämpft

00:05:48: und hat die in irgendeiner Form mehr oder weniger erreicht als Erwachsener.

00:05:52: Und dann verschwindet davon wieder ganz viel plötzlich.

00:05:55: Und zurecht haben da auch viele Menschen echt Spürigkeiten

00:05:59: oder Haar dann auch erstmal mit der Situation.

00:06:02: Und das geht ja bis hin zu Depressionen, die sich entwickeln können.

00:06:06: Das ist ja alles relativ häufig, glaube ich, sogar.

00:06:09: Genau. Gibt es tatsächlich ja nicht selten,

00:06:11: dass vor allem auch Frauen nach der Geburt eben nicht

00:06:14: in dieses himmelhochjauchzende Gefühl kommen,

00:06:18: sondern tatsächlich eine totale Depression entwickeln

00:06:22: und sich einfach richtig schwert und natürlich dann auch ohne Hilfe

00:06:26: gar nicht das Rausschaffen ganz oft.

00:06:29: Dann ist es wahrscheinlich erstmal am wichtigsten,

00:06:31: sich nicht deswegen auch noch Vorwürfe zu machen

00:06:34: und so schnell wie es geht zu akzeptieren,

00:06:36: dass das einfach passieren kann, dass man da keine Schuld dran hat

00:06:39: und sich so schnell wie es geht auch Hilfe holen.

00:06:42: Auch externe Hilfe, wenn es dann wirklich so weit kommt,

00:06:45: dass man nicht mehr rauskommt.

00:06:47: Nur dann ist man ja auch in der Lage,

00:06:49: irgendwann eine Beziehung und eine Bindung zum Kind aufzubauen.

00:06:52: Wenn man da in dem Moment dann sich Hilfe holt

00:06:55: und dann nach sich schaut, ja, genau,

00:06:57: sind wir ganz schnell bei ganz schwierigen Themen gelandet.

00:07:00: Ja, stimmt, ja.

00:07:01: Eigentlich wollten wir doch über Schnulli reden und so.

00:07:03: Stimmt.

00:07:04: Aber ein sehr wichtiges Thema.

00:07:06: Ja, und es ist ein Thema, das immer wieder auftaucht

00:07:08: und was ich merke, was mir persönlich auch total wichtig ist,

00:07:12: dieses Aufräumen mit von extern eingegebenen Erwartungen,

00:07:16: die man dann an seine Situation hat, die man dann an sich selber hat

00:07:20: und die halt meistens in irgendeiner Form beschönigend sind

00:07:24: verklärend und denen man deswegen auch gar nicht gerecht werden kann.

00:07:27: Zusätzlich zu dem ganzen echten Stress, den man hat

00:07:31: durch die neue Situation, hat man den Kram dann halt auch noch im Kopf

00:07:34: und das ist ja mal so komplett unnötig.

00:07:37: Ja, absolut.

00:07:38: Und diese Erwartungen vor allem, die ich an mich selber habe,

00:07:41: wie möchte ich es haben, wie macht es uns meine Bekannten,

00:07:43: wie finde ich es eigentlich total gut.

00:07:45: Das Stillen muss klappen, zum Beispiel hier oft so ein Satz,

00:07:48: den Frauen vor allem sich eintrichtern

00:07:51: und sich da wahnsinnig unter Druck setzen

00:07:53: oder mein Kind darf auf gar keinen Fall ein Schnulli kriegen.

00:07:57: Also solche Sätze, die entweder vielleicht von außen irgendwie mal herangetragen wurden,

00:08:02: aber die sich also oft auch selber einreden

00:08:05: und sich dadurch einfach oft auch sehr anstrengend und schwer machen.

00:08:09: Vieles bildet sich, glaube ich, auch schon bevor das Kind überhaupt

00:08:12: auf der Welt ist oder sogar noch viel früher,

00:08:15: dass man da so ein fertiges Bild dann irgendwann davon hat,

00:08:18: wie das auszusehen hat und was richtig ist.

00:08:21: Und gerade bei diesen ganzen Fragen, Schnuller ja oder nein,

00:08:24: Stillen ja oder nein, eigenes Bett, hochnehmen oder schreien lassen,

00:08:29: das ist ja ein Thema, was hoffentlich mehr oder weniger hinter uns liegt.

00:08:33: Genau, und diese ganzen Sachen, dass man da dann meint,

00:08:37: zu wissen, was richtig ist und wenn die Realität damit dann kläscht,

00:08:41: dann muss man sich auseinandersetzen mit dem,

00:08:44: was man sich vorgestellt hat und mit dem, wie es halt wirklich ist.

00:08:47: Und mir ist einfach schon auch wichtig, da zu sagen,

00:08:50: dass es da einfach keinen richtigen Weg gibt oder den Weg, der für alle passt.

00:08:56: Es gibt Frauen, die können Stillen, da ist es super, das tut den Kindern auf jeden Fall gut.

00:09:00: Muttermilch ist natürlich das allerbeste und auch einfachste,

00:09:04: wenn es klappt, wenn es für alle beide Seiten einigermaßen stressfrei läuft.

00:09:09: Aber es gibt einfach auch viele Situationen,

00:09:12: wo eben die Flasche super ist und angesagt ist

00:09:15: und es eben genauso gut ist.

00:09:18: Und da gibt es eben kein besser oder schlechter,

00:09:20: wie es ja trotzdem oft auch einfach klickert wird.

00:09:23: Ich kenne schon auch einige, die einfach entweder nicht Stillen konnten

00:09:26: oder auch nicht Stillen wollten, die da schon Kommentare bekommen haben,

00:09:30: die ich einfach richtig unfair finde,

00:09:32: weil keiner weiß, warum gibt jemand Flasche

00:09:35: und selbst wenn eben eine Frau sagt, ich weiß, dass ich dafür nicht gemacht bin,

00:09:40: ich weiß, dass ich dafür zu ungeduldig wäre

00:09:42: und stundenlang am Tag mit Stillen verbringen.

00:09:45: Das ist für mich eine unerträgliche Vorstellung.

00:09:48: Das würde meinem Kind nur mehr schaden, wenn ich das Stillen würde,

00:09:52: weil das ja die ungeduld und die genervt sein

00:09:55: und den Druck direkt mitkriegt

00:09:58: oder auch die Schmerzen, die ich dabei habe.

00:10:00: Von daher, das ist mir einfach nur, wie gesagt, wichtig.

00:10:03: Jede Entscheidung ist genau richtig

00:10:05: und gilt es einfach auch zu akzeptieren von anderen Menschen.

00:10:09: Vielleicht kann man ja nachfragen, wie war es denn oder wie hat sich es ergeben,

00:10:13: aber auf gar keinen Fall irgendwie da eine Wertung reinzugeben,

00:10:16: weil es gibt immer für alles sicherlich einen guten Grund.

00:10:20: Ja, und man darf sich selber nicht aus den Augen verlieren

00:10:23: bei der Entscheidung, wie es jetzt gut ist.

00:10:25: Es geht nicht nur ums Baby, es geht um die ganze Familie.

00:10:28: Die muss funktionieren.

00:10:30: Es gab in meinem Unfälle so einen Fall,

00:10:32: dass es beim Stillen eben einfach nicht richtig funktioniert hat.

00:10:35: Die Menge war nicht ausreichend

00:10:37: und die Mama hat sich da wochen und monatelang damit rumgeplagt

00:10:41: und eben mit ganz viel Zeitaufwand versucht, das Kind zu Stillen.

00:10:45: Was natürlich ein Riesenstress wurde

00:10:47: und wahnsinnig viel Raum eingenommen hat in einem Alltag,

00:10:51: bis dann die Hebamme wirklich mal auf den Tisch gehauen hat

00:10:53: und eine Ansage gemacht hat.

00:10:55: Von wegen, was glaubst du, ist jetzt schlimmer für das Kind,

00:10:58: wenn es jetzt eine Flasche bekommt

00:11:00: oder wenn die Stimmung und der Zustand zu Hause

00:11:03: einfach immer schlechter wird,

00:11:05: dass dieses Thema irgendwann alles beherrscht

00:11:07: und man selber sich ins Unglück stürzt

00:11:09: beim Versuch, das gewaltsam hinzubekommen.

00:11:12: Und trotzdem ist ja auch selbst, wenn man sich dafür entscheidet,

00:11:15: dann abzustillen in so einer Moment, ist auch das Abstillen

00:11:18: oft ganz schön schwierig, dann einfach auch allein schon körperlich,

00:11:22: dass dann trotzdem Milch produziert wird,

00:11:25: dass dann mit Schmerzen verbunden wird

00:11:27: oder wie mache ich es richtig,

00:11:29: bzw. was heißt richtig, wie mache ich es so,

00:11:31: dass es irgendwie eben auch passend ist.

00:11:33: Das sind echt große Schritte,

00:11:35: die auch ganz viel mit loslassen zu tun haben.

00:11:38: Geht es da schon los mit loslassen?

00:11:41: Loslassen, würde ich sagen, geht schon bei der Geburt los, oder?

00:11:43: Ja, stimmt.

00:11:44: Vorher ist Baby in der Frau drin

00:11:46: und dann muss sie schon gleich mal loslassen.

00:11:48: Und die Nabelschnur wird durchtrennt und dann geht es los.

00:11:51: Dann würde ich sagen, das erste Mal loslassen

00:11:53: und ab dann wahrscheinlich fast täglich.

00:11:56: Ja.

00:11:57: Und die großen Loslassschritte eben,

00:11:59: es sind dann vermutlich das Abstillen

00:12:01: und dann der erste Kita-Tag

00:12:04: oder das erste Mal das Kind zu Oma und Opa oder Freunden

00:12:08: oder so geben, mal für eine halbe Stunde, eine Stunde,

00:12:11: das erste Mal das Kind über Nacht irgendwo lassen,

00:12:14: das erste Mal, das Kind über Nacht bei Freunden,

00:12:17: wenn wir jetzt mal ein bisschen nochmal weiterdenken

00:12:20: oder das Kind zieht Oma ins eigene Bett,

00:12:22: aus dem Familienbett raus, wenn man das hatte.

00:12:25: Also so ist ja ein pausenloses Loslassen.

00:12:28: Und wie wir es am Anfang gesagt haben,

00:12:30: ein ständiger Übergang von einer Situation in die andere.

00:12:33: Und man hat eigentlich immer irgendwo mindestens eine Baustelle,

00:12:36: wo man sich gerade im Dazwischen befindet,

00:12:39: zwischen zwei stabilen Zuständen.

00:12:41: Und immer mit der Frage, ist es jetzt richtig, mache ich es richtig,

00:12:45: ist es der richtige Zeitpunkt, was sollte ich machen?

00:12:48: Ja, und ich glaube auch genau dabei ist es bei jeder Umgewöhnung,

00:12:52: die vielleicht ansteht oder auch Abgewöhnung,

00:12:55: wenn man jetzt an Schnurli denkt oder so,

00:12:57: ist es immer wichtig, sich zu fragen,

00:13:00: ist es jetzt der richtige Zeitpunkt oder warum genau jetzt?

00:13:03: Warum denke ich, ist es genau jetzt passend?

00:13:05: Ist es was, was ich so das Gefühl habe,

00:13:08: weil es jetzt angesagt ist, mein Kind ist soweit,

00:13:11: und deswegen machen wir das jetzt gemeinsam.

00:13:13: Oder ist es dran, weil das Kind wird bald drei

00:13:16: und der Zahnarzt hat gesagt,

00:13:18: dass das jetzt sein muss oder so,

00:13:21: weil sonst irgendwelche Schäden an Zähnen oder so stattfinden.

00:13:24: Aber mein Kind ist halt überhaupt gar nicht soweit im Moment.

00:13:28: Also so, dieses Kommt von außen,

00:13:30: oder ist es was, was ich mir selber auch irgendwie mal gedacht habe,

00:13:33: mein Kind ist mit zwei weg vom Schnurli oder so.

00:13:37: Oder ist es was, wo ich einfach tatsächlich die Signale

00:13:40: meines Kindes jetzt gerade wahrgenommen habe

00:13:42: und merke, der Schnurli wird immer unwichtiger,

00:13:45: irgendwie bleibt er auch oft liegen oder so.

00:13:48: Und dann kann man ja auch ihn einfach zunehmend mal

00:13:51: auch tatsächlich vergessen und diese Einladung vom Kind auch annehmen.

00:13:56: Das ist, denke ich, immer so wichtig, sich diese Frage zu stellen.

00:14:00: Warum will ich es jetzt oder warum, denke ich, ist es jetzt dran.

00:14:03: Und dann schon auch nochmal, wenn es von außen kommt,

00:14:06: nochmal zu reflektieren, okay, es kommt jetzt von außen.

00:14:09: Irgendjemand hat gesagt, das muss jetzt oder so,

00:14:12: passt auch jetzt wirklich oder warten wir einfach nochmal ab.

00:14:16: Oder kommt einfach nur dieser Druck so extrem hier an

00:14:20: und dann sorgt es natürlich auch für Stress und Druck zu Hause.

00:14:23: Irgendum Umgewöhnung, Veränderung, glaube ich,

00:14:26: nicht, dass die entspannt unter Druck laufen kann.

00:14:29: Ja, das leuchtet ein.

00:14:31: Also du plädierst quasi für den Blick nach innen

00:14:34: und weniger sich von außen diktieren zu lassen,

00:14:37: sondern eher versuchen, ein Gefühl dafür zu entwickeln,

00:14:40: wofür sind wir jetzt gerade bereit?

00:14:43: Und natürlich immer ist es so eine Balance

00:14:46: zwischen dem zu gucken, geduldig zu sein

00:14:49: und das Kind einfach in den Fokus zu nehmen

00:14:52: und zu sehen, wie weit ist mein Kind gerade

00:14:55: oder ist es gerade schon so weit, ist es bereit.

00:14:58: Und aber auch schon natürlich jetzt in manchen Dingen

00:15:01: der gesundheitliche Aspekt zu gucken, was könnte aber auch dahinterstecken.

00:15:04: Ich spring jetzt irgendwie so hin und her zwischen den Themen.

00:15:07: Ich hatte es vorhin schon angekündigt,

00:15:09: dass das vermutlich so sein wird.

00:15:11: Wenn man auch ans Trocken werden denkt, viele Kinder sind natürlich,

00:15:14: aber auch da kann man einfach auch entspannt sein,

00:15:17: wenn es länger dauert.

00:15:19: Und trotzdem ist es gut, ab einem gewissen Alter dann zu gucken,

00:15:22: braucht es einfach wirklich noch Zeit

00:15:24: und ist aber organisch und so weiter alles in Ordnung.

00:15:27: Oder steckt doch irgendwie was dahinter,

00:15:29: sei es jetzt psychischer Druck oder psychischer Stress

00:15:32: oder doch was Körperliches.

00:15:34: Also ich denke, das ist immer so die Balance.

00:15:36: Aber wir kennen unsere Kinder ja selber am besten.

00:15:38: Ich denke auch, dass wir als Eltern das oft einschätzen können.

00:15:41: Und wenn wir uns unsicher sind, ist es immer gut,

00:15:43: da auch mit Kinderärzten oder auch in Beratungsstellen

00:15:46: oder so sich einfach zu erkundigen, mal eben wie gesagt

00:15:49: diese Balance zu finden zwischen dem.

00:15:51: Ich bin geduldig und gebe meinem Kind die Zeit, die es braucht

00:15:53: und habe aber natürlich schon auch die andere Seite mit dem Blick.

00:15:56: Wenn es vielleicht doch einfach mal was Unterstützendes bräuchte.

00:15:59: Ja, leider ist es wie immer ein Mittelweg, den man finden muss

00:16:03: und es gibt keine klare Antwort.

00:16:05: Und sich völlig auf das eigene Gespür verlassen,

00:16:09: kann natürlich auch im schlimmsten Fall fatal sein,

00:16:12: wenn man dann irgendwas übersieht,

00:16:13: weil man einfach nicht die Expertise hat.

00:16:15: Aber ich hätte es auch getippt,

00:16:17: dass die meisten Eltern eher dazu neigen,

00:16:19: sich zu sehr nach außen zu orientieren

00:16:22: und zu sehr einem realen oder eingebildeten Zwang zu folgen,

00:16:27: dass jetzt bestimmte Sachen einfach fällig sind.

00:16:30: Irgendjemand hat uns mal gesagt, ich glaube, es war eine Erzieherin.

00:16:34: Die meinte, sie hat noch keinen Fünfklässler mit Windel gesehen.

00:16:38: Ah, okay, das schmeckt ja.

00:16:40: Wenn man das Gefühl hat, es müsste jetzt klappen

00:16:42: und es tut es halt noch nicht, dann früher oder später wird es passieren.

00:16:45: Also wenn Fünfklässler mit Windel,

00:16:47: dann liegt tatsächlich was anderes dahinter.

00:16:50: Und das gibt es natürlich auch.

00:16:52: Aber wenn körperlich alles okay ist,

00:16:54: dann wird das früher oder später einfach auch stattfinden.

00:16:56: Ja, das ist super.

00:16:57: Da entspannt man sich doch gleich total, oder?

00:16:59: Ja, hat uns tatsächlich geholfen.

00:17:01: Also wir waren genau in der Situation,

00:17:03: dass wir nach den Kindergarten und so.

00:17:06: Und die haben gesagt, das sollte ohne gehen, wenn er dann kommt.

00:17:09: Und wir waren halt noch nicht ganz so weit.

00:17:11: Und dann hat das viel Druck rausgenommen.

00:17:13: Ich sage, ob es jetzt ist oder in einem halben Jahr, was soll es?

00:17:16: Ja, ich glaube, das ist schon immer wieder auch ein Thema,

00:17:18: dass tatsächlich noch Kindergarten gibt,

00:17:21: die sagen, Kinder kommen nur trocken zu uns.

00:17:23: Und das setzt natürlich, wenn das Eingewöhnungsdatum steht,

00:17:26: dann ist das natürlich ein Riesendruck.

00:17:29: Da würde ich auch einfach sagen,

00:17:31: ich ins Gespräch gehen oder überlegen,

00:17:34: was gibt es auch für Mittelwege, für andere Wege.

00:17:37: Weil mit Druck trocken werden, auch das klappt nicht.

00:17:40: Nee, wie auch.

00:17:42: Ist es eigentlich noch aktuell?

00:17:44: Ich kenne das von ganz früher.

00:17:46: Das haben jetzt meine Eltern nicht gemacht.

00:17:48: Aber ich wusste, dass es existiert.

00:17:50: Solche Alarmdecken, die dann, wenn es darum geht,

00:17:52: dass das Bett trocken bleibt,

00:17:54: die dann Alarm schlagen, wenn es nass wird.

00:17:56: Und das Kind wacht dann auf

00:17:58: und erschrickt sich wahrscheinlich zur Tode.

00:18:00: Ja, ich fand das die Vorstellung ganz furchtbar immer.

00:18:04: Das sind wir hoffentlich drüber hinweg, oder?

00:18:07: Über solche Hilfsmittel.

00:18:09: Also ich habe davor schon auch gehört, aber ich kenne niemand.

00:18:12: Und ich weiß auch niemand, der das jetzt empfehlen würde oder so.

00:18:15: Also scheint jetzt nicht mehr so in den Empfehlungen ganz oben zu sein.

00:18:19: Find ich gut.

00:18:21: Ich kann es mir nicht vorstellen, dass das eine gute Idee ist.

00:18:24: Ja, unsere Strategien gibt es ja Hunderte,

00:18:27: um so bestimmte Ziele zu erreichen.

00:18:30: Seien es die Belohnungssysteme,

00:18:32: die wir in unserem ersten Gespräch auch schon hatten.

00:18:34: Oder irgendwelche Rituale.

00:18:36: Die Schnuller Fee, die den Schnuller mitnimmt.

00:18:38: Und dann ist er aber auch wirklich weg.

00:18:40: Oder dass man den vergräbt oder eintauscht gegen irgendwas.

00:18:44: Was sagst du dazu? Ist das cool?

00:18:47: Also in der Vorbereitung habe ich mich auch natürlich damit beschäftigt.

00:18:51: Und was ich so schlüssig fand, war so die Aussage auch wieder von Nora Imlau,

00:18:56: die ich glaube ich auch schon beim letzten Mal immer wieder mal zitiert habe,

00:19:00: dass solche Strategien Kindern helfen, die bereit sind.

00:19:04: Also Kinder, die eigentlich soweit sind.

00:19:07: Jetzt den Schnulli abzugeben.

00:19:09: Oder ins eigene Zimmer umzuziehen,

00:19:12: bei der Oma das erste Mal zu übernachten oder so.

00:19:15: Denen können solche Strategien helfen.

00:19:17: Ganz sicher, dass das dann ja auch natürlich gerne genommen wird.

00:19:20: Die Schnuller Fee nimmt ja meistens auch nicht nur den Schnulli mit, sondern bringt irgendwas.

00:19:25: Sonst wäre es ja keine Fee.

00:19:28: Für Kinder, die eigentlich noch nicht bereit sind, ist das total unverständlich.

00:19:34: Und kann auch ganz schrecklich sein.

00:19:36: Also dann wird das eher ja zu einem Feindbild oder so, so eine Figur.

00:19:40: Und bei allen Veränderungen, die so anstehen,

00:19:44: ist so die Idee, das nicht im Gegenteinander zu machen.

00:19:48: Also ich als Mama übe jetzt Macht aus,

00:19:51: weil ich nehme dir den Schnuller weg oder sagt der Schnuller Fee, sie holt ihn ab.

00:19:55: Und das Kind weiß, wenn man Schnullis abgewöhnt sind,

00:19:58: die Kinder, keine Ahnung, zwischen zwei und vier oder so, oder fünf,

00:20:01: die verstehen ja, man kann am nächsten Tag in den Laden gehen und einen neuen Schnulli kaufen.

00:20:05: Also das wissen Kinder in dem Alter einfach schon,

00:20:08: dass es, wenn man im DM war, mit den Kindern schon wissen,

00:20:11: die, dass es da Schnullis gibt.

00:20:13: Also da können wir sie auch nicht mehr veräppeln.

00:20:15: Von daher, dass es nicht so im Gegenteinander und ich spiele meine Macht aus.

00:20:19: Und klar, ich könnte dir ein Schnulli kaufen, aber äh, ich mach's nicht so,

00:20:23: also böse gesagt, sondern dass es eher so als Team passiert.

00:20:27: Und auch natürlich nicht haurop, bisher hat das 24 Stunden den Schnulli gehabt

00:20:31: und zack, die Schnuller Fee kommt und weg ist ja.

00:20:34: Sondern dass man einfach sich so überlegt, wie kann man es auch ausschleichen?

00:20:38: Also so dieses typische, nur noch zu Hause, nur noch im Bett.

00:20:43: Oder auch das Stillen, irgendwann gibt es vielleicht einen Stillstuhl

00:20:46: und nur auf diesem Stuhl wird gestillt.

00:20:49: Das heißt, überall anders nicht.

00:20:51: Und dann kann auch sich ein Kind überlegen, will ich jetzt aus dem Spiel raus,

00:20:55: in diesen Stillstuhl oder ins Bett.

00:20:57: Da ist mir gerade wirklich so ein Bedürfnis.

00:21:00: Oder ach, schon wieder vergessen, so.

00:21:03: Manchmal ist das ja auch so ein, ich will schnell den Schnulli,

00:21:06: ich will kurz stillen, um mal kurz so eine Mini-Pause sich zu holen

00:21:10: und dann ist es schon wieder vorbei.

00:21:12: Also so dieses langsame Ausschleichen zu machen.

00:21:15: Oder dann eben beim Schnulli, den auch einfach mal,

00:21:18: wenn man über Nacht irgendwo hingeht, den Urlaub fährt,

00:21:21: den Schnulli zu vergessen zu Hause.

00:21:23: Und dann eher so dieses als Team gemeinsam.

00:21:25: Auch das fand ich das schöne Bild bei Nora Imlau im Podcast letztens.

00:21:29: Oh nein, wir haben jetzt den Schnulli echt vergessen.

00:21:32: Ah, jetzt sind alle Läden schon zu.

00:21:34: Wir können jetzt keinen kaufen.

00:21:36: Heute müssen wir es ohne schaffen.

00:21:38: Wir schaffen das zusammen.

00:21:39: Ich leite es dadurch und ich weiß, es ist richtig schwierig.

00:21:42: Bin ich mal gespannt, aber ich stehe an deiner Seite

00:21:44: und ich verspreche dir morgen früh, gehen wir in den Laden

00:21:47: und kaufen den Schnulli.

00:21:49: Aber heute müssen wir es einfach so schaffen.

00:21:51: Und wenn solche Situationen immer wieder einfach auch passieren

00:21:54: oder in Anführungszeichen passieren,

00:21:57: lernen ja Kinder andere Regulationsstrategien.

00:22:00: Sie lernen, ich schaff es auch ohne Schnulli einzuschlafen.

00:22:03: Ich schaff es auch ohne Prost, mal mich trösten zu lassen und so weiter.

00:22:07: Und ich denke, darum geht es.

00:22:09: Dass Kinder das Gefühl haben, Mama, Papa, Oma, wer auch immer,

00:22:12: Bindungspersonen, steht das mit mir als Team gemeinsam durch.

00:22:16: Es ist nicht so dieses, ich könnte, aber ich will nicht,

00:22:20: weil ich entscheide.

00:22:22: Ist der Unterschied klar, oder?

00:22:24: Voll, ja.

00:22:26: Ich mich jetzt damit beschäftig hatte,

00:22:28: wir hatten zu Hause das Thema Schnulli nie.

00:22:30: Ich hätte damals gerne Schnulli gehabt,

00:22:32: aber mein Kind hat den Schnulli komplett verweigert.

00:22:35: Ich bin froh, dass wir das Thema jetzt nicht haben.

00:22:38: Damals als Regulationsstrategie hätte ich es angenehm gefunden.

00:22:42: das ist ja was. Wir trainieren den Kindern den Schnulli an. Wir entscheiden irgendwann als Eltern,

00:22:47: wir brauchen die Ruhe, wir brauchen, dass das Kind einfach sich beruhigt und wir wissen,

00:22:53: mit dem Schnulli klappt es, also gibt es den Schnulli. Kein Baby holt sich von selber den Schnulli,

00:22:59: das ist unsere Entscheidung, das dem Kind zu geben. Von daher denke ich, ist es einfach auch fair,

00:23:05: das dann angemessen und miteinander auch wieder los zu werden. Und nicht dann halt zack, jetzt kriegst

00:23:12: schon so und jetzt entscheide ich, jetzt nimmer. Das ist einfach unfair. Leuchtet ein. Das fand

00:23:19: ich jetzt eine total gute Einordnung. Es klingt total logisch und sinnvoll, dass diese ganzen

00:23:25: Strategien und Rituale und Tipps und Tricks super sein können, um einen Übergang einfacher zu

00:23:32: gestalten und positiver und spielerischer zu gestalten, aber dass sie halt nur dann funktionieren

00:23:38: können, wenn der Übergang an sich möglich ist. Ich kann damit jetzt nichts erzwingen, wenn es noch

00:23:44: nicht einerzeit ist, dann kann die Schnuller-Fee noch so große Geschenke anschleppen. Das funktioniert

00:23:49: dann vielleicht im Moment, in dem das toll ist, aber am Abend ist es wieder vergessen und der Schnuller

00:23:54: ist ganz arg wichtig. Genau. Und das lässt sich ja übertragen auf viele Situationen. Umzug

00:24:00: ins eigene Zimmer zum Schlafen oder so. Auch da sind ja riesen Schritte für Kinder, die sind es gewohnt

00:24:07: immer mit den Eltern, oft ja in einem Zimmer zumindest zu sein, auch da sich zu überlegen,

00:24:12: wie kann man das gestalten. Wir suchen gemeinsam ein Bett aus, oder es gibt ein tolles neues Bettlaken,

00:24:18: oder wie heißt es sein Bettbezug. Man übt es erst mal gemeinsam dort zu schlafen und so weiter,

00:24:24: also auch da einfach so dieses Schrittweise. Und was ich schon auch noch mal wichtig finde,

00:24:28: ist ja auch klar zu machen, einen Entwicklungsschritt zu schaffen. Den Anführungszeichen heißt ja nicht,

00:24:33: dass der für immer geschafft ist. Also auch mal eine Woche im eigenen Zimmer schlafen kann heißen,

00:24:40: in einem Jahr kommt das Kind wieder zurück, weil was weiß ich, neuer Kindergarten oder

00:24:46: Schuleintritt oder Trennung. Keine Ahnung, was vielleicht für Veränderungen dazu führen können,

00:24:52: dass ein Kind wieder unsicherer ist oder mehr Sicherheit, mehr Nähe braucht, auch wenn es

00:24:56: vielleicht äußerlich jetzt gar keinen so krassen Anhaltspunkt kippt, wie ich jetzt gerade genannt

00:24:59: habe. Und dann zu sagen, okay, jetzt ist diese Phase wieder da, okay, hatten wir eigentlich schon

00:25:05: abgehakt so, aber okay, ist sowieso, braucht es jetzt vielleicht noch mal. Oder dann auch so

00:25:12: merken, gerade beim Umgewöhnen aufs eigene Zimmer oder auch beim Trockenwerden, denke ich. Klar,

00:25:18: das kann man ja irgendwie auch trainieren und man bietet an und man fragt, man stupeh,

00:25:22: biemen und so weiter. Und wenn man dann aber so merkt, eigentlich ist es gerade viel zu stressig,

00:25:26: dann hören wir es einfach noch mal auf. Dann sich zu reflektieren und zu merken,

00:25:31: Frau, mein Kind passt es gerade gar nicht und dann diesen Abgewöhnen, Umgewöhnenversuch sozusagen

00:25:36: abzubrechen, wird ich jetzt tatsächlich eher als totale Stärke ansehen bei Eltern, wenn sie sich

00:25:43: dem auch so widmen oder das einfach sich auch eingestehen, dass es jetzt einfach noch nicht

00:25:47: passend war. Und dann kann sein, zwei Wochen später oder zwei Monate später ist total problemlos,

00:25:54: weil wie du sagst, in die 5D-Glas hier gehen, hier noch normalerweise nicht mit Windeln.

00:25:58: Dass dann eben auch nicht als persönliches Versagen zu sehen oder man ist mit der Strategie

00:26:04: gescheitert, sondern... Oder mein Kind ist ja komisch. Ja, da stimmt was nicht, sondern es war

00:26:09: halt in dem Moment einfach noch nicht an der Zeit. Und ich finde, tatsächlich, gerade wenn man

00:26:15: noch mal zum Trocken werden, angucken zwischen, ich würde schon sagen, so zwischen zwei und fünf

00:26:20: werden die meisten Kinder trocken. Aber das ist ja eine Wahnsinnspanne. Also klar, viele sind so mit

00:26:28: drei, dreieinhalb, aber es gibt wirklich auch viele, die auch mit vier oder fünf noch Windeln

00:26:34: haben. Also sich da die Zeit zu geben, dieses Kind braucht es schon einfach wichtig. Du hast

00:26:42: gerade was angesprochen, was ich auch spannend finde und was vielleicht auch hilfreich sein kann.

00:26:46: Oft erfüllen solche Sachen ja an bestimmten Nutzen, also die Decken bestimmtes Bedürfnis. Also

00:26:52: der Schnuller schlafen bei den Eltern im Bett. Das ist ja ein Bedürfnis nach Nähe, nach Geborgenheit,

00:26:57: nach Sicherheit oder eben auch Regulation. Und wenn man das im Hinterkopf hat, dass das Bedürfnis

00:27:03: ja nicht plötzlich weggeht, sondern dass es Sicherheit weiterentwickelt und dass es da dann

00:27:08: vielleicht auch einfach Alternativen braucht, dass man die dann auch gezielt anbietet und

00:27:13: überlegt, was ist dann wirklich das Bedürfnis und wie können wir das Decken ohne, dass das Kind

00:27:20: halt bei uns im Bett schläft oder den Schnuller hat? Genau und tatsächlich auch, das Kind muss ja

00:27:26: auch die Erfahrung erst machen, dass es ohne geht. Genau. Also ein Kind, das weiß ich nicht, drei

00:27:32: Jahre nur mit Schnulli eingeschlafen ist, das weiß im Prinzip ja gar nicht, dass es auch ohne geht,

00:27:37: hat es ja noch nie erlebt oder dass es auch im eigenen Zimmer gegebenenfalls ein Bett gibt oder

00:27:43: so. Das war sein ganzes Leben lang noch nicht erlebt. Das ist ja was, als Erwachsene gibt es ja

00:27:47: so wenige erste Male irgendwann. Da hat man ja gar keinen Bezug mehr dazu, aber für so ein kleines

00:27:53: Kind ist ja alles das erste Mal. Und ich denke, dass sich einfach mal bewusst zu machen, auch eben,

00:27:58: was das dann heißt, in die Kita zu gehen, zum Beispiel das erste Mal. Oft, klar, wir bereiten

00:28:04: ja die Kinder drauf vor, vor dem ersten Tag im Kindergarten oder in der Kita, aber Kinder haben

00:28:10: ja überhaupt keine Vorstellung, was ist eigentlich ne Kita und was heißt es dann? Oder mein Sohn fragt

00:28:14: auch nach einem Jahr jetzt noch manchmal, bleibst du dann heute da? Also so und das ist ja für Kinder

00:28:21: am Anfang was ganz abstraktes, Mama, Papa gehen und ich bin hier in Anführungszeichen alleine. Also

00:28:28: sich da einfach nochmal in dieses rein zu versetzen, was für uns ja selbstverständlich ist, aber

00:28:33: natürlich für die Kinder eben viele erste Male und sich dadurch einfach dann nochmal klarer zu

00:28:43: machen, wir brauchen einfach Zeit miteinander, das Kind braucht Zeit, es zu erleben, zu erfahren,

00:28:47: zu lernen und das bestenfalls halt mit uns als Sicherheit. Ja, ich glaube auch, dass es mit dem

00:28:53: Wissen, dass man jederzeit zurück kann, vieles einfacher geht. Wenn man gar nicht das Gefühl

00:28:59: hat, okay ich lasse das jetzt für immer zurück und das ist auch ein Grund, warum ich so solche

00:29:05: Rituale, die eben sowas endgültiges haben, irgendwie auch so ein bisschen kritisch sehe.

00:29:09: Das ist so ein Aspekt, der gefällt mir grundsätzlich nicht so an den Sachen, dass man damit so Fakten

00:29:15: schafft und wenn man Glück hat, ist das genau der Schubser, den es noch gebraucht hat und dann ist

00:29:21: alles gut, aber es kann halt auch sein, dass es nicht klappt und dann hat man da irgendwie so dieses

00:29:27: Ding geschaffen und so ein Konstrukt aufgebaut und muss dann zurück rudern und weiß ich nicht,

00:29:32: das ist ja auch dann irgendwie doof. Man kann bestimmt auch sagen, wo ich glaube die Schnuller Fee

00:29:37: hat gemerkt, dass es dir gerade noch voll schwer fällt und die kamen nochmal vorbei und hatten

00:29:41: wieder zurück. Die kommt dann bald wieder. Genau, besucht jetzt Panerik hin und dann kommt sie

00:29:48: nochmal. Ja, bestimmt. Also auch da muss man ja nicht die Angst haben, irgendwie man gibt sich

00:29:54: dann die Blöße oder so oder verliert seine, keine Ahnung. Integrität. Ja, oder verliert irgendwie

00:30:02: seine Ernsthaftigkeit vor dem Kind oder so, sondern da kann man ja auch die Geschichte einfach ein

00:30:06: bisschen weitererzählen. Stimmt, guter Punkt. Ein spannender Punkt in dem Alter finde ich ja auch

00:30:13: immer, dein Kind kann noch nicht alleine spielen, also mein Kind hat mit eins schon und so weiter.

00:30:20: Und auch da finde ich nur einfach wichtig zu sagen, es gibt Kinder, die spielen einzusch,

00:30:28: vielleicht ein bisschen früh. Aber ja, doch, liegen schon mit ein paar Monaten unter den Spielebögen

00:30:32: und beschäftigen sich und sind so frieden mit sich und irgendwas was bimmelt oben drüber. Und es

00:30:40: gibt halt eben die Kinder, die da keine Sekunde liegen und die keine Sekunde da alleine irgendwie

00:30:44: klar kommen. Und es gibt halt die Kinder auch mit drei und fünf und sieben wahrscheinlich noch die,

00:30:50: die dann zum Teil stundenlangen Bild malen oder sich in Playmobil versinken und ganz in ihren

00:30:59: Zimmern sind und man sich manchmal denkt, ich höre mal, ob alles in Ordnung ist so. Und es gibt

00:31:05: eben die Kinder, die das nicht können und beides ist einfach völlig normal. Und einfach die Kinder

00:31:10: sind unterschiedliche Charaktere und da bringt es gar nichts, dass es vielleicht bei der Nachbarin oder

00:31:16: beim Nachbar so lief, wenn es bei uns nur ganz anders ist. Schade, ich hätte es gerade ein bisschen

00:31:21: gehofft, du kommst jetzt mit einer Strategie ums Eck. Es gibt ja eben auch Kinder, die dann total stark auf

00:31:27: äußeren Input getrimmt sind und immer bespaßt werden wollen und immer auch dann von den Eltern oder

00:31:34: eben von anderen Beschäftigungen und Angebote einfordern, während die anderen Kinder eben,

00:31:39: wie du sagst, stundenlangen Bilder malen und gar nichts haben wollen. Und das kann ja auch ganz

00:31:44: schön anstrengend werden dann für die Eltern, wenn das Gefühl hat, okay, die können sich ja gar

00:31:49: nicht beschäftigen. Das Zimmer ist voll mit Spielzeug, aber das ist alles langweilig und sie

00:31:54: fordern entweder die Glotze oder du machst jetzt was mit mir. Ja, das ist anstrengend, das stimmt,

00:32:00: ich glaube, da ist auch wichtig bei sich selber zu gucken. Manchmal passt ja auch, dann spiele ich

00:32:05: gern mit dir so, dann verbringen wir deine gute Zeit. Aber schon auch seine eigenen Grenzen,

00:32:11: dann hatten wir auch schon eine schöne Folge zum Thema Grenzen zu merken. So, jetzt bin ich KO,

00:32:17: jetzt bin ich müde, jetzt kann ich nicht, jetzt muss ich kochen, keine Ahnung, was auch immer eben

00:32:21: ansteht. Und auch das kann man natürlich den Kindern einfach ganz klar vermitteln und dann zu

00:32:25: sagen, du, jetzt brauche ich kurz die hier, diese fünf oder zehn, wie lang auch immer, Minuten. Wir

00:32:31: können uns kurz überlegen, was kannst du machen? Also wie kannst du dich vielleicht beschäftigen,

00:32:36: was kannst du dir vorstellen, wie du jetzt die Zeit überbrückst und viele Kinder lassen sich

00:32:41: da ja schon, dann zumindest kurzzeitig mal auch mit was befassen und... Lassen sich motivieren,

00:32:47: dann doch irgendwie selber dann auch einzutauchen in die Beschäftigung. Und dann kann es ja auch

00:32:53: passieren, dass aus den fünf Minuten, wenn die Kinder eben eingetaucht sind, dann auch mal 10 oder

00:32:58: 15 oder 20 werden. Und ich denke, da ist es schon noch wichtig, wenn man so sagt, jetzt im Moment

00:33:05: habe ich gerade keine Zeit, ich muss noch das oder jenes fertig machen und dann komme ich,

00:33:08: dass man dann halt auch wirklich kommt. Klar, kann man das so ein bisschen rauszögern oder so,

00:33:12: wenn man so das Gefühl hat, das Kind ist gerade total zufrieden, aber dass man dann trotzdem auch

00:33:17: kommt. Also so, dass dieses, dass das Gefühl entsteht, klar, es geht nicht immer, aber wenn

00:33:26: Mama oder Papa oder wer auch immer sagt, ich komme dann, dann passiert das auch. Ja, später heißt

00:33:33: auch wirklich später. Genau, genau und nicht nie, weil wenn das eben nicht passiert, dann lernen

00:33:39: die Kinder, kommt sie dann am Ende doch nie, ich werde dann ja doch vergessen vielleicht, so eine

00:33:44: Anführungszeichen und ich muss ja wiederkommen und ich muss wiederkommen und dann tauchen die Kinder

00:33:49: oft gar nicht so ab in dieses Spiel oder lassen sich dann nicht darauf ein, auch alleine mal zu

00:33:53: spielen, wenn ja immer dann dieses, sie sind jetzt schon fünf Minuten herum, ich gehe lieber mal

00:33:57: gucken und fragen, während wenn sie die Erfahrung machen, sie spielen mal kurz fünf, tatsächlich

00:34:03: am Anfang nur fünf Minuten und dann komme ich und halte meinen Versprechen, so, dann kann man das

00:34:07: schon ja auch miteinander üben, wenn ich da eben auch da wieder Verlässlichkeit zeige und das zu

00:34:13: dem steht, wenn ich das so gesagt habe vorher. Ja, guter Punkt und dann eben auch kommen,

00:34:19: obwohl es jetzt gerade alleine total gut funktioniert und dann nicht denken, okay, los nicht

00:34:25: stören, wenn man die Verabredung eben getroffen hat, ja, er leuchtet ein und ich sag mir dann auch

00:34:32: immer spätestens mit 16, werde ich mir wünschen, dass sie freiwillig Zeit mit mir verbringen. Ja,

00:34:37: dann wo so ist es wahrscheinlich, ja. Die Zeit geht halt doch dann wahrscheinlich ziemlich schnell

00:34:42: vorbei, indem man auf dem Boden sitzt, im Kinderzimmer und Legusachen zusammenbaut. Ja,

00:34:48: hatten wir nicht letztens auch diesen Spruch so, diese, die Jahre vergehen schnell, nur die Tage

00:34:54: vergehen langsam. Ja. Also so ist ja wirklich. Ja, stimmt. Ist echt was dran. Die Plattitüden,

00:35:00: die so abgetroschen klingen und aber einfach komplett wahr sind. Gutes Ding ist auch gemeinsame

00:35:05: Aktivitäten zu finden, die beiden Spaß machen. Also wenn mein Kind mit mir, mit den Traktoren

00:35:11: spielen möchte, dann kommt mir das Grausen, weil ich es so gar nicht abhaben kann und mir das so

00:35:17: gar nichts gibt und da fühlt sich wirklich jede Minute an wie eine Stunde, aber jetzt hat es sich

00:35:24: in Aquarium gewünscht und Aquarien finde ich selber auch spannend und jetzt ist einfach das unser

00:35:29: Projekt und wenn wir jetzt Zeit miteinander verbringen, dann wollen wir da Kies von links nach

00:35:34: rechts und machen solche Sachen und haben einfach beide Spaß und haben ein Thema, wo wir uns auch so

00:35:40: ein bisschen auf Augenhöhe begegnen. Das Gefühl beim Traktor spielen, da, also nichts gegen Traktor

00:35:45: spielen, aber ich lasse mich dann dazu herab, das zu tun, worauf er dann gerade Bock hat und das

00:35:52: ist dann so eine reine Dienstleistung oft, wenn ich so gar keine Lust drauf habe selber und das ist

00:35:57: ja total schade und ich glaube, es geht schon ganz gut, einfach Sachen zu finden, wo das dann auf

00:36:03: Augenhöhe abläuft, wo man dann einfach gemeinsam Bock hat, was zu machen und das dann einfach

00:36:07: zusammen machen, wie man es in der Freundschaft auch machen würde. Ja, noch da sind wir ja wieder

00:36:13: beim Thema Grenzen, also da zeige ich ja dann auch als Person, also Traktor fahren finde ich total

00:36:20: oder Traktor fahren, mit echtem Traktor wäre ja noch cool, aber Traktor spielen, das liegt mir

00:36:26: einfach gar nicht, wenn du das machen willst, dann machst du lieber mit der Mama oder halt mit deinen

00:36:29: Kumpels im Kindergarten, aber das ist einfach, was das finde ich total langweilig. Wir überlegen

00:36:35: uns Aquarium oder Fahrradfahren, keine Ahnung, da haben wir beide Spaß dran und dann ist es ja auch

00:36:40: total bindungsfördernd, so eine Aktivität, während eben, wie du sagst, wenn das so nequal wird,

00:36:45: dann spürt das das Kind ja total und dann ist es im Prinzip ja auch keine Quality Time, die man

00:36:51: miteinander verbringt, die die Beziehung stärkt, sondern dann ist echt so ein Absitzen und hoffen,

00:36:57: dass die Zeit schnell vergeht und dann ist es wirklich besser für die Kinder, eben erstens

00:37:02: zu lernen, oh der Papa hat ja da eine Grenze und da steht er dazu und überschreitet die nicht

00:37:08: permanent und tut mir so diesen Gefallen, der aber irgendwie eher zu einer Qual wird, zweitens

00:37:15: auch sich zu überlegen, mit wem mache ich was und ja, das können Kinder ja wirklich gut lernen.

00:37:20: Also ich habe das Gefühl, das hilft auch, dass die Kinder, die Eltern so ein bisschen mehr als

00:37:25: Menschen wahrnehmen, also als normale Menschen und eben nicht so als Beschäftigungsautomaten,

00:37:32: so wie man in einer Grundschule Lehrer als diese abstrakten Wesen wahrnimmt, die nur in der Schule

00:37:38: existieren und irgendwie ist es mit Eltern auch so manchmal das Gefühl und dass das helfen kann

00:37:44: zu verstehen, ja Mama, Papa sind halt auch so wie ich Menschen mit Interessen, die manche Dinge

00:37:50: gerne machen und manche nicht so und wenn wir beide Spaß an was haben, dann macht es mir auch mehr

00:37:55: Spaß und dann haben wir eine gute Zeit. Das finde ich auch dieses Dienstleisterthema, das ist ja auch

00:38:02: was, was Jesper Jules auch so ein ganz bekannter Familientherapeuter aus Dänemark immer wieder

00:38:07: auch gesagt hat, dass wir eben nicht die Dienstleister sind, sondern klar, wir sind Vorbilder, der hat

00:38:12: immer von den Leuchttürmen, wir sollen Leuchttürme für unsere Kinder sein, aber eben, dass den

00:38:17: Kindern schon klar wird, wir sind einfach auch eine Person, die hat verschiedene Vorlieben und

00:38:23: Grenzen und Themen und so weiter und wir sind nicht dazu da immer hinterher zu räumen und immer

00:38:28: nur stets zur Diensten zu sein, ja. Und das ist ja auch eine Entwicklung, die stattfinden muss,

00:38:32: weil am Anfang bist du ja Dienstleister. Also so ein Neugeborenes ist halt einfach darauf angewiesen,

00:38:38: dass man alles tut. Schon wieder beim Loslassen. Ja, stimmt, ja. Das ist dann auch ein Loslassen

00:38:45: fürs Kind, glaube ich, sich Stück für Stück mit dem Gedanken anzufreunden, dass die Eltern halt

00:38:52: nicht direkt für alles verantwortlich sind, was jetzt mich als Kind betrifft. Irgendwann kann ich mir

00:38:59: selber den Hintern abwischen und dann ist es auch nicht mehr der Job der Eltern, das zu machen,

00:39:03: auch wenn es bequemer ist. Das ist jetzt schon auch noch mal ein ganz wichtiges Thema, find ich so

00:39:08: das Thema Zutrauen. Also wann kann ich auch meinem kleinen Kind, irgendwie bewegen uns ja so

00:39:13: zwischen 0 und 6. Lebensjahr, wann kann ich meinem kleinen Kind auch was zutrauen? Also man schafft

00:39:19: sich es wirklich alleine den Popo so sauber zu machen, dass es passt oder man kann es alleine in

00:39:25: den Kindergarten radeln oder so oder auch mal eben, man gehe mal kurz alleine zum Bäcker um die

00:39:31: Ecke oder so. Also das ist ein Thema, wo ich mir persönlich auch immer wieder schwer tue. Was kann

00:39:36: man denn zutrauen und was ist überfordernd? Das ist ja auch so unterschiedlich bei den Kindern.

00:39:43: Manche Kinder haben recht früh schon keine Probleme, irgendwas auch mal alleine zu tun oder

00:39:49: wenn ich in den Keller gehe, die Wäsche abhängen oder sind das ja auch locker mal fünf oder zehn

00:39:53: Minuten, was das Kind oben alleine in der Wohnung ist. Und nach da irgendwie immer am Spüren,

00:39:59: das kann ich meinem Kind zutrauen. Was kann es wirklich schon? Was sind aber meine eigenen

00:40:04: Ängste vielleicht auch und die sich denen zu stellen und die dann zu überwinden bestenfalls,

00:40:09: damit mir nicht dann die Entwicklung auch gegebenenfalls hemmt, was dann ja wiederum die eigenen

00:40:14: Themen sind. Also auch das ist ja schon in dieser Entwicklungsphase ein großes Thema und wird dann

00:40:20: natürlich noch Thema sein, aber das geht ja in dem Alter schon los. Man kann den Kind was alleine

00:40:27: schon. Ich weiß noch, wir sind schon als Kinder auch alleine in den Kindergarten geradelt irgendwann.

00:40:32: Das geht schon, aber man muss es auch selbst angehen. Ich habe das Gefühl, es ist oft auch

00:40:39: einfacher am Status quo festzuhalten und das vielleicht total lästig zu finden. Jetzt fahre ich

00:40:45: meine Kinder immer noch mit dem Auto in die Schule, die könnten doch längst radeln, weil es eben auch

00:40:50: Arbeit ist, diesen Schritt zu gehen. Und das ist ja auch erstmal, es wird anstrengender,

00:40:55: bevor es dann weniger anstrengend wird und sich dann selber auch zu sagen, jetzt ist es an der Zeit,

00:41:00: ich bin bereit, das Kind ist bereit und wir ziehen das jetzt durch, auch wenn das jetzt erstmal noch

00:41:06: mehr nervt, als es einfach so weiter laufen zu lassen. Und das sind aber die ganz wichtigen

00:41:12: Schritte, weil so die Entwicklungsschritte auch passieren können. Genauso wie auch zum Thema,

00:41:18: wann geht mein Kind, erst einmal übernachtet mal bei einer Freund oder Freundin oder auch Oma, Opa.

00:41:25: Ich denke auch, da ist es gut, das zu nutzen, wenn das Kind das mal äußert, das dann auch

00:41:29: zu probieren. Und allermeistens kann man das ja schon auch so arrangieren, dass man, wenn es notwendig

00:41:34: wird, irgendwie in der Nähe ist, dann sagt, ja, und wenn es halt gar nicht geht, dann holen wir dich

00:41:39: wieder ab oder die Oma bringt dich oder so, aber schon auch tatsächlich mitzugehen mit den

00:41:44: Entwicklungsschritten, die unsere Kinder bereit sind zu gehen. Im Prinzip ist das ja so ein Fazit,

00:41:48: oder? Ja. Dass wir aufmerksam sind als Eltern, was ist gerade dran, wozu ist unser Kind gerade bereit,

00:41:55: wozu vielleicht aber auch noch nicht und dann mitzugehen. Und das gelingt uns manchmal sicherlich

00:42:01: total gut und einfach, weil wir denken, ja, ja, da warten wir schon lang drauf, dass das endlich mal

00:42:06: klappt. Und manchmal fordert es uns sehr heraus, sich dann dem zu stellen und nicht eben sich dem

00:42:12: Weg zu stellen, diesen, diesen Entwicklungsschritten, sondern das dann zuzulassen und die eigenen

00:42:18: Ängste dann wahrzunehmen und nicht aus Kind zu übertragen, sondern bei sich zu lassen und Partner,

00:42:23: Partnerin oder wem auch immer zu besprechen. Das sind, denke ich, schon insgesamt in der

00:42:28: Elternschaft aber auch schon in der Phase, um die es jetzt auch heute geht, ja, ganz wichtige Dinge.

00:42:35: Und wie so oft geht es jetzt auch hier mal wieder um die Balance? Einerseits sich nicht den Druck zu

00:42:41: machen, Entwicklungen zu erzwingen, weil man glaubt aus irgendeinem Grund, die sind jetzt notwendig

00:42:47: und auf der anderen Seite aber auch Sachen nicht hinaus zu zögern, weil es halt irgendwie doch bequem

00:42:53: ist, alles so zu lassen, wie es ist, sondern wenn es an der Zeit ist, dann auch die Arbeit rein zu

00:42:58: stecken und auch mal der unbequeme Teil sein, einen kleinen Tritt geben, wenn es den jetzt gerade

00:43:04: braucht, wenn es halt an der Zeit ist dafür. Ja und ich glaube, das können nur wir als Eltern

00:43:10: merken, wann es an der Zeit ist bei unserem Kind. Ja und das weiß der Nachbar nicht und das weiß die

00:43:16: Freundin nicht. Also für mich als Fazit einfach nochmals aus unserem Gespräch ist, dass jede

00:43:22: Familie, jedes Elternteil, jedes Elternpaar, jedes Kind seinen eigenen Weg finden muss. Und ich

00:43:29: glaube, das ist jetzt nochmal so zusammenfassend auch in dem, was wir gerade gesprochen haben,

00:43:33: wirklich die Kunst, sich da auch abzugrenzen von dem, was von außen kommt und zu merken, was

00:43:39: ist unser Weg, welcher ist unser Weg und den gehen wir und dazu stehen wir. Und auch in unserer

00:43:45: Geschwindigkeit, ja so ein schönes Bild, ist es nicht der Job irgendwie, den Weg an stelle

00:43:50: meines Kindes zu gehen, sondern eben gemeinsam, wir begleiten unsere Kinder auf diesem Weg und

00:43:55: hin und wieder muss man vielleicht ein bisschen lenken oder ein bisschen bremsen oder ein bisschen

00:44:00: schubsen, aber im Grunde machen es die Kinder ja alleine und wir geben halt die Hilfestellung. Ja

00:44:06: und wir gucken wirklich nach uns und nicht so viel nach außen. Word. Super, wieder ein sehr

00:44:15: schönes Gespräch. Danke, Essefe. Danke auch, hat wieder Spaß gemacht bei dir. Das machen wir mal

00:44:21: wieder und zwar bestimmt noch ein paar gemeinsame Themen ein. Bestimmt, ja. Ja, das war "Hört euch

00:44:26: stark". Heute ging es um das Kleinkind Alter. Ich hoffe, ihr hattet beim Hören genauso viel

00:44:31: Spaß wie ich beim Reden und wir hören uns bei der nächsten Folge wieder. Macht's gut.

00:44:42: Hört euch stark, wird produziert von der Caritas Bodensee Oberschwaben und unterstützt von der

00:44:47: deutschen Fernsehlotterie. Weitere Infos und alle Folgen gibt es unter macht euch stark.com und

00:44:59: überall wo es Podcasts gibt.

00:45:12: [Musik]

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