Elterliche Präsenz
Shownotes
Moderator Florian im Gespräch mit Petra Ebeler hum Thema "Elterliche Präsenz". Hinter diesem Begriff versteckt sich ein grundlegendes Verständnis der Eltern-Kind-Beziehung auf Basis einer bedürfnisorientierten Aufmerksamkeit.
Die Familienberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben findet ihr hier.
HörtEUCHStark wird unterstützt von der Deutschen Fernsehlotterie.
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00:00:00: Willkommen bei Hört euch stark, den Eltern-Podcast der Caritas Bodensee Oberschwaben.
00:00:08: Hallo und herzlich Willkommen zu Hört euch stark, dem Eltern-Podcast der Caritas Bodensee
00:00:24: Oberschwaben.
00:00:25: Wir sind schon bei der vorletzten Folge der ersten Staffel angelangt und heute sitze ich
00:00:30: im Studio mit der Petra Ebeler.
00:00:33: Sie ist Diplomsozialarbeiterin und Familienberaterin und wir sprechen heute über das Thema älterliche
00:00:40: Präsenz und da geht es nicht nur darum vorhanden zu sein, sondern hinter dem Begriff Präsenz
00:00:47: versteckt sich eine umfassende Herangehensweise an das Thema Erziehung und Beziehung mit
00:00:53: den Kindern.
00:00:54: Wir haben selber noch gar nicht viel darüber und wir werden das heute gemeinsam erfahren
00:00:58: zusammen mit der Petra oder von der Petra.
00:01:01: Erst mal Hallo, guten Tag schön, dass du da bist.
00:01:03: Hallo, guten Tag Lorian, schön, dass ich da sein kann.
00:01:05: Ich freue mich sehr und wir fangen an, vielleicht erzählst du uns einfach ein paar Sätze zu
00:01:09: dir, was so dein Werdegang ist, was du so machst und dann steigen wir direkt ins Thema Präsenz
00:01:14: ein.
00:01:15: Okay, ja ich arbeite in der psychologischen Beratungsstelle in Friedrichshafen und zwar
00:01:20: tatsächlich sage und schreibe schon 25 Jahre, hab selber Familie, hab erwachsene Kinder
00:01:27: und ne knappe Handvollenkelkinder in allen Altersstufen sozusagen und halt durch die Arbeit
00:01:35: auch Begegnungen mit Eltern über die Jahre und Jahrzehnte und einfach die Einblicke
00:01:41: sage ich jetzt mal und in die Herausforderungen, die sich so als Familien und als Elternteile
00:01:47: die man sich einfach stellt.
00:01:48: Ja, dann hast du jede Menge Erfahrung mit deiner eigenen Familie, mit der Familie deiner
00:01:53: Kinder inzwischen schon oder den Familien und natürlich durch die Beratungstätigkeit
00:01:58: und in deiner Beratungstätigkeit ist das Thema Präsenz ganz wichtig, das ist ein wichtiges
00:02:04: Prinzip nachdem du arbeitest, kann man das so sagen.
00:02:08: Ja, also es ist ja so die ratsuchenden Menschen, die kommen ja nicht einfach so und erzählen,
00:02:13: was alles wunderbar läuft, sondern die kommen ja mit dem, dass die sagen, ich habe gerade
00:02:17: Herausforderungen zu Hause, ich mach mir Gedanken, ich mach mir Sorgen, ich weiß nicht ob ich's
00:02:23: richtig mach, bitte guck doch mal mit mir drauf als Beraterin, ob das alles so passt, also
00:02:30: von dem ob alles wirklich so passt wie ich es gerade mach oder was gibt es denn für
00:02:35: Gedanken dazu, wie kann ich denn diese Erziehungsaufgabe, die ich ja nun mal hab, auch so ausfüllen,
00:02:43: dass nicht nur mein Kind damit zufrieden ist, einigermaßen, sondern dich auch.
00:02:46: Mhm.
00:02:47: So, das ist so diese Grundhaltung und da geht es halt tatsächlich darum, dass die Eltern
00:02:52: ja schon in so einer Präsenz kommen, also in der Regel kommen die ja freiwillig zu uns
00:02:57: und sagen, ich möchte was, ich möchte was verändern, ich möchte was wissen, ich möchte
00:03:04: mich damit auseinandersetzen, ist ja schon ein Teil von Präsenz.
00:03:07: Ich weiß, ich muss für mein Kind oder ich möchte für mein Kind da sein und wie kriege
00:03:11: ich denn das jetzt hin, wenn ich jetzt gerade im Moment nicht so damit zufrieden bin?
00:03:16: Präsenz, den Begriff kennt man ja aus dem normalen Sprachgebrauch, da ist es das Anwesendsein,
00:03:22: aber auch das Aufmerksam- und Bewusstanwesendsein.
00:03:25: Wie definierst du den Begriff in deiner Arbeit?
00:03:29: Ich definier es mit diesem Dasein für das Kind in allen Lebenslagen.
00:03:36: Die Haltung ist, mein Kind braucht mich so präsent wie möglich, so echt wie möglich,
00:03:42: so authentisch wie möglich und so transparent wie möglich.
00:03:45: Und so die Grundbotschaft, die ich so dahinter sehe, ist ich bin für dich da, ich bin an
00:03:52: deiner Seite, manchmal muss ich auch hinter dir stehen, manchmal muss ich dir vielleicht
00:03:57: auch weh geebnen, ich hab dich lieb, wie du bist und ich bin einfach für dich da.
00:04:03: Das ist das, wie ich es jetzt so verstehe, mit allen Aufgaben, die damit zu tun haben,
00:04:09: also dass ich dich schütze, dass ich dich sichere, dass ich dir erlaubt, Gefühle zu zeigen,
00:04:15: dass ich das auch aushalte, dass ich auch berechenbar struktur und Abläufe auch sorge.
00:04:20: Das ist so meine Präsenz, die ich dir zeige, ob ich jetzt immer 24/7 an deiner Seite stehe,
00:04:28: das muss da nicht unbedingt sein, aber welchen Rahmen gebe ich dir in voller Aufmerksamkeit?
00:04:34: Also aus Sicht des Kindes, vielleicht nicht immer da sein 24/7, aber erreichbar sein, verfügbar
00:04:42: sein, ansprechbar sein und eben den Rahmen bilden.
00:04:46: Genau, ja.
00:04:47: Okay, ja, das klingt ja alles ganz einfach.
00:04:50: Wenn es nur so einfach wäre, weil es sind ja unterschiedliche Kinder, die ich da habe,
00:04:57: zum Teil sind es Kinder, die mir sehr ähneln oder zum Teil sind es auch Kinder, wo ich denke,
00:05:03: da bin ich jetzt plötzlich mit Charakteren und Emotionen konfrontiert, die ich selber
00:05:10: gar nicht kenne.
00:05:11: Und da fängt halt die Herausforderung an, jetzt habe ich hier jemand, bin selbst sehr
00:05:16: lebhaft und habe jemand, der sehr ruhig ist oder genau andersrum.
00:05:19: Wir sind alle ein sehr ruhiges Paar, sagen wir jetzt mal, wenn man jetzt als Eltern, egal
00:05:26: in welcher Konstellation er zieht, und haben hier wirklich jemand, der hat Temperament
00:05:32: und der hat die Möglichkeiten, Zorn oder Emotionen ganz anders zu zeigen, als ich das je
00:05:38: erlebt habe.
00:05:39: Und dann wird es halt spannend.
00:05:40: Wie kann ich dann präsent sein bei was, wo ich mich vielleicht gar nicht so auskenne?
00:05:45: Und das finde ich dann die spannende Entwicklung oder überhaupt die spannende Reise, die ich
00:05:50: halt mit dem Kind mache.
00:05:51: Also ich muss es ja auch kennenlernen und darf auch tatsächlich nicht nur das Kind
00:05:57: darf wachsen, sondern ich darf ja wachsen.
00:06:00: Das finde ich so grundsätzlich von der Haltung her ja, da ist jetzt jemand, der fordert mich
00:06:05: heraus und ich starte mich so aus, dass ich das auch schaffe, dass ich auch dabei bin,
00:06:11: auch wenn ich nicht alle Lösungen weiß, dass ich sage, ja gut, jetzt wird es grad schwierig,
00:06:16: habe jetzt auch kein Patentrezept, aber ich bin da, ich stehe zu dir.
00:06:20: Wir machen das jetzt gemeinsam.
00:06:22: Wir machen das jetzt gemeinsam.
00:06:23: Das sind jetzt ganz schön viele Punkte, die du jetzt angesprochen hast.
00:06:27: Es geht quasi los erstmal mit dem Erkennen des Kindes, wenn ich das richtig verstehe.
00:06:31: Also was habe ich da überhaupt für ein Wesen vor mir?
00:06:34: Inwiefern ist es mir ähnlich oder unterscheidet sich von mir?
00:06:37: Wie tickt das Kind jetzt erstmal?
00:06:39: Wäre das der erste Schritt?
00:06:41: Ja, auch in den unterschiedlichen Entwicklungsphasen.
00:06:44: Es gibt ja tatsächlich Kinder, die fordern mich erst heraus, wenn die so vier oder fünf
00:06:48: sind oder manche fordern mich raus, wenn die plötzlich 13 werden und man denkt, wer ist
00:06:54: jetzt da in diesem Zimmer drin?
00:06:56: Den kenn ich ja gar nicht.
00:06:58: Oder es fordert mich heraus ab dem Moment oder vielleicht sogar davor, wenn die geboren
00:07:03: sind oder sogar noch ungeboren sind.
00:07:05: Was passiert dann da mit mir?
00:07:08: Und sich darüber halt Gedanken zu machen, wen habe ich da und was braucht jetzt diese
00:07:12: Person, dieses Mensch hier Wesen einfach?
00:07:16: Was braucht es jetzt von mir?
00:07:18: Braucht es, dass ich mehr Ruhe reingebe oder braucht es, dass ich mehr Anregungen reingebe?
00:07:22: Und da dann auch selber zu gucken, wie ticke ich denn?
00:07:25: Das ist ja das aller Spannende daran.
00:07:27: So sagen, ah, okay, ich kann ja enorm viel über mich lernen.
00:07:30: Wie gehe ich mit allem um?
00:07:32: Wie reagiere ich auf Wut, Zorn, Rückzug?
00:07:37: Wie ticke ich?
00:07:38: Das ist genauso wichtig wie das Kind jetzt zu verstehen.
00:07:40: Also sich selbst und die Beziehungstynamik zu erkennen und mit einer gewissen Vogelperspektive
00:07:47: erstmal genau und gründlich zu beobachten, was passiert hier?
00:07:51: Genau, beobachten ist ein gutes Stichwort, weil darum geht es grundsätzlich zu beobachten,
00:07:57: tatsächlich auch mal so eine andere Ebene einzunehmen, wie du es jetzt gerade gesagt
00:08:01: hast, Vogelperspektive, mal einen Schritt zurückzutreten aus dem, manchmal tatsächlich
00:08:07: ein Chaos, einen Schritt zurückzutreten und sagen, okay, wen haben wir denn hier?
00:08:10: Wie viele von denen haben wir denn hier?
00:08:12: Und wie ticken die gerade und wie geht es mir gerade und was brauchen die jetzt gerade
00:08:16: im Moment?
00:08:17: Brauchen die gerade mehr oder brauchen die weniger von mir?
00:08:19: Super, das ist tatsächlich auch gerade bei uns ein großes Thema, dass wir uns auch darüber
00:08:25: austauschen, dass das eine ganz wichtige Frage ist, gerade in einer Konfliktsituation, wenn
00:08:29: man auch eben dem Kind gegenübersteht und sich denkt, was willst du eigentlich gerade, was
00:08:34: ist hier los, wo kommt die Wut her oder wo kommt die Ablehnung her oder was man eben
00:08:39: gerade so in die Ohren geworfen bekommt, sich dann zu fragen, was brauchst du?
00:08:44: Was ist also dein Bedürfnis?
00:08:46: Das machst du ja nicht zum Spaß oder um mich zu ärgern oder um halt einfach doof zu sein,
00:08:51: sondern da steckt ja ein Bedürfnis dahinter.
00:08:53: Und was ist dieses Bedürfnis?
00:08:55: Ja, genau, das finde ich sowohl beim Kind als auch bei mir selbst halt die Herausforderungen.
00:09:03: Was sind denn die Bedürfnisse?
00:09:04: Ich will dazugehören, ich will geliebt werden, ich will wirksam sein und ich will auch anerkannt
00:09:10: werden, also auch mit meinen Leistungen auch anerkannt werden ist nun mal so.
00:09:14: Wir wollen ja alle da auch geschätzt werden.
00:09:16: Und vor allen Dingen auch dieser Begriff der Wirksamkeit und da die Frage, was steckt
00:09:23: beim Kind dahinter, wenn wir jetzt in Auseinandersetzungen geraten oder wenn es schiefläuft oder wenn
00:09:29: wir in Streit geraten, was für ein Bedürfnis steckt da dahinter, aber was für ein Bedürfnis
00:09:34: steckt auch bei mir dahinter?
00:09:35: Oder ich kenne es auch selbst, dass man sagt, ich will wirksam sein.
00:09:38: Ich habe ja mal einen Plan, wie es laufen soll.
00:09:40: Es soll wunderbar sein und alle sollen mich gern haben und das, was ich durchziehen will
00:09:46: oder das, was ich auch beibringen will oder das, wie unsere Kultur sein will, das soll
00:09:50: man jetzt eins zu eins umsetzen.
00:09:52: Also ich möchte einfach wirksam sein und das ist oft dann die Schwierigkeit, Herausforderung,
00:09:57: wie auch immer es nennt, das Lebensziel.
00:09:59: Wie kriege ich denn das hin und wo kriege ich es einfach auch nicht hin?
00:10:03: Also wo bin ich einfach mäßig wirksam, Punkt um?
00:10:06: Das Gefühl hat man bei den eigenen Kindern ja durchaus öfter mal.
00:10:09: Das, was wirksamkeit zu wünschen übrig lässt und man gegen Wände anrennt und Wind mühlen.
00:10:15: Genau und da auch zu sehen, wenn es jetzt um den Konflikt geht, zu sagen ja, also einmal
00:10:20: das Kind zu verstehen, was steckt dahinter, was für ein Bedürfnis oder auch in was für
00:10:24: eine Verfassung ist das Kind.
00:10:25: Manchmal ist es leichter, das Kind ist krank oder war krank, da legt man auch nicht alles
00:10:30: auf die Goldwaage.
00:10:31: Weiß man okay oder es ist Abend, alle sind erschöpft, da bringt es jetzt auch nichts.
00:10:37: Wenn ich jetzt anfange, fünf vor Schluss zu sagen, also jetzt müssen wir mal grundsätzlich
00:10:41: über die Ordnung im Kinderzimmer reden, das bringt halt gar nichts sozusagen.
00:10:45: Und da auch wieder, also da wären wir wieder bei der Präsenz, was haben wir denn überhaupt
00:10:51: für die Konfliktkultur schon vor den Kindern gehabt und welche habe ich auch in anderen
00:10:56: Bereichen, also mit Partnerinnen, mit dem Freundeskreis in der Arbeit, wie kann ich mich überhaupt
00:11:02: ordentlich auseinandersetzen, wenn ich jetzt ein Ziel habe oder wenn ich sage, ich möchte
00:11:06: irgendwas verändern, kann ich das schon oder muss ich das halt lernen und manchmal sind
00:11:12: die allerersten, die es einem wirklich auf die Harte Tour beibringen, halt die Kinder,
00:11:16: die sagen ja jetzt, sei mal da, sei mal da, obwohl ich gerade echt für dich fast unmöglich
00:11:22: bin zu händeln.
00:11:23: Ja, und wenn meine Go-to Reaktion vielleicht auch sowieso erst mal ist, sich zurückzuziehen
00:11:28: in einem Konflikt, wenn das so meinen Charakter entspricht, ich gehe da erst mal raus aus der
00:11:33: Situation, macht das mit mir selbst aus und kommt dann vielleicht zurück, wenn ich mir
00:11:37: ein Bild gemacht habe, was ich überhaupt selbst will oder wo ich stehe, das ist ja was, was
00:11:42: zum Beispiel Kinder gerne auch einfach mal nicht zulassen.
00:11:44: Genau, ja, das ist so spannend mit denen, es gibt ja dieses schöne Wort der Abkühlphasen,
00:11:50: also ich bin jetzt im Konflikt und ich merke es kocht alles hoch und ich versuche diese
00:11:55: Karte zu ziehen, okay jetzt gehen wir uns mal abkühlen und verlass zum Beispiel selber
00:11:59: den Raum und was macht dann das Kind, das läuft mir halt hinterher.
00:12:03: Da schreient, Dinge werfen.
00:12:05: Schreient, noch lauter schreient, also das mag ab und an funktionieren, aber in der Regel,
00:12:11: wenn das meine Strategie ist, dass ich mich zurückziehe und das nicht passt, weil das Kind
00:12:16: gerade einfach meine Präsenz möchte und auch das mit mir durchstehen möchte, dann läuft
00:12:21: es mir halt hinterher und dann kann es einfach sein, dass es grandios eskaliert, wenn ich
00:12:25: das weiter durchziehe und durch die Wohnung fliehe, oder aus dem Haus fliehe, sag ich
00:12:31: nur, um den Block laufen und das Kind klebt halt weiter an mir, dann halt zu sagen, okay,
00:12:37: gut, wir brauchen frische Luft, kommt sie dich angemitt, geh mit raus, komm wir stellen uns
00:12:42: ans Fenster, wenn die Nachbarn eine Schalt wissen und lassen meinen Brille los, gemeinsam,
00:12:47: so gelegt natürlich nicht immer, aber jetzt überspitzt als Idee.
00:12:51: Als Beispiel eben, wie man damit umgeht, wenn die Ansprüche und die Bedürfnisse auseinander
00:12:56: gehen, dass man das bemerkt und nicht in der Situation verbleibt und vor dem Kind wegläuft,
00:13:03: wie du es gesagt hast, sondern reflektiert, was passiert hier gerade überhaupt, was ist
00:13:08: die Dynamik, warum lauf ich weg, warum läuft mir mein Kind hinterher und wie kommen wir
00:13:14: aus dem Wetterrennen wieder raus?
00:13:16: Bis zu dem anderen, dass es einfach auch Kinder gibt, die wollen auch nach einem Konflikt
00:13:21: tatsächlich brauchen, die eine gewisse Ruhe oder einen gewissen Rückzug, also dass ich
00:13:25: dann auch nicht zu schnell mit Erklärungen oder mit noch mal Druck zusätzlich aufbaue
00:13:31: und gibt es ja auch Eltern, die das dann kaum ertragen, dass ein Kind sich dann auch mal
00:13:34: eine Weile zurückzieht und seine fünf Minuten braucht und sagt, ich gehe jetzt und ich kann
00:13:39: dich gerade auch wirklich, also auch ich kann dich gerade nicht brauchen, da auch das auszuhalten
00:13:45: und dann wieder das Beziehungsangebot zu machen, vielleicht wirklich außerhalb des Konflikts
00:13:50: auch und das nicht noch mal alles aufwärmen, sondern sagen so, guck, ich schau mal bei dir
00:13:55: rein, schau, ich bin gerade am Warteln backen, mag Schmidt helfen, also dieses Beziehungsangebot
00:14:01: dann nach dem Konflikt, dass das Kind auch lernt, okay, es wird respektiert, meine Reaktion
00:14:06: wird auch einfach respektiert und es heißt aber dann nicht, dass ich dann als Kind wieder
00:14:11: kommen muss und 100 mal sagen muss, wie lieb ich dich habe, um dann wieder anzuknüpfen,
00:14:16: das gibt es ja auch, sondern dass die Aufnahme der Beziehung oder die Beziehungsgäste, so
00:14:21: wie ich es auch gerne nehme, dann vom Erwachsenen ausgeht.
00:14:24: Um diese Verantwortung nicht in die Hände des Kindes zu legen und rüber zu schieben,
00:14:29: zu sagen, ja dann komm halt du, wenn du dich beruhigt hast.
00:14:32: Genau, so, die Verantwortung habe ich, auch vorm Konflikt und im Konflikt und nachem Konflikt.
00:14:37: Also ist Teil der Präsenz quasi auch als Elternteil, weil man natürlich die Erwachsene
00:14:42: Person ist, in Führung zu gehen in der Beziehung und das zu lenken und zu steuern und eben
00:14:49: den Überblick auch zu behalten.
00:14:51: Natürlich, das sind alles höhere Ideale, über die wir das sprechen, ja, aber eben im
00:14:56: Idealfall auch den Überblick zu behalten, wo befinden wir uns gerade in unserer Beziehung,
00:15:01: wo befinden wir uns in einem Konflikt.
00:15:03: Was ist jetzt gerade angesagt?
00:15:04: Man erkennt das ja auch, wie die Kinder ticken und wie so ein Konflikt typischerweise abläuft.
00:15:09: Und dann kann man ja durchbeobachten und indem man drüber nachdenkt, auch rausfinden, okay,
00:15:15: da ist es jetzt wichtig, dass ich präsent bin, dass ich deeskaliere, dass ich das erst
00:15:20: mal annehme und zulasse und in einem anderen Moment ist es jetzt wichtig, mal passiv zu
00:15:25: sein und dem Kind Raum zu geben und dann wieder Angebote zu machen.
00:15:29: Mhm, genau.
00:15:30: Und das ist sicherlich bei jedem Kind anders und man muss eben rausfinden, wie die eigene
00:15:34: Beziehung da funktioniert und wie das Kind tickt und was die richtige Strategie ist.
00:15:38: Ja, und es bleibt ja spannend, das Kind kommt ja nicht auf die Welt und tickt immer gleich,
00:15:43: sondern das durchlebt ja auch verschiedene Phasen, hat ja auch noch eine andere Welt,
00:15:48: außer die jetzt nur mit mir und da gibt es ja unendlich viele Einflüsse, die das Kind
00:15:53: auch beeinflussen.
00:15:54: Ja, das hört nicht auf, sondern da muss ich ständig dabei bleiben und auch offen für
00:15:59: die Entwicklung und für die Veränderungen sein, die stattfinden.
00:16:02: Ja, und manchmal ist es halt auch so, wenn ich gerade so eine Phase gut händle und mir
00:16:07: da vielleicht sogar was angelesen habe oder wirklich den Trick 17 gefunden haben, kann
00:16:11: es sein, dass ich das Gefühl habe, okay, wer sitzt jetzt hier mit mir am Tisch, jetzt
00:16:17: ist schon wieder irgendwas Neues dran und da dann wieder diesen Schritt zurückzutreten
00:16:22: und zu sagen, okay, was ist hier los, dieses Beobachten, wie du auch schon gesagt hast,
00:16:27: dieses Zuhören, dieses Reinspüren, also Empathie hilft, sag ich jetzt mal, im Konflikt grundsätzlich,
00:16:34: kann dann der erste Schritt sein, zu sagen, okay, was ist jetzt gerade angesagt, was brauche
00:16:38: ich jetzt, muss ich tatsächlich wieder näher ranrücken bei jemandem, jetzt nehmen wir mal
00:16:42: die Menschen im Jugendalter, selbst wenn ich so das Gefühl habe, ja, es läuft doch alles
00:16:47: prima und ich kann zurücktreten und kann die Verantwortung ein bisschen übergeben, wird
00:16:53: es da vielleicht Phasen geben, wo ich dann merke, oh jetzt kann es aber sein, dass meine Präsenz
00:16:57: doch nochmal vielleicht auch in einer ganz klaren Form gefragt ist, bei Krisen beispielsweise,
00:17:05: auch in der Pubertät gibt es es ja.
00:17:07: Ja, ich denke da gerade an meine eigenen Kinder, die zwei Jungs, das sind sehr intensive Menschen
00:17:11: und die durchleben diese Phasen auch immer sehr, sehr intensiv und ich habe für mich
00:17:15: festgestellt, der wahrste Satz in der Erziehung ist, es ist alles nur eine Phase.
00:17:20: Genau, manchmal Trost und manchmal nicht.
00:17:25: Richtig, ja, Fluch und Segen zugleich.
00:17:27: Es geht alles vorbei, das kann man sich immer sagen, egal wie schlimm es wird, es ist
00:17:33: eine Phase und es ist morgen schon wieder ganz anders, aber gleichzeitig heißt das natürlich
00:17:37: auch, man kann sich jetzt nicht auf den gefundenen Strategien ausruhen, sondern die sind eben
00:17:42: morgen auch schon wieder Schnee von gestern.
00:17:44: Ja, und es ist auch insgesamt diese Phase von Menschen, die jetzt mit Kindern gemeinsam
00:17:50: leben, die ist ja auch endlich, also irgendwann sind die ja wieder weg, gehen ihren eigenen
00:17:55: Weg.
00:17:56: Das habe ich ja nicht bis zum 40.
00:17:58: Lebensjahr mal nicht in der Regel zu Hause ab und an, vielleicht schon, aber sich da auch
00:18:03: darüber Gedanken zu machen, das sind Phasen, die durchlebt werden.
00:18:07: Mein Alltag ist die Kindheit meiner Kinder, das finde ich auch in den interessanten Gedanken
00:18:13: und auch diese Kindheit wird vorübergehen und ich oder wir, im besten Fall, bleiben dann
00:18:21: auch wieder zurück und die Kinder gehen ihren Weg selbst.
00:18:23: Also es ist eine Phase, ich bin ja nicht 40 Jahre jetzt, also ich habe sehr, sehr viele
00:18:28: Kinder, aber auch dazu sagen, das ist jetzt diese Familienphase und wie will ich es und
00:18:34: wie wollen wir das, egal in welchem Konzept ich einfach lebe oder leben möchte, wie wollen
00:18:40: wir das jetzt so gestalten, dass wir da gut durchkommen?
00:18:42: Ja, und die Situation auch als solche anzunehmen und nicht 20 Jahre oder wie lange die Kinder
00:18:49: mit einem Leben, einem Ideal oder einem Familienbild hinterher zu rennen, das so nicht erreichbar
00:18:54: ist.
00:18:55: Da will ich jetzt gar nicht groß hinabbiegen, aber das ganze Thema Präsenz kommt mir jetzt
00:19:00: so vor, als wäre das nicht nur in der Erziehung, sondern eigentlich in jeder zwischenmenschlichen
00:19:05: Beziehung eine gute Idee mit offenen Augen bewusst und präsentiv.
00:19:09: in Beziehungen reinzugehen. Das ist ja mit meinem Partner, meiner Partnerin oder auch in Freundschaften und sicherlich sogar
00:19:16: geschäftlichen Beziehungen, professionellen Beziehungen, wahrscheinlich im Prinzip nichts anderes und genauso hilfreich
00:19:22: sich zu fragen, in welcher Situation ist mein Gegenüber, was sind seine ihre Bedürfnisse
00:19:28: und wie sieht unsere Beziehung im Moment aus, wie funktioniert die, auf welcher Ebene spielen sich da welche Sachen ab und wie
00:19:35: kann ich da
00:19:37: aktiv gestaltend darauf einwirken? Genau, gerade das Stichwort dieses aktiv gestalten, also was kann ich denn wirklich tun?
00:19:44: Und da sehe ich das so, dass ich nun mal mein Gegenüber gar nicht verändern kann. Ich kann nur an meinen Haltungen arbeiten, egal
00:19:53: in welchem Bereich jetzt tatsächlich. Also die Haltung mir gegenüber,
00:19:56: wie will ich mein Leben gestalten, also diese Übernahme von der Verantwortung dafür. Wie soll mein Arbeitsleben
00:20:05: aussehen und was tatsächlich davon liegt in meiner Hand und das auch auszuschöpfen?
00:20:10: Vieles liegt denn nicht in unserer Hand? Ja.
00:20:13: Was da für Kinder bei mir hineingeboren werden oder in welchem Arbeitsverhältnis ich nun mal bin und da nicht rauskommen
00:20:19: und dennoch die Verantwortung zu sich zu nehmen und zu sagen, okay, wie will ich es denn machen?
00:20:24: Wer kann mir gegebenenfalls dabei helfen, dass ich zu einer
00:20:28: Position komme, also dass ich mich positioniere auch und sage, okay, das läuft jetzt nicht so, wie ich
00:20:35: es mir vorstelle. Ich habe gerade selber keine Idee, wie ich es ändern kann, aber so geht es nicht weiter.
00:20:41: Und ich brauche jetzt Unterstützer.
00:20:43: Ist ja auch eine ganz wesentliche Einsicht bei manchen Problemen, weiß ich ja noch gar nicht, was ich machen soll.
00:20:49: Ich habe ja noch nicht die Idee. Aber allein schon zu wissen, so bin ich nicht zufrieden.
00:20:56: Ich merke, dass irgendwas nicht stimmt.
00:20:58: Ich werde krank, ich bin erschöpft, ich gerate viel in Streit.
00:21:03: Heißt, ich nehme die Verantwortung wieder zu mir und schaue, was brauche ich, damit ich wieder in eine gewisse Stabilität auch reinkomme.
00:21:10: Die ich aber ganz bei mir las und wo ich vielleicht auch sagen kann, also tatsächlich hilft der Grundsatz, das gefällt mir jetzt nicht.
00:21:17: Und ich habe keine Idee und so will ich es nicht mehr.
00:21:20: Ich weiß noch nicht, wie, aber ich weiß einfach, dass ich so nicht mehr möchte.
00:21:23: Und das kann schon mal so der erste Schritt sein, sich das einzugestehen.
00:21:27: Nee, so nicht. Ich weiß nicht, ich habe die Lösung noch nicht und brauche vielleicht, da andere Menschen, andere Perspektiven, um da vorwärts zu kommen.
00:21:37: Und der zweite Schritt wäre dann, sich zu überlegen, wo bekomme ich jetzt die Unterstützung und die Ressourcen her, um rauszufinden, was ein Weg sein kann.
00:21:46: Genau. Und da ist ja alles möglich.
00:21:49: Von dem, dass ich mir selber mit mir Gedanken mache.
00:21:52: Also dieses jetzt ja auch wieder moderne Journaling.
00:21:57: Früher hat man einfach noch Tagbuch geschrieben.
00:22:00: Heute ist es Englisch.
00:22:01: Heute ist es eher, also auch vollkommen in Ordnung, also sich selbst damit auseinanderzusetzen, indem ich einfach die Gedanken, die ich habe zu Papier bringe.
00:22:12: Das heißt, es ist ja fast so, wie wenn ich es ausspreche, bis zudem, dass ich Menschen habe in meiner Umgebung näher oder ferner, die einfach gegebenenfalls auch nur das Leid mit mir teilen.
00:22:23: Von der Nachbarin im Treppenhaus, wo ich mal was loswerden kann, bis zur befreundeten Mutter oder ehemaligen Schulfreundin, die selber jetzt keine Kinder hat oder die selber in einer ganz anderen Situation ist,
00:22:36: mich auszutauschen, bis zudem, dass ich halt mich coaching las, in Beratung gehe, um Hilfe bitte.
00:22:44: Wenn das auch das erkennen, um die eigenen Grenzen, also die Grenze der eigenen Wirksamkeit auch ein Teil dieser Präsenz und zu sehen, OK, hier komme ich jetzt alleine nicht weiter.
00:22:56: Akzeptiere ich das so?
00:22:58: Ist das in Ordnung?
00:22:58: Darf das so bleiben oder hole ich mir eben Unterstützung in irgendeiner Form?
00:23:02: Ja, und wir sind ja alle soziale Wesen und also nicht nur unsere Kinder brauchen das, sondern auch wir brauchen jemand, der vielleicht mal mit uns sortiert, der uns tröstet, der uns,
00:23:13: ja, hilft die Perspektive mal zu wechseln, der uns aber vielleicht auch mal eine Auszeit anbietet und sagt, du, jetzt tsch ab, mach deine Runde, ich bin jetzt da, der auch vermittelt zwischen Konfliktparteien, sage ich jetzt einmal so, mir da einfach Leute zu suchen.
00:23:31: Vielleicht habe ich die schon, vielleicht habe ich die schon immer, vielleicht bin ich jemand, der schon immer in großen Gefügen lebt, der guten Draht hat zur Herkunftsfamilie, der dann auch mal nachfragen kann,
00:23:42: hey, kennst du das auch, Mama, was ich jetzt da erlebe?
00:23:46: Kennst du das auch, Papa?
00:23:48: Mir da einfach meine Leute zu suchen und wenn ich die noch nicht habe, einfach die Verpflichtung vielleicht auch für mich selbst, wenn ich mich ernst nehme, auch in dem Bedürfnis, dass ich was teilen will oder teilen muss, dann auch die Wege zu suchen,
00:24:03: sei es vom Familientreff bis zur Beratungsstelle, wo ich Unterstützung bekomme.
00:24:07: Wenn ich diese Aufgabe gerecht werden möchte, muss ich mich auch in die Lage versetzen, das tun zu können und dann brauche ich auch den Mut, um Hilfe zu bitten.
00:24:16: Ich glaube, das ist was, was manche Menschen auch besser können als andere.
00:24:20: Und es ist vielleicht auch so, dass Menschen in meinem Umfeld sehr gerne helfen wollen, aber nicht wissen wie oder vielleicht auch diesen ersten Schritt jetzt selber nicht hinbekommen und sich da dann auch zu trauen, zu sagen, hey,
00:24:34: fass auf, du könntest so ein Mensch sein, mich jetzt gerade zu unterstützen.
00:24:39: Ich komme an dem Punkt selber nicht weiter und ich wünsche mir oder würde mir vorstellen, dass du ja dieses und jenes tun könntest.
00:24:48: Genau. Und es gibt wirklich erstaunlich viele Menschen, die gerne helfen würden.
00:24:54: Das glaube ich auch.
00:24:55: Also wirklich so, wenn man sagt, was schau mir geht es gerade so?
00:24:59: Was kannst du für mich tun?
00:25:01: Und wenn dann jemand sagt, ja, ich kann dir einmal im Monat ein Haufen warmes Suppen kochen, die du einfrieren kannst oder ich gehe mit dir spazieren und wir müssen gar nicht so viel sprechen, wenn das gar nicht für dich passt.
00:25:15: Ich höre dir einfach nur zu, wenn für dich da, da gibt es unendlich viele Menschen mehr als man vielleicht denkt.
00:25:22: Ich glaube ich auch. Man muss das nur umdrehen und sich überlegen, wie es ist, wenn die eigenen Freunde oder die Menschen in seinem Umfeld, wenn es denen nicht gut geht und man sich überlegt, Mensch, was ist da los?
00:25:32: Ich würde gerne was tun.
00:25:33: Ich würde dir gerne helfen, aber ich weiß jetzt selbst auch nicht, wie den Gedanken hat man selbst ja auch.
00:25:38: Und wie schön ist es, wenn dann die Person zu einem kommt und einem genau das sagt?
00:25:43: Hey, ich wünsche mir Hilfe von dir und so und so kann die aussehen.
00:25:47: Ist ja toll, dann die Möglichkeit zu haben.
00:25:49: Sagen super, mach ich. Hälft ihr?
00:25:51: Ja und auch dann das Angebot zu machen.
00:25:54: Also wenn ich jetzt schon sehe, ich habe im Freundeskreis in der Nachbarschaft in der Familie jemand, wo ich wirklich sage, war da ist jetzt große Herausforderungen, also von klein bis großen Herausforderungen von den Kleinen.
00:26:06: Wie machen wir denn das mit diesem ständigen Essen?
00:26:08: Herrichten bis zudem das Kind ist krank.
00:26:12: Ich selber bin erkrankt, Schicksals schläge in irgendeiner Form dann auch den Mut zu haben, auf die Menschen zuzugehen und zu sagen.
00:26:21: Übrigens, ich bin für dich da.
00:26:22: Das und jenes kann ich dir wirklich anbieten.
00:26:24: Du kannst mich anrufen bis 22 Uhr, morgens aber schon ab 6.
00:26:30: Wir können einfach rausgehen und das auch tatsächlich zu wiederholen, weil auch die Bereitschaft, sich Hilfe zu holen, muss man ja auch erst lernen.
00:26:39: Und umso selbstverständlicher das kommt, dass halt jemand sagt, übrigens melde ich mich nochmal auf irgendein Weg.
00:26:46: Ich bin da, ich habe die Kapazitäten grad.
00:26:50: Gerne, komm.
00:26:51: Was ich mich frage, ich bin ja selbst teilt das Konflikt, das gerade mit meinem Kind dann auch oft.
00:26:59: Das ist ja nicht so, dass ich mein Kind da gelassen beobachte und diese berühmte Vogeltaspektive einnehme und selbst davon überhaupt nicht berührt bin.
00:27:07: Ganz oft ist es ja so, dass das Kind auch in seinem Versuch in Kontakt zu treten, ganz gezielt auch auf meine Knöpfe drückt und meine Triggerpunkte sucht und sehr erfolgreich findet.
00:27:20: Und genau weiß bewusst oder unbewusst, wie es eben dann auch emotional an mich rankommt.
00:27:26: Und das heißt, ich bin dann in der Konfliktsituation vielleicht selbst gekränkt oder fühle mich angegriffen oder fühle mich nicht gesehen oder nicht wahrgenommen in meinen Bedürfnissen.
00:27:35: Wie kann ich in so einer Belastungssituation dann noch, wie kann ich da präsent bleiben?
00:27:41: Also ich sag mal, dass wir da reingeraten, ist ja unausweichlich.
00:27:48: Also selbst, wenn ich mir jetzt viele Gedanken mache, kann es trotzdem sein.
00:27:51: Wir sind alle in einer schlechten Verfassung.
00:27:53: Die Woche war voll.
00:27:54: Das Kind setzt den Trigger oder vielleicht setze ich den auch selbst.
00:27:58: Das ist wieder mal aber dieses Herausgehen aus dieser Schritt zurück.
00:28:02: Aber wenn ich drin bin, habe ich aber dennoch die Verantwortung.
00:28:07: Also die Verantwortung zumindest, dass ein Teil von mir und das kann man auch tatsächlich üben, ein Teil von mir so bewusst bleibt und so die Verantwortung nimmt für den Verlauf des
00:28:18: Konfliktes, dass ich mich nicht ganz hineinziehen las.
00:28:22: Also es ist einfach dieser Verantwortungsaspekt.
00:28:24: Da geht es jetzt wieder, wieder die Schritt zurück.
00:28:26: Drum tatsächlich zu identifizieren.
00:28:30: Es gilt ja für alle Formen von zwischenmenschlichen Konflikten.
00:28:33: Was ist da jetzt mein Anteil?
00:28:36: Wo steige ich rein?
00:28:37: Wo lasse ich mich triggern?
00:28:38: Auf welche Knöpfe drücken die und wo springe ich halt an?
00:28:42: Und da tatsächlich zu trainieren, wie springe ich langsamer an?
00:28:47: Und wenn es jetzt aber nun mal so war, dass es halt zum Konflikt kam und dass auch Ungerechtigkeiten hin und her gehen und danach dann auch alle traurig oder enttäuscht oder auch gekränkt sind, ist ja die Realität.
00:29:01: Ja.
00:29:02: Also es ist die Realität, die habe ich.
00:29:03: Und da auch dann danach zu sehen, wie gehe ich jetzt damit um?
00:29:07: Das, was jetzt war, diese unschöne Auseinandersetzung.
00:29:11: Wer muss jetzt wieder auf wen zugehen?
00:29:14: Bin ich jetzt tatsächlich so lang beleidigt?
00:29:17: Bis dann halt die 14-Jährige kommt und sagt, Aja, das war jetzt aber, ich war jetzt schon ein bisschen unfair, dass ich dich anmaule, weil meine blaue Hose weg ist.
00:29:26: Das machen die halt nicht.
00:29:27: Sondern das muss halt ich machen.
00:29:28: Es ist sehr unwahrscheinlich, dass das Kind da genau weiß, auch was mein Bedürfnis dahinter ist und dann auf mein Bedürfnis reagiert.
00:29:36: Also niemand sagt, Aja, schau, Papa, wir, ich weiß, du willst so wirksam sein und jetzt haben wir die Zimmer und die Hausaufgaben ist schon wieder so ein Theater und tut uns jetzt wirklich leid,
00:29:46: dass wir jetzt dich in so eine Situation reingebracht haben und wir haben dich lieb.
00:29:50: Und außerdem erziehen wir uns in Zukunft selbst.
00:29:52: Genau, genau.
00:29:54: Ja, also es bleibt die Verantwortung von einem tatsächlich.
00:29:59: Und dann aber auch die Verantwortung gegebenenfalls für die Wiedergutmachung oder für das, dass ich sage, boah, jetzt ging es echt hoch her und ich war jetzt auch ungerecht und ich war laut.
00:30:08: Ich will das nicht sein.
00:30:10: Mir ist es passiert und ich nehme aber auch die Verantwortung zu mir.
00:30:13: Also ich sage nicht Entschuldige, bitte, sondern.
00:30:16: Das tut mir jetzt wirklich leid und die Arbeit, ich arbeite an mir.
00:30:20: Ich möchte nicht, dass mir das weiter passiert.
00:30:22: Weißt du nicht, wie es mir gelingt?
00:30:24: Also wieder dieser berühmte Satz, aber so will ich es nicht.
00:30:27: Bis wir uns irgendwas anderes überlegen.
00:30:29: Das ist eine schöne Unterscheidung.
00:30:31: Nicht bitte Entschuldige, bitte sei du aktiv.
00:30:35: Bitte mach nicht du was, sondern mir tut es leid und wir machen uns jetzt Gedanken darüber, wie wir da rauskommen und das in Zukunft besser machen.
00:30:44: Da ist es, glaube ich, auch ganz wichtig, nie zu vergessen, dass man da eben einem Kind gegenübersteht.
00:30:50: Also in so einem Konflikt kann es leicht vorkommen, dass man da auf Augenhöhe geht und wirklich auf Augenhöhe streitet.
00:30:59: Und das klingt jetzt vielleicht komisch, aber das das Kind eben für voll nimmt.
00:31:03: Weil ein Kind ist ja nicht so reflektiert, dass er sich genau überlegt, was es da jetzt gerade sagt und was es da gerade tut.
00:31:11: Da ist ja noch sehr viel mehr Impulsivität und sehr viel mehr unbewusstes Handeln dabei.
00:31:16: Und das eben nicht so ernst zu nehmen, dass ich da im Innersten getroffen werden kann, sondern immer diesen Rest beizubehalten.
00:31:24: Dass er ein Kind, das nach Kontakt sucht, dem auch die Werkzeuge noch fehlen, stellenweise anders damit umzugehen.
00:31:32: Und ich bleibe da stabil in meiner Rolle als die erwachsene Person.
00:31:38: Und lasst das eben nicht so sehr an mich ran, dass ich da jetzt total getroffen werden kann von dem, was mein neunjähriger hier in der Wut gerade einen Kopf wirft.
00:31:47: Und ich kann es ja auch als Chance nehmen und sagen, wow, krass, das trifft mich gerade.
00:31:52: Also das trifft mich volle Pulle, weil so ganz weg kriegt man es ja nicht.
00:31:57: Das ist ja auch, wie du vorhin gesagt hast, ein heyeres Ziel zu sagen, okay, das ist ein Kind, das hat seine Bedürfnisse, ich bin der Große, das ist das kleine.
00:32:04: Ich nehme das nicht so ernst, was da jetzt so kommt und da wieder in die Beobachter-Position zu gehen und sagen,
00:32:10: wow, das trifft mich.
00:32:11: Das trifft mich jetzt unglaublich oder die Situation trifft mich jetzt.
00:32:15: Und was ist mein Bedürfnis, das dahinter steht?
00:32:17: Zum Beispiel meine fehlende Wirksamkeit oder meine Überforderung oder mein Gefühl, ich muss doch alles alleine machen.
00:32:24: Jetzt sind wir hier schon zu zweit und ich muss doch alles selbst machen.
00:32:28: Und das Kind trifft dann halt genau auch diese Punkte.
00:32:31: Die schaffen das ja auch, einen zu erschüttern.
00:32:33: Und dann in der Erschütterung, die aber wieder zu mir zu nehmen und zu sagen, okay, was ist jetzt da los?
00:32:39: Was trickert mich jetzt hier so unglaublich an und wie reagiere ich dann aber drauf?
00:32:44: Und das wieder als Gelegenheit zu sehen, über sich selbst zu lernen.
00:32:48: Wir gehen ja auch alle mit unserem Päckchen in die Beziehung und in die Familie rein.
00:32:52: Und je genauer wir darüber Bescheid wissen, dass du mehr können, wir natürlich da auch
00:32:56: zuvor reingegieren.
00:32:58: Also das ist überhaupt das, ja, der Sinn des Lebens, sag ich jetzt mal, rauszukriegen.
00:33:03: Was trickt ich denn und was kann ich selbst tun, dass sich mein Leben lebenswert anfühlt?
00:33:10: Und das aber immer in dieser, was für mich auch Teil
00:33:13: jetzt dieses Begriffspräsenz ist, in dieser Authentizität.
00:33:17: Ein Gedanke, den ich gerade hatte, ist, ich will ja auch nicht so diesen
00:33:20: Stereotyp Eltern sein.
00:33:23: Die Mutter ist Psychotherapeutin und spricht mit ihrem Kind nur in so einer
00:33:29: Patientenrolle und ist immer so und analysiert quasi, ja, dass es jetzt,
00:33:34: du reagierst jetzt gerade so, weil dieses Bedürfnis von dir nicht gesehen wird.
00:33:38: Da denkt sich das Kind ja auch, sag mal, geht's noch?
00:33:41: Mindestens denkt sich das Kind.
00:33:45: Auch wenn ich sage, man darf nicht alles ernst nehmen, was die Kinder sagen.
00:33:49: Man muss ja trotzdem gleichzeitig die Kinder selbst ernst nehmen
00:33:52: und sie jetzt nicht in diese Rolle schieben.
00:33:54: Ja, du unmündiges Kind, ich verstehe, was in dir vorgeht und ich analysiere das jetzt.
00:33:59: Ja, ganz schlimm, ja, ganz schlimm.
00:34:01: Ja, oder eben das Spiegel, ich spüre deine Wut und ich begleite dich durch meine Wut,
00:34:07: aber ich spüre ja auch meine.
00:34:10: Der eine Weg hat ja auch was zu sagen, das ist ja wieder diese Distanz.
00:34:14: Aber das andere ist, ich bin ja ein Mensch, ich bin ja jetzt
00:34:16: noch kein Erziehungsroboter, der genau adäquat reagiert und alles perfekt macht.
00:34:22: Das wäre ja schrecklich.
00:34:24: Also das ist ja wirklich das, was Kinder auch aushalten müssen.
00:34:27: Ja, ich hab da halt jemand, der ist halt so, der tickt auch so.
00:34:30: Das ist ja auch das reale Leben.
00:34:33: Ja.
00:34:34: Hey, was eine Gratwanderung.
00:34:36: Ja, was eine Gratwanderung.
00:34:39: Ja, aber das wäre das Extrem, wenn man jetzt alles,
00:34:42: worüber wir gesprochen haben, zu weit treibt, dass man sich wirklich als Mensch
00:34:46: aus der Beziehung entfernt und dann nur noch in dieser Meta-Ebene unterwegs ist
00:34:52: und analysiert.
00:34:54: Ja, eben dieses echt bleiben, auch authentisch bleiben, bei sich bleiben
00:34:58: und auch Emotionen zuzumuten.
00:34:59: Wenn jetzt das gegenüber selber keinerlei Emotionen zeigt,
00:35:03: wie soll ich dann selber das Lernen mit meinen
00:35:06: Gefühlen halt umzugehen, das geht ja auch nicht.
00:35:08: Aber die Gratwanderung, also wenn man jetzt sagt,
00:35:10: die Erziehung, das läuft ja oder das Leben und der Alltag, die laufen ja vor sich hin.
00:35:15: Und da bin ich wie ich bin.
00:35:16: Und in der Regel klappt es ja.
00:35:18: Ja.
00:35:18: Und alle sind, wie sie sind.
00:35:21: Mal geduldiger, mal ungeduldiger, mal entspannter, mal genervter.
00:35:26: Es ist vollkommen in Ordnung, weil so läuft halt das Leben und so läuft das Familienleben.
00:35:30: Es geht halt drunter und drüber, nur wenn ich jetzt merke, es verhagelt sich oft.
00:35:36: Oder wie ich die Kultur in dem Miteinander eigentlich haben will.
00:35:40: Davon entferne ich mich zu weit, dann halt innen zu halten.
00:35:44: Und zu überlegen, was läuft hier schief?
00:35:47: Ja, es kann einfach helfen.
00:35:50: Die Gratwanderung.
00:35:51: Ja, die Gratwanderung.
00:35:52: Zwischen der Kontrolle und der Unmöglichkeit zu kontrollieren.
00:35:59: Das ist vielleicht das Leben.
00:36:03: Und das sind ja alles nur Handreichungen.
00:36:05: Es ist ja alles nur was, was man im Hinterkopf behält und auf das man zurückkommt.
00:36:11: Wenn man halt ja ein Hilfsmittel braucht, wenn es halt von alleine nicht mehr läuft,
00:36:15: dann was zu haben, wo man überlegen kann,
00:36:17: und wenn man da mal was macht, dann ist das alles so.
00:36:21: Schritt zurück, Vogelperspektive, was ist meine Rolle?
00:36:24: Und wie fühle ich die aus?
00:36:25: Und wo in unserer Beziehung hakt gerade?
00:36:28: Und wie kann ich da als aktiver und als führender Teil in der Beziehung?
00:36:34: Wie kann ich da jetzt proaktiv damit umgehen und
00:36:37: Hilfestellungen geben, dass sich das verbessert?
00:36:39: Ja, auch zu sehen bin ich im roten Bereich.
00:36:42: Dann habe ich ja noch mal eine ganz andere Verpflichtung zu handeln, als wenn ich
00:36:45: sage, na ja im grünen Bereich sind wir vielleicht ganz selten, aber vielleicht sind
00:36:49: wir oft in gelb und gelb ist ja noch nicht rot.
00:36:52: Manchmal ist vielleicht orange, manchmal ist es schönes hellgelb und vielleicht
00:36:55: ab und an doch streicht sich der eine oder andere grün Ton dazwischen.
00:37:00: Aber wenn ich in rot bin und lang in rot bin, nicht nur kurz mal,
00:37:04: dann ist es wieder so, dass ich die Verantwortung übernehmen muss.
00:37:07: Ich muss die übernehmen.
00:37:08: Tut dir sonst keiner?
00:37:10: Oder ich schieb sie dem Kind zu und dann wird es erst recht schlimm.
00:37:13: Ja.
00:37:14: Für alle und vor allem für das Kind.
00:37:15: Genau.
00:37:16: Vielen Dank fürs Gespräch.
00:37:18: Ja, sehr, sehr gerne.
00:37:20: Ich hoffe, da waren ein paar Impulse drin, die man mitnehmen kann.
00:37:22: Ich werde da auf jeden Fall einiges mitnehmen
00:37:25: und da auch noch eine ganze Weile drüber nachdenken über die Themen, über die wir
00:37:28: gesprochen haben.
00:37:29: Ich hoffe auch, dass es für euch was gab, was ihr mitnehmen konntet.
00:37:32: Vielen Dank fürs Zuhören.
00:37:34: Und wir hören uns bei der nächsten Folge.
00:37:35: Hört euch stark.
00:37:42: Hört euch stark.
00:37:43: Wird produziert von der Caritas Bodensee oberschwaben und unterstützt von der
00:37:47: deutschen Fernsehlotterie.
00:37:49: Weitere Infos und alle Folgen gibt es unter macht euch stark.
00:37:59: Kommt und überall, wo es Podcasts gibt.
00:38:01: .
00:38:02: [Musik]
00:38:18: [Heiterkeit]
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