Geschwisterbeziehungen
Shownotes
Streit, Eifersucht, aber auch tiefer Zusammenhalt – Geschwisterbeziehungen sind intensiv und oft widersprüchlich. In dieser Folge sprechen wir mit Manuela Leitgib, Erzieherin und Erziehungsberaterin, über typische Dynamiken zwischen Geschwistern und wie Eltern gut begleiten können. Außerdem erzählt Lisa, Mutter von drei Töchtern im Alter von 4 bis 10 Jahren, aus ihrem lebhaften Familienalltag: Wie geht man mit ständigem Streit um? Wann sollte man eingreifen – und wann lieber nicht? Und was stärkt den Zusammenhalt unter Geschwistern wirklich?
Die Familienberatung der Caritas Bodensee-Oberschwaben findet ihr hier.
HörtEUCHStark wird unterstützt von der Deutschen Fernsehlotterie.
Transkript anzeigen
00:00:00: Hallo und Willkommen zu einer neuen Folge von Hört euch stark.
00:00:23: Heute sitze ich hier mit zwei Gästen im Studio und wir haben vorüber das Thema Geschwisterkinder.
00:00:29: Und Geschwisterbeziehungen zu sprechen, da freue ich mich drauf und hoffe, dass ich da auch ein
00:00:34: bisschen was Wertvolles erfahren kann für den Umgang mit meinen zwei wilden Jungs. Hier neben mir
00:00:40: sitzen zum einen die manuelle Leidgip. Sie ist Erzieherin und arbeitet im Moment in einer Schule
00:00:47: für Kinder mit körperlicher Behinderung und macht noch ganz viele andere Dinge, das wird sie uns
00:00:52: gleich selber erzählen. Und die Lisa, die ist Mama von drei Töchtern zwischen vier und zehn. Also
00:00:58: gerade auch mittendrin und wir wollen uns heute unterhalten. Erst mal Hallo ihr beiden. Ja, hallo.
00:01:04: Schön, dass ihr da seid. Ich freue mich. Wir uns auch. Vielleicht fangen wir damit gleich mal an,
00:01:11: Manuela. Was machst du denn so alles noch beruflich? Ja, also erst mal bin ich auch Mama von zwei Töchtern.
00:01:19: Die sind mittlerweile schon 17 und 15 Jahre alt und dann bin ich Referente noch für Kes Orzin.
00:01:27: Das ist ein Elternkurs. Kes steht für kooperativ, ermutigend, situationsorientiert und sozial.
00:01:34: Und da bin ich schon 14 Jahre unterwegs mit Kes. Gebe Kurse rund um Erziehungsfragen und das macht
00:01:44: mir eigentlich ganz großen Spaß. Des Weiteren habe ich über viele Jahre in Babytreff geleitet.
00:01:50: Das habe ich letztes Jahr jetzt aufgehört. Aber habe dadurch einfach sehr viel Kontakt mit jungen
00:01:55: Familien, mit jungen Müttern, Vätern und ich mache Kivi-Besuche. Kinder willkommen. Das ist ein
00:02:02: Programm auch von den Gemeinden und vom Landratsamt und bin auch da eben immer bei frisch gebackenen
00:02:09: Eltern um zu gratulieren, kleines Geschenk vorbeizubringen und habe auch da Einblick in Familien.
00:02:16: Das ist eine super schöne Sache davon, dass du mir im Vorgespräch schon erzählt und ich finde
00:02:20: das total toll. Also das hätten wir beim ersten Kind bestimmt auch gut brauchen können. Ja,
00:02:25: es wird auch wirklich in den meisten Fällen sehr gut angenommen und es findet dann einfach auch
00:02:30: ein gutes Gespräch statt und die Mütter sind dankbar auch, dass man sie begrüßt und ihr
00:02:36: Kind auch begrüßt in der Gemeinde. Ja, voll schön. Hilft bestimmt auch so ein bisschen in diese neue
00:02:41: Rolle dann weiter noch reinzukommen. Das ist das Sinn, genau. Schön. Ja, was bedeutet es denn überhaupt
00:02:47: Geschwister zu haben? Das ist so die erste Frage, die hier bei mir steht. Das erste, das ich zumindest
00:02:53: denke, wenn ich Geschwister höre, das sind diese klassischen Geschwisterklischees. So vom Erstgeborenen,
00:02:59: das ist das verantwortungsvolle und das Jüngste ist das Nesthäkchen und das Kind in der Mitte ist
00:03:05: das, was dann eher untergeht oder sich vernachlässigt fühlt. Lisa, wie ist es bei dir? Treffen diese
00:03:12: Stereotypen bei deinen drei Mädels zu? Man kann wie bei vielen diese Stereotypen immer erkennen,
00:03:21: wenn man sie sucht. Wenn man schaut und wenn man diese Punkte sucht, könnte man sie wahrscheinlich
00:03:27: immer sehen und immer erkennen. Was uns aber helfen könnte, ist, dass es dieses Schwarmwissen
00:03:36: oder diese Erfahrungen oder diese Meinungen gibt und denen entgegenwirken. Also selber zu schauen,
00:03:44: okay, wo tue ich dem größten zu viel Verantwortung geben, wo tue ich das kleinste zu sehr verwöhnen
00:03:50: und wo tue ich das mittlere einfach nur mitgehen lassen, weil es gerade kein Zeit und kein Raum
00:03:56: gibt für dieses mittlere, was funktioniert. Also man könnte in allem das sehen, wenn man es möchte
00:04:03: oder man kann eben einfach dagegen steuern, wirken oder auch einfach da sein und individuell reagieren.
00:04:12: Aber ich glaube, die Manuela erzählt uns nachher noch einiges dazu. Bestimmt. Ja, also diese zwei
00:04:19: Kinderdynamik, von der ich mal gelesen habe, die ist bei unseren Kindern auf jeden Fall direkt mal
00:04:24: um 180 Grad gedreht. Also wenn es einen vernünftigen gibt, dann ist das der kleine. Das dürfen meine
00:04:31: Kinder nie hören. Ich habe ja so einen Vortrag von dir schon hören dürfen, von ein paar Tagen. Und da
00:04:39: hast du gleich zu Beginn eine ganz spannende Sache gesagt, die mir direkt hängen geblieben ist,
00:04:43: nämlich dass Geschwisterbeziehungen, ja die längsten Beziehungen sind, die wir in unserem
00:04:49: Leben haben meistens. Ganz genau. So kann es sein. Und meistens ist es eben auch so und das sich auch
00:04:57: bewusst zu machen. Das finde ich spannend und ich glaube, das ist auch vielen gar nicht präsent,
00:05:02: dass es so ist, dass ein Geschwister eben da ist, gleich bei der Geburt und ich mit dem Großwerte
00:05:09: und die Eltern vielleicht sogar irgendwann verstärben. Aber mein Geschwisterkind ja bis zum
00:05:16: Lebensende an meiner Seite bleibt. Es ist das, was Geschwisterbeziehungen so besonders macht? Auf
00:05:21: jeden Fall. Also das ist schon eine Qualität und auch eine Beziehung, die wächst, die oft vielleicht
00:05:28: auf die Probe gestellt wird. Man sagt auch so in der Mitte des Lebens verlieren sich Geschwister
00:05:33: manchmal, dass sie dann so ihr eigenes Familienleben aufbauen, mit dem beschäftigt sind, was ja
00:05:38: auch völlig normal ist. Aber dass oft auch Geschwister im Alter so wieder zusammenfinden. Ich
00:05:44: denke da an meine Oma, die mit ihrer Schwester, die damals am Bodenseal gelebt hat und sie eben
00:05:49: in Ulm einmal die Woche telefoniert hat. Und das fand ich total rührend, wie die sich dann ja nicht
00:05:56: verloren haben und sich immer ausgetauscht haben, im Austausch blieben. Und das ist ja einfach schön,
00:06:03: wenn es so erhalten bleiben kann. Jetzt denke ich ja, oder das geht vielleicht auch vielen Eltern so,
00:06:09: dass sie denken Geschwisterbeziehung schön und gut, die Beziehung zwischen meinen Kindern besteht
00:06:15: eigentlich hauptsächlich daraus, dass sie sich tritzen und streiten und hauen. Ist es wirklich so?
00:06:22: Wahrscheinlich in echter nicht, aber das ist natürlich das, was immer am lautesten und...
00:06:27: Leider ist es so, dass wir ja sehr oft immer auf das Negative schauen, weil das eben oft wie du
00:06:33: gesagt hast, laut ist, unangenehm ist. Das bleibt am Hängen. Aber ich bin mir ganz sicher, dass auch
00:06:39: deine beiden Kinder, deine beiden Jungs sehr viel mit spielen und mit was erzählen oder miteinander
00:06:45: im Bett liegen und vielleicht auch kuscheln, Zeit verbringen und nicht nur mit dieser negativen
00:06:52: Seite der Medaille. Und die gibt es, das ist ganz klar und das ist sicher auch heute eben unser Thema,
00:06:57: dass Geschwisterbeziehungen sowohl viel Verbundenheit, viel Liebe, viel Zuneigung und viel Positives mit
00:07:07: sich bringt, nämlich Lernen fürs Leben im sozialen Labor. Ich kann mich ausprobieren mit meinem
00:07:13: Geschwister, ich kann Grenzen austesten, ich kann über die Stränge schlagen, ohne dass wir uns
00:07:20: verlieren, anders wie in Freundschaften zum Beispiel, die ja dann schon auch mal an einem Konflikt
00:07:26: auch zerbrechen können. Das passiert eher selten bei Geschwistern, man rauf sich wieder zusammen.
00:07:32: Es gibt ja auch den Spruch "Blut ist dicker als Wasser". Das sagt eigentlich, dass man ist irgendwie
00:07:39: durch ein Band verbunden, das eben noch stärker ist wie jetzt zum Beispiel Freundschaft, das ist
00:07:44: Familie. Die andere Seite der Medaille ist natürlich die Rivalität und zwar auch die Rivalität in
00:07:52: der Aufmerksamkeit um die Eltern. Also diese Geschwister sind angewiesen, jeder Einzelne gesehen
00:08:00: zu werden, beachtet zu werden und darum ringen diese Kinder. Jeder Einzelne, egal wie viel da jetzt
00:08:06: in der Familie da sind. Bei einem Einzelkind ist das nicht so, das bekommt sehr viel Aufmerksamkeit
00:08:12: und um vielleicht nochmal auf die erste Frage, die du auch Lisa gestellt hast, einzugehen. Ja,
00:08:20: viele sind Klischees, die man so kennt. Ich denke aber, vieles an Klischees ist tatsächlich auch wahr.
00:08:27: Darum gibt es die nämlich. Also es ist tatsächlich so, dass das erste Kind eine Entronung erlebt.
00:08:34: Ganz klar, es ging erst immer um mich und dann kommt da nochmal ein anderer dazu, den ich eigentlich
00:08:42: nicht gebeten habe zu kommen und es ist auch tatsächlich so, dass das jüngste oder letzte Kind
00:08:49: oft verwöhnt wird oder die Eltern da auch viel gelassener sind, viel mehr Erfahrungen im Gepäck
00:08:59: haben, wissen, ach ja, das wieder, okay, die Phase, die kennen wir schon, können wir ganz
00:09:04: gechillt damit umgehen. Da gibt es schon Strategien, die wir erprobt haben und es ist auch so, dass das
00:09:11: mittlere Kind oder die mittleren Kinder, je nachdem wie viel da sind, ich möchte jetzt mal nicht sagen
00:09:19: übersehen, aber dass die es eben, dass die oft so mitlaufen, sich mal nach oben oder mal nach
00:09:25: unten orientieren, also zu den älteren oder zu den jüngeren Kindern, dass sie entweder sehr
00:09:31: ehrgeizig sind und so werden wollen wie die älteren oder auch gerne mal nochmal Baby sein wollen und
00:09:38: sich dann ganz dapsig verhalten und die Eltern sagen jetzt, du bist doch der größere und jetzt
00:09:44: aber wie Lisa auch schön gesagt hat und angedeutet hat, es ist eben wichtig sich das bewusst zu
00:09:51: machen und ich glaube, das ist ein guter Schritt, wenn ich das weiß, wenn ich darum weiß, dass es
00:09:57: diese Stolpersteine gibt, wenn ich um diese Klischees eben auch weiß, dann kann ich tatsächlich auch
00:10:05: adäquat oder ganz bewusst damit umgehen und was dagegen setzen, dem entgegenkommen im Grunde,
00:10:13: damit sich Dinge nicht so ausbreiten und so sich so manifestieren. Ja, das wäre nicht auch ein
00:10:20: supersatz, dass man das einfach wissen muss. Es ist gut, das im Hinterkopf zu haben und einfach
00:10:26: kritisch auf die eigenen Geschwisterbeziehungen zu schauen oder die Beziehung zu den eigenen
00:10:32: Kindern zu schauen und zu sehen, ist das trifft das bei uns zu, ist vielleicht genau das Gegenteil
00:10:37: der Fall oder wo gibt es Punkte, wo ich vielleicht als Eltern gegensteuern sollte? Genau, genau. Und
00:10:44: da gibt es viele Aspekte, da gehen wir nachher dann auch noch drauf ein, wie ich mich förderlich
00:10:49: verhalten kann, ob das dann immer so klappt. Das ist natürlich die andere Frage, aber wenn ich
00:10:55: darum weiß und Ideen habe oder Strategien entwickeln kann, ein Werkzeug hat, von dem haben wir es ja
00:11:02: im Vorgespräch schon gehabt, dass ich vielleicht anwenden kann, dann stehen die Chancen eigentlich
00:11:08: ganz gut, dass man das ganz harmonisch eigentlich hinkriegt. Aber in Frieden und Eintracht immer
00:11:14: das Geschwister miteinander leben, das ist unser großes Ziel als Eltern. Es ist natürlich anstrengend
00:11:20: und unangenehm, wenn es Konflikte gibt, wenn es laut wird, wenn es anstrengend wird, das ist,
00:11:25: das möchte keiner, ganz klar. Aber auch zu wissen, es ist normal, es gehört dazu. Es ist sogar ein
00:11:34: Lernfeld für die Kinder, für das spätere Leben. Also ein Pluspunkt für Kinder, die mit mehreren
00:11:43: Kindern aufwachsen. Im Gegensatz zu Kindern, die ihre Erfahrungen in der Welt, in der Kindergartengruppe,
00:11:49: in der Schule sammeln müssen oder im Verein, dann ist das eigentlich auch positiv zu sehen. Und ich
00:11:57: ermutige da auch die Zuhörer, sich dagegen gar nicht so zu streuben und zu überlegen, was machen
00:12:03: wir denn falsch? Die streiten so viel und das so negativ zu sehen, sondern vielleicht eher zu
00:12:08: sagen, okay, was kann mein Kind denn alles bei so einem Konflikt lernen? Und es ist eine ganze Menge,
00:12:14: was es lernen kann. Vielleicht ist das auch so die eine Sache von unserem Podcast hier, die wir den
00:12:22: Eltern mitgeben können zu zeigen, ist es alles ganz normal. Und man muss sich nicht alleine fühlen
00:12:27: mit den eigenen Kindern, vor denen man manchmal ratlos steht und nicht weiß, wo dieses Verhalten
00:12:33: jetzt wiederher kommen soll. Wir arbeiten ja in der Staffel hier auch an einer Folge über Einzelkinder.
00:12:40: Ich weiß nicht genau, in welcher Reihenfolge die veröffentlicht werden, aber ich glaube, da ist
00:12:44: jetzt deutlich, dass wir keine Propaganda für oder gegen Einzelkinder oder Geschwisterkinder hier
00:12:50: vorhaben, sondern wirklich einfach allen Eltern in allen Konstellationen zeigen wollen, dass es gut
00:12:57: so ist, wie es ist und es kann gut sein, so wie es ist und wir zeigen einfach, was so die Besonderheiten
00:13:03: sind in den einzelnen Konstellationen. Genau. Mut zusprechen, sein Kind als Einzelkind oder seine
00:13:10: Kinder, wenn man mehrer Ritter von hat, das Glück hat, mehrer Ritter von zu haben, anzunehmen. Und
00:13:16: zwar jeder in seiner Individualität. Genau, das ist eigentlich die große Aufgabe. Und wie
00:13:22: klappt das so, Lisa? Die Theorie und die Praxis sind natürlich manchmal sehr weit entfernt oder
00:13:29: auch sehr nah dran. Meine Kinder streiten sich normal. Normal viel. Normal viel. Ich habe auch eine
00:13:41: besondere Situation jetzt auch haben dürfen. Ich habe das Kind Nummer zwei gestillt und wurde
00:13:48: schwanger und habe dann tatsächlich Kind Nummer zwei und Kind Nummer drei zusammengestellt und
00:13:54: musste Kind Nummer zwei nach einem halben Jahr praktisch abgewöhnen. Ich glaube, das war eine
00:13:59: sehr harte Situation, wenn man das mal so ist. Eine sehr große Sondersituation, aber da hat man
00:14:05: gesehen, wie das auch rebellieren kann gegen das Geschwisterkind bei so einer ganz besonderen
00:14:12: Sache. Aber ja, sie streiten, ich denke aber auch jeder Kampf, der praktisch im Kleinkindalter
00:14:18: ausgefochten wird, jedes Muster, was rauskommt, jede Konfliktlösung, alles, was sie dabei lernen,
00:14:25: müssen sie später nicht lernen als Erwachsener oder als Jugendlicher, wenn sie das schon mal am
00:14:32: Geschwisterkind geübt haben oder geschaut haben, wie es da rauskommt oder was sie erreichen können.
00:14:38: Und man ja doch zusammenlebt und zusammen sein muss, zusammen am Tisch setzen muss,
00:14:44: zusammen spielen darf, zusammen dann ins Bett geht, dann hat man praktisch diese zwangsläufige
00:14:51: Versöhnung immer, immer unter einem Dach. Also man kann dem im Gegensatz zu Freunden halt nicht
00:15:00: enttinnen oder man kann die Dinge nicht so arg ungelöst lassen, wie wenn man jetzt sagt, okay,
00:15:05: ich gehe jetzt nach Hause und die Wege trennen sich. Also die Geschwisterkinder werden zwangsläufig
00:15:12: zusammen abendessen müssen und auch zwangsläufig zusammen dasselbe Waschbecken teilen beim Zähnebutzen.
00:15:20: Also es wird immer dazu kommen, dass die sich zusammenraufen müssen auf eine Art und Weise.
00:15:26: Was aber vielleicht auch in sich schon ein total tolles Learning sein kann, zu sehen, egal wie
00:15:33: hart wir uns in die Wolle kriegen und was wir uns einen Kopf werfen und ich gucke ich nie wieder an
00:15:38: und ich will nie mehr was mit dir zu tun haben, dass alles relativ ist und alles auch wieder vorbei
00:15:44: gehen kann. Das ist wahrscheinlich ein gutes Lernfeld dann für Geschwisterkinder. In diesem Alter
00:15:51: auf jeden Fall, wenn es dann später in getrennte Wohnungen geht oder in Jugendalter ist das
00:15:57: natürlich was anderes. Da haben sie es dann hoffentlich schon überwunden, dass ich will dich
00:16:02: nie wiedersehen. Da haben sie es hoffentlich schon gelernt. Richtig, so würde ich es auch sagen.
00:16:06: Wir haben es gelernt. Sie haben ihr Übungsfeld gehabt. Ich könnte vielleicht auch noch ergänzen,
00:16:13: was eben bei so Konflikten auch noch alles geübt werden kann, weil ich finde es ist schön,
00:16:18: sich das vor Augen zu halten und das sich zu sagen. Ja klar, Sie lernen zum Beispiel Alternativen
00:16:25: zu suchen. Also es geht eben nicht nur so wie ich das will, sondern da gibt es jetzt jemand, der
00:16:30: möchte was anderes und jetzt müssen wir das ausloten. Wir müssen da um die gute Lösung ringen
00:16:35: und das müssen wir doch im Beruf oder auch in zwischenmenschlichen Beziehungen auch immer wieder.
00:16:41: Wir müssen auf den anderen eingehen. Sie müssen Solidarität entwickeln und machen das finde
00:16:49: ich auch sehr schön. Also wir kennen doch alle die Bilder von Geschwistern, wo das größere oder
00:16:54: auch das kleinere Geschwister den anderen tröstet. Weil es merkt, hey, dem geht es nicht gut und der
00:17:02: braucht jetzt eine Umarmung. Sie lernen eben Grenzen zu setzen. Sie müssen Grenzen setzen,
00:17:08: nämlich ihre eigenen und merken aber auch, da gibt es einen gegenüber, der hat auch Grenzen. Wie
00:17:13: gehe ich mit denen um? Über springe ich die, über trampel ich die, bleibe ich davor stehen,
00:17:20: wie tarieren wir das aus? Es geht darum, Wünsche wahrzunehmen, anzunehmen, die auch zu hören.
00:17:27: Da gibt es natürlich viele Begehrlichkeiten bei Kindern, das will ich haben und da will ich
00:17:33: hin und ja, dann gibt es da mehrere, die eben Wünsche haben und da gibt es dann Eltern,
00:17:39: die Entscheidungen treffen müssen. Akzeptiere ich die, gestehe ich dem anderen zu, auch mal
00:17:44: dran zu sein mit seinem Wunsch, seiner Wunscherfüllung. Sie machen einfach viele Kompetenzerfahrungen.
00:17:51: Bei sich selber bin ich mutig im Streit, bin ich eher kreativ, bin ich eher ein Schlichter,
00:17:57: bin ich eher ein Nachgeber, in welcher Rolle bin denn ich und in welcher Rolle ist mein
00:18:04: Geschwisterkind oder meine Geschwisterkinder? Sie üben Machtstrategien einüben und differenzieren
00:18:11: und ganz wichtig bei diesen Dingen, die sie da lernen können, ist natürlich je jünger die
00:18:17: Kinder sind, desto mehr Begleitung brauchen sie in diesem Prozess. Also die Kinder merken das gar
00:18:23: nicht, dass sie das lernen. Das passiert ganz nebenher im Alltag in den unscheinbarsten Situationen
00:18:30: und es gibt aber auch Konflikte, da brauchen sie Unterstützung, da brauchen sie uns als Eltern,
00:18:36: als, ich sag mal gerne, Moderator oder Moderatorin dazu, diese Konflikte in eine gute Art und Weise
00:18:45: zu steuern, weil sie es einfach noch nicht können. Also je jünger die Kinder sind, desto körperlicher
00:18:52: werden solche Konflikte, desto lauter und unbeholfner wird es. Sie haben einfach auch die Sprache
00:19:00: noch gar nicht dafür, auch für ihre eigenen Gefühle. Und ich glaube, das ist ein ganz großer Punkt,
00:19:06: wie wir unsere Kinder unterstützen können, bei Konflikten sich wirklich besser kennen zu lernen
00:19:12: und sich zu regulieren, indem wir ihnen helfen, Gefühle auszudrücken, sie für sie auszudrücken,
00:19:20: indem ich zum Beispiel sage, ja, ich seh, du bist wütend oder das hat jetzt richtig zugesetzt,
00:19:26: das krummelt richtig in deinem Bauch und ich merke, am liebsten würde ich jetzt deinem Bruder eine mitgeben.
00:19:33: Also ja, man darf das aussprechen, man darf nicht alles tun, aber erstmal darf man alles fühlen.
00:19:40: Das ist ganz wichtig, den Kindern zu vermitteln, Gefühle und Fühlen darfst du erst mal alles,
00:19:47: Gefühle dürfen sein, auch negative gegenüber dem Geschwisterkind.
00:19:52: Das hat viele Sachen aufgezählt, die die Kinder lernen bei diesen ganzen Konflikten.
00:19:57: Und mein Gefühl, meine Erfahrung ist, dass man das lernen innerhalb der Geschwister oft erst
00:20:05: ziemlich spät sieht und warnend und viel schneller sieht man es aber in der Außenbeziehung,
00:20:10: im Außenverhältnis. Sei es jetzt, dass beide Geschwister oder alle Geschwister mit der Außenwelt
00:20:17: in Verbindung treten oder eben das einzelne Kind. Das ist ja dieser typische Satz, den wahrscheinlich alle Kinder kennen,
00:20:24: dass das Kind zurückkommt und von einem Playdate oder so und die Eltern sagen, das war wunderbar,
00:20:31: der hat sich ja so vorbildlich verhalten und er hat den Teller abgeräumt und also bitte und danke gesagt.
00:20:38: Man geht händisch hütteln zum Auto und sagt, habe ich da wirklich mein Kiel abgegeben.
00:20:43: Genau, aber das sind glaube ich genau die Sachen, die sie eben zu Hause gelernt haben,
00:20:48: aber halt zu Hause überhaupt keinen Grund sehen sie anzuwenden, weil da bin ich ja daheim.
00:20:52: Ja genau, und da darf ich mich ausprobieren und ich weiß und das ist ja hoffentlich das Gefühl,
00:20:58: das jedes Kind auch haben sollte, ich darf so sein, weil ich trotzdem geliebt bin.
00:21:04: Ich darf über die Strenge schlagen und ich werde nicht ausgestoßen,
00:21:08: ich muss die Nacht nicht draußen verbringen oder so, sondern man geht mit mir um und ich darf so sein,
00:21:15: die Gefühle dürfen sein, also das ist eigentlich die Grundlage von allem.
00:21:19: Wenn das schon mal passt, dann können sich Kinder entwickeln und ausprobieren und lernen, dürfen lernen,
00:21:25: fürs Leben in ihrem sozialen Labor-Familie.
00:21:29: Ja genau.
00:21:31: Was ich als Punkt noch sehe, wo wir es ja gerade von der Familienkonstellation hatten,
00:21:36: Geschwister sind in ihren Grenzen, Grenzensätzen und Grenzenwaren viel konsequenter als wir Erwachsene meistens,
00:21:44: weil wir Mütter es gelernt haben, oftmals diesen ganz schädlichen Satz, gute Mütter tun ihre Bedürfnisse hinten anstellen,
00:21:52: oder auch gute Väter und das machen Geschwister nicht.
00:21:57: Die tun mit Konsequenz ihre Grenzen waren und ihre Grenzen zeigen, deswegen ist ein Geschwister
00:22:03: ein ganz anderes Lernfeld als ein Konflikt mit einem Elternteil.
00:22:07: Also den Satz Mütter stellen oder Väter stellen ihre Bedürfnisse hinten an, hast du nicht in meinem Kurs gelernt,
00:22:14: weil da blädiere ich sehr dafür, dass das eben, das darf gar nicht passieren.
00:22:19: Wir haben unsere Bedürfnisse, wir haben auch unsere Gefühle und unser Recht auf, auch mal einen schlechten Tag zu haben
00:22:27: und es ist ganz auch wichtig, dass wir uns gut um uns kümmern,
00:22:30: vor allem wenn wir mit vielen Kindern zu tun haben, ob das beruflich oder im Familienkontext ist,
00:22:37: ganz wichtig, dass wir immer in unserer Mitte sind, das schafft man nicht, aber dass wir uns verwöhnen, dass wir uns Gutes tun,
00:22:44: weil Erziehung ist richtig schwere Arbeit, also wirklich schwere Arbeit.
00:22:51: Das kann ich aus professioneller Sicht sagen, aber auch als Mama kann ich das sagen, das ist anstrengend
00:22:58: und abends geht man oft ins Bett und denkt sich, ja, was habe ich heute eigentlich geschafft, so produktives.
00:23:05: Ich habe zwar Streit versucht zu schlichten oder einen Konflikt begleitet und wir waren mal kurz auf dem Spielplatz,
00:23:12: aber die Wäsche ist nicht gebügelt und so weiter und da dürfen wir uns nicht schlecht dabei fühlen,
00:23:18: weil unsere Aufgabe ist, diese Menschen, den Menschen ins Leben zu helfen und sie dabei zu begleiten
00:23:24: und da müssen wir gut auf unsere Bedürfnisse achten, also Einladung an dich.
00:23:31: Sehr gerne, genau.
00:23:33: Du hast vorher angesprochen, dass kleinere Kinder mehr begleitet werden müssen in den Konflikten
00:23:38: und die Älteren dann eher nicht mehr und jetzt zusammen mit dem, um sich selbst kümmern, kommt bei mir die Frage auf,
00:23:45: was mache ich denn, wenn die Konflikte meiner Kinder eigentlich mich am meisten stressen?
00:23:51: Die kommen schon klar, die könnten den ganzen Tag miteinander streiten, aber ich habe da einfach keine Lust mehr drauf.
00:23:58: Ich kann es schwer aushalten und es löst eben auch bei mir in meinem Bauch auch Gefühle aus.
00:24:04: Richtig.
00:24:05: Und ich weiß aus eigener Perspektive, man weiß als Mama oder Papa oft sehr schnell, denkt man zumindest,
00:24:14: wer jetzt da recht hat und dass das ja unheimlich ungerecht ist, jetzt dieser Konflikt oder der hat doch dem das kaputt gemacht
00:24:21: oder der hat doch dem das weggenommen, mal wieder immer eher oder immer sie oder man hat so schon ja Muster im Kopf
00:24:31: und weiß oft aus dem Bauch aus sehr schnell, ah ja, das ist ja wieder klar, wieder das Gleiche, wieder diese Situation, typisch.
00:24:41: Und das ist echt eine Aufgabe von dem wegzukommen, wegzuschauen, weil so Rollenzuweisungen,
00:24:48: umso schlimmer, wenn sie dann auch noch ausgesprochen werden in Form von dein Bruder, der hat schon wieder alles aufgeräumt und du, du brauchst wieder ewig.
00:24:57: Wir kommen mit dir nicht aus dem Haus, das sind alles so Sätze, die sitzen tief und die verletzen wirklich unglaublich
00:25:06: und diese Rollenzuweisungen, die schüren tatsächlich diese Rivalität noch mehr unter den Geschwistern.
00:25:13: Und das ist natürlich jetzt einfach hier das so zu sagen, wenn man dann da drin steckt im Alltag und diese Gefühle hat,
00:25:20: dann ist es unheimlich schwierig, das auszuhalten, aber was vielleicht so ein Weg sein könnte,
00:25:27: wäre wirklich eben bei den Konflikten als unabhängiger, unparteiischer Moderator dabei zu sein,
00:25:37: wirklich beiden Kindern ihre Redezeit zu lassen, die einzuräumen, für sie vielleicht eben, wie ich vorher gesagt habe,
00:25:45: in Form von ich äußer die Gefühle zu sprechen, sie dabei zu coachen, wie sie das ausdrücken können,
00:25:52: aber auf keinen Fall dann als Richter aufzutreten, also zu sagen, okay, also ich sehe, du hast das kaputt gemacht
00:25:59: oder du gibst das jetzt zurück, nee, da nehmen wir den Kindern unheimlich viel Lernfeld,
00:26:07: sondern zu sagen, okay, das ist echt schwierig, das ist eine richtig verzweckte Situation,
00:26:13: ich sehe, du wolltest das haben, du wolltest damit spielen, du hast es weggenommen,
00:26:20: du wolltest unbedingt damit spielen, es macht dir so Spaß damit zu spielen,
00:26:26: also das wirklich in diese Gefühle voll reinzugehen und das zu moderieren,
00:26:32: und dann entwickelt sich tatsächlich Verständnis unter den Geschwistern,
00:26:36: wenn man das so ausbreitet und verbalisiert, ein Verständnis für den anderen.
00:26:43: Und wenn es einem dann gelingt zu sagen, ich war gar nicht dabei, ich habe das jetzt von euch gehört,
00:26:49: ich finde es echt schwierig, ich habe jetzt da selber gar keine Lösung,
00:26:54: aber ich bin mir sicher, ihr findet eine gute Lösung und es dann zu schaffen zu gehen.
00:27:01: Ich spreche jetzt von Kindern, ich sage mal so, Vorschulalter, Grundschulalter,
00:27:06: da kann man diese Versuche wagen, aus dem Zimmer zu gehen, zu sagen, ich bin nebenan in der Küche,
00:27:12: wenn ihr doch nochmal Hilfe braucht, ruft mich, sagt mir auch, wenn ihr was, eine gute Lösung gefunden habt,
00:27:18: da freue ich mich mit euch, aber ich gehe jetzt mal ein ziemlich zurück,
00:27:22: ich glaube, ihr braucht da jetzt Zeit drüber nachzudenken und vielleicht das zu besprechen.
00:27:26: Hört sich einfach an, ich weiß nicht, Lisa, hast du da schon mal so eine Erfahrung machen können,
00:27:32: also ich habe sie machen können, sowohl im Kindergarten auch in der Schule als auch bei mir zu Hause,
00:27:39: dass das unheimlich wertvoll ist, eben keine Partei zu ergreifen, nicht reinzugehen als Richter
00:27:46: und schon gar nicht irgendwas einzufordern in Form von "und du entschuldigst dich jetzt",
00:27:52: weil ich weiß, du musst dich jetzt entschuldigen, das ist für das Kind eine unheimliche Bloßstellung,
00:27:59: eine Niederlage und wir haben meistens, wenn so ein Konflikt weitergeht, auch ein Disput mit einem unserer Kinder.
00:28:10: Also wir haben dann auch in unserer Beziehung mit dem einen Kind auch ein Problem oder auch ein Konflikt,
00:28:21: den es überhaupt gar nicht hätte geben müssen. Es ist die Beziehung der Geschwister
00:28:27: und ich kann da von der Elternseite drauf gucken und das begleiten
00:28:32: und ich kann da natürlich auch drunter leiden, man kann das nicht absprechen,
00:28:36: sprechen.
00:28:38: diese Gefühle hat und das ist auch normal. Aber man kann wirklich oder sollte versuchen diesen
00:28:44: Schritt zurückzugehen und zu sagen, okay, ich schaue mir das an, ich bin da für euch, ich biet
00:28:50: meine Hilfe an, ich freue mich auch wirklich, wenn es geklappt hat. Ich frag sogar nach, hey, ich sehe,
00:28:58: ihr spielt wieder miteinander, wie habt ihr das Problem gelöst? Das war doch wirklich verzweckt.
00:29:03: Wie habt ihr es geschafft, so eine Lösung zu kommen? Und das gibt den Kindern natürlich schon mal
00:29:09: ja unheimliches Selbstbewusstsein. Wir haben das geschafft, wir sind in der Lage miteinander
00:29:17: auszukommen und das auszuloten. Und das sind eben die Erfahrungen, die wir den Kindern eigentlich
00:29:23: in einer Geschwisterbeziehung ermöglichen können. Ja, Lisa, nochmal an dich. Ja, ich kenne
00:29:30: das auch, dass man nach einer langen Streitserie oder nach vielen Stunden, wo es hin und her ging
00:29:37: und sich das aufgebaut hat, auch meine Geduld dann zu Ende ist. Und ich dann aber merke, dass dieser
00:29:43: Schritt, wenn ich dann sage, okay, jetzt weil du jetzt hier machen, was ihr möchtet, ich gehe
00:29:49: jetzt, dass das mir gut tut und auch den Kindern plötzlich gut tut, weil sie merken, sie haben
00:29:56: auch kein Publikum mehr. Sie müssen auch keine Show mehr abziehen. Teilweise ist es sogar wirklich
00:30:04: Show, weil sie manchmal auch mit diesem Geschwisterstreit die Gunst, dieses Elternteils, was zusieht,
00:30:10: auch auf seine Seite ziehen möchte. Also es ist praktisch manchmal wie ein kleines Stück Politik,
00:30:16: bloß eben zu Hause im Wohnzimmer, wo schon die ganz tiefen, tiefen Strukturen einer auf die Seite
00:30:26: ziehen wollen, sichtbar sind. Es geht um Revalität und zwar meistens um die Revalität und die Liebe
00:30:32: und die Anerkennung der Eltern. Und ich möchte Aufmerksamkeit erregen und es ist einfach hilfreich,
00:30:39: nicht die negativen Situationen so viel Aufmerksamkeit zu geben, sondern und das vergessen
00:30:46: wir, klappt sehr oft, gerade den positiven Situationen. Also wenn die Kinder mal geschafft haben,
00:30:52: wirklich und wenn es nur eine halbe Stunde ist und das ist für viele Geschwister wirklich schon ein
00:30:58: großes Ziel, friedlich miteinander zu spielen im Kinderzimmer, dann eben nicht im Wohnzimmer zu
00:31:05: sitzen und zu sagen, da gehe ich jetzt gar nicht rein, jetzt sind die mal ruhig und toll, sondern
00:31:09: reinzugehen und zu sagen, hey ich sehe, heute versteht ihr euch richtig gut. Das freut mich,
00:31:16: das finde ich richtig schön. Was macht ihr denn? Interesse zeigen an den positiven Situationen,
00:31:23: an dem was gelungen ist und nicht so sehr an dem was noch nicht gelingt. Das ist glaube ich
00:31:30: in ganz vielen Situationen, gerade in der Erziehung und mit Kindern, ein ganz wichtiger Punkt, der aber
00:31:36: auch wahnsinnig schwierig ist, sich auf das positive zu konzentrieren und sich nicht an den Sachen,
00:31:42: die einigen Nerven und Aufregen aufzuhängen. Ich merke auch, dass mich die Konflikte meiner
00:31:49: Kinder oft viel mehr und vor allem länger beeinträchtigen und beschäftigen, als es die selber
00:31:56: tun. Die sind schon lang wieder dabei, irgendwie miteinander zu spielen und ich bin immer noch
00:32:01: frustriert über diesen Streit, den die schon längst wieder vergessen haben. Dann hoffe ich,
00:32:06: dass es dir nach dem Podcast ein bisschen anders geht und du dich dran erinnerst,
00:32:09: dir das vor Augen zu halten, wie oft es funktioniert hat und was sie jetzt aus dem
00:32:15: Konflikt vielleicht Gutes rausnehmen konnten, was sie lernen konnten, sich das vor Augen zu halten.
00:32:21: Es ist so ein kleines Pflaster für diesen Kroll oder diese negativen Gefühle, die dann hochkommen,
00:32:28: zu sagen, ja, das ist nicht umsonst. Also das war nicht umsonst. Und Kindertragenkonflikte
00:32:35: halt auch einfach anders aus als Erwachsene. Und man sieht das durch die Brille des Erwachsenen und
00:32:40: denkt sich, also wenn ich jetzt im Büro meinem Kollegen eine reinhauen würde, weil mir nicht
00:32:46: passt, was er gerade gesagt hat, dann würde ja die komplette Weltordnung zusammenbrechen,
00:32:50: aber Kinder machen das und das funktioniert. Also es ist nicht toll und ich würde das auch nie
00:32:57: fördern, aber sie machen das und in ihrer Welt richtert diese Welt nicht zusammen.
00:33:00: Ganz genau.
00:33:01: Sondern fünf Minuten später ist es längst vergessen.
00:33:03: Da geht es weiter. Da teilen wir dann wieder den Keks, den wir gerade gekriegt haben oder was auch immer.
00:33:09: Genau. Also was sicher auch sehr förderlich ist, wenn wir merken, unsere Kinder streiten viel,
00:33:15: zanken viel, ringen um die Aufmerksamkeit der Eltern, dann ist vielleicht gerade gut, sich mal zu
00:33:22: fragen, wann habe ich denn als Mama, als Papa das letzte Mal was ganz alleine mit diesem einen
00:33:29: Kind, mit jedem einzelnen Kind gemacht? Wann haben wir denn mal eine ganz gute Quality Time
00:33:35: zusammen verbracht? Wann sind wir mal zusammen? Nur zu zweit rausgegangen und haben im Waldstück
00:33:42: gesammelt und geschnitzt oder haben Steine in See geworfen oder haben ein Bild zusammen gemalt
00:33:48: oder auch nur ein Gespräch zusammengeführt. Also diese Special Time oder diese Extrazeit,
00:33:53: die wirklich qualitativ gut sein soll. Da geht es gar nicht so sehr um, wir gehen ins
00:34:00: Ravensburger Spieleland oder wir haben irgendwie, wir machen uns Geschenke oder ich mache mal
00:34:05: ein Kind große Geschenke. Es geht gar nicht um materielle Dinge. Es geht wirklich um Zeit, wo wir
00:34:10: alle wissen, das ist das Wertvollste, das wir den Kindern schenken können. Zeit und Aufmerksamkeit,
00:34:15: ungeteilte Aufmerksamkeit, die ich dann einem Kind gebe. Und wenn das Kinder spüren, ich bin
00:34:22: da satt, ich bin da gut im Blick meiner Eltern, ich kriege diese Zeit ohne, dass ich sie einfordern
00:34:29: muss, ohne, dass ich laut werden muss und danach schreien muss und das machen sie eben tatsächlich
00:34:36: in Form von solchen Verhaltensweisen, die uns komplett auf die Palme bringen. Ganz unabhängig,
00:34:45: übrigens, ob man jetzt Geschwister hat oder nicht. Also das machen auch Einzelkinder. Dann wäre es
00:34:50: an der Zeit, darüber nachzudenken, mal das Kind zu fragen und einzuladen, hey, ich habe heute
00:34:56: Zeit, nur für dich, was wünschst du dir? Was hast du für eine Idee, was wir miteinander machen
00:35:02: können? Und wenn man das so gut gesättigt hält, dann muss man wirklich sagen, ist das Sorg, dass
00:35:10: für eine unheimlich gute Familienatmosphäre und verringert auf jeden Fall das Konfliktpotenzial.
00:35:16: Das ist auch meine Erfahrung, dass wenn man dann mit einem Kind alleine einfach spezielle Zeit
00:35:24: verbringt, also meine Große spielt gerade unglaublich gern und gut Schach und sie dann darin zu bestärken
00:35:31: und zu fördern und mit ihr dann eine gute Partie zu spielen, bei der sie unglaublich viel auch lernt,
00:35:37: dann verringert, dass das Potenzial eifersüchtig auf die anderen Geschwister zu sein. Und auch
00:35:43: einen guten Punkt, den du vorhin angesprochen hast, dieses Vergleichen von den Kindern ist ein ganz großes
00:35:49: Konfliktpotenzial. Die selben Erwartung an alle drei Kinder gleich zu halten ist meiner Meinung nach
00:35:56: einfach schädlich, weil jedes Kind eben individuell ist und jedes Kind von den Talenten, von den
00:36:03: Begabungen, von den Geschenken, die es in diese Welt gebracht hat, einfach unterschiedlich auch
00:36:08: einbringen kann oder es auch aus sich rauskommen kann. Ich versuche dann immer auch zu schauen,
00:36:14: was kann dieses Kind besonders gut und es darin zu bestärken und darin zu fördern und dann aber
00:36:21: den anderen Kindern nicht das Gefühl zu geben, ihr müsst es jetzt genauso gut machen, weil dann
00:36:26: wäre ja wieder ein Konflikt da und auch ein Neid und eine Eifersucht auf das andere Kind.
00:36:30: Genau, das hast du echt schön gesagt mit den Geschenken, die jedes Kind einfach in die Welt
00:36:35: bringt, das ist echt gut. Trifft es total auf den Kopf und ich habe ein Karton mitgebracht,
00:36:41: das ist jetzt im Podcast wirklich sehr, sehr schwierig zu zeigen, aber ich versuche mal zu
00:36:46: beschreiben, vielleicht kennen auch der ein oder andere diesen Karton. Es sind eben verschiedene
00:36:53: Artige Tiere in einer Reihe aufgestellt, also ich sehe da einen Elefanten und ein Goldfisch im Glas
00:36:59: und ein Seehund, ein Affe, ein Vogel und auch ein Hund und vor dieser Reihe von verschiedensten
00:37:08: Tieren ist ein Mann auf einem Stuhl vor ihm ein Tisch und der hat eine große Sprechblase,
00:37:16: in der da steht, um es gerecht zu machen, bekommt ihr alle dieselbe Aufgabe, klettert auf den Baum.
00:37:23: Und das ist eigentlich genau das, was du gesagt hast und was auch ich gesagt habe, was es unterstreicht.
00:37:30: Gleichbehandlung ist immer ungerecht und wenn ich mich frag, wie werde ich allen Kindern gerecht?
00:37:37: Das ist eine ganz hohe Frage, ein hohes Ziel, das eigentlich fast nie zu erreichen ist. Es ist,
00:37:45: wenn überhaupt zu erreichen, indem ich eben wirklich auf jedes Kind individuell schaue und
00:37:49: schaue, was hat das mitgebracht für Geschenke, was ist es für eine Packung und wie kann ich das
00:37:56: fördern, wie kann ich mein Kind jedes einzelne begleiten, ihm Möglichkeiten anbieten sein,
00:38:03: das im Hobby, im Umfeld, im Freundeskreis oder auch mit eigenen, wie ihr jetzt gesagt habt,
00:38:09: ihr spielt Schacht zusammen, also im eigenen familiären Umfeld. Es gibt vielleicht auch in der
00:38:14: Großfamilie Menschen, wo ich sage, hey, das matcht richtig gut mit dem jüngsten Kind,
00:38:21: das tut dem Gut, den Kontakt da aufrecht zu erhalten, also eine Tante, ein Onkel, die da die
00:38:28: Familie auch befruchten können, wir müssen auch nicht alleine alles schaffen. Es braucht ein
00:38:32: ganzes Dorf, um Kinder zu erziehen, ich glaube, das kam auch schon mal in dem Podcast vor und das
00:38:38: will ich auch hier wieder aufgreifen. Wir Eltern, wir denken, wir müssen das alles alleine
00:38:42: schaffen, wir haben noch mehr Menschen an unserer Seite und die haben manchmal auch einen ganz
00:38:48: tollen Blick auf unsere Kinder, den wir gar nicht mehr haben, so das Interesse gar nicht erkennen
00:38:54: und dann bringen die eine Farbe in die Familie rein und dann eben auch eine Qualität und eine
00:39:00: Beziehung wieder zu einem Kind, wo das Kind wachsen kann und sich gesehen fühlt und das sind ja
00:39:07: die sozialen Grundbedürfnisse, um dies ja immer geht, egal bei welchem Thema. Ich möchte gesehen
00:39:13: werden, ich möchte mich geliebt fühlen, ich möchte Anerkennung haben, ich möchte Einfluss
00:39:18: nehmen können, darum geht es und darum buhlen natürlich auch Geschwisterkinder in ihrer
00:39:25: Familie. Ganz viele super Aspekte, ich würde euch am liebsten einfach weitermachen lassen,
00:39:30: das macht ihr super. Ich würde eine Anmerkung noch anbringen zu dem Thema, dass eben Gleichbehandlung
00:39:38: nicht die Antwort ist, sondern wir individuell auf die Kinder eingehen müssen, dass es bestimmt
00:39:44: richtig, ich würde da nur aufpassen, dass eben pflegeleichtere Kinder dann nicht hinten runterfallen.
00:39:51: Wenn jetzt ein Kind viele Bedürfnisse hat und auch unterschiedliche und die auch formulieren
00:39:57: kann und die auch aktiv einfordert, ist es dann vielleicht leicht für die Eltern dem Kind mehr
00:40:04: Aufmerksamkeit, mehr Sonderbehandlung zu schenken als dem anderen, dass ruhig daneben sitzt und mit
00:40:10: seinen Legos spielt und so offenbar gar keine Bedürfnisse hat. Ich denke, dass es wichtig
00:40:16: da auch ein Auge drauf zu haben, weil das andere Kind nur weil es leiser ist, nicht weniger Aufmerksamkeit
00:40:23: braucht oder davon profitieren kann. Ja, kann ich auf jeden Fall zustimmen. Das ist natürlich so,
00:40:28: dass Kinder, die so genügsam sind, ja, wir kennen sie auch aus Kindergartengruppen oder eben auch
00:40:33: aus der Familie, es gibt die, die halt oft nachgeben, die mit allem so zufrieden sind, dass die auch
00:40:40: sehr umgänglich dann sind und halt wenig Sorgen machen. Andererseits, das habe ich auch an unserem
00:40:46: Elternabend gesagt, ist es natürlich auch so, dass es auch eine Qualität dieser Kinder ist. Also es
00:40:53: ist eine Stärke dieser Kinder, die sie auch durchs Leben tragen wird, dass sie vielleicht gar nicht
00:40:59: so viel Aufmerksamkeit auch einfordern müssen, weil sie so mit sich zufrieden sind und dass so
00:41:06: in Ordnung ist. Also beides ist richtig, die im Blick zu behalten, weil das kann auch sehr
00:41:11: schnell mal umschwenken und es gibt eben auch Lebenssituationen und Entwicklungsphasen, wo
00:41:18: das dann auch nicht mehr so zutrifft, wo dieses Kind vielleicht dann besonders viel Aufmerksamkeit
00:41:24: braucht, sei das jetzt durch eine Krankheitsphase oder durch Konflikte außerhalb der Familie,
00:41:31: mit denen es schwer hat, ja, also in Freundschaften. Und da sollten wir natürlich unheimlich hinschauen
00:41:39: und ermutigen und vor allem auch diese Extrazeit auch für dieses Kind immer einräumen, auch für
00:41:46: die leisen und stillen Kinder. Auf jeden Fall gebe ich der unheimlich recht. Da fällt mir gerade
00:41:51: noch eine Situation ein, wo ich in einem anderen Kontext gar nicht mit meinen eigenen Kindern,
00:41:56: mit zwei Geschwister Kindern zu tun hatte und da war auch eines sehr anspruchsvoll und hatte
00:42:02: auch besondere Bedürfnisse und es war immer nicht so einfach, das rund hin zu bekommen. Und dann
00:42:10: habe ich mich auch mal ganz bewusst dem anderen Kind gewidmet und das auch so formuliert, dass
00:42:15: der andere gerade eben viel Aufmerksamkeit braucht und ich eben auch möchte, dass er da jetzt nicht
00:42:20: hinten runter fällt und hat dann den Satz gesagt, ach, eigentlich mir geht's gut, wenn's mein Bruder
00:42:26: gut geht. Dann bin ich schon zufrieden. Das zeigt ja, wie sehr Geschwister eigentlich auch aneinander
00:42:33: hängen auch. Es gibt ja auch diesen Begriff Geschwisterliebe. Es gibt ja auch nicht umsonst,
00:42:38: es gibt ja nicht nur Rivalitäten. Und die Liebe ist schon, sie begleitet uns in Leben lang, auch wenn
00:42:44: wir, ich glaube, keinen Kontakt mehr zu unserem Geschwister haben. Aber ich glaube, die Basis,
00:42:50: dass wir als Kleinkinder oder zusammen einfach sind, zeigt uns, dass es da eben diesen Aspekt gibt,
00:42:58: dass man diese Geschwisterliebe leben kann und man sich auch so verkrachen kann und sich
00:43:03: wieder vertragen kann, um das einfach zu zeigen, dass es, ja, das ist diese Geschwisterliebe einfach,
00:43:09: einfach da ist. Und es ist auch tatsächlich so, dass Geschwister schon ihre Rolle auch einnehmen.
00:43:16: Gerade auch wenn dann ein neues Geschwister geboren wird, dann tut sich da auch noch mal ganz auch
00:43:22: viel. Dann mischen sich die Karten tatsächlich noch mal neu. Und wenn es eben schon die Rolle
00:43:27: gibt von dem Lauten, der immer einfordert, ja, dann kann ich doch auch glänzen in der Rolle,
00:43:33: dass ich eigentlich mit dem zufrieden bin. Da kriege ich ja auch schon meine Aufmerksamkeit von
00:43:39: meinen Eltern, nämlich auch auch recht positive Aufmerksamkeit sehr oft. Und es ist schön,
00:43:45: wie du das auch ganz intuitiv wahrscheinlich auch gemacht hast, die Kinder dann einfach noch mal
00:43:49: besonders fragen und in Fokus nehmen und sagen, wie geht es eigentlich dir? Von dir habe ich
00:43:54: jetzt heute noch gar nichts gehört oder was wünschst du dir denn? Da ist zum Beispiel auch die
00:44:00: Einrichtung eines Familienrats sehr gut, weil da hat jedes Familienmitglied im Grunde seine
00:44:07: Sprechzeit, seinen Platz, seine Rolle, seine Position um zu sagen, das sind meine Wünsche zu
00:44:15: dem Thema und ich habe da auch was dazu zu sagen. Also wer noch keinen Familienrat ausprobiert hat,
00:44:22: den würde ich auch ermutigen, auch im Sinne der Geschwisterbeziehung oder einer positiven
00:44:26: Geschwisterbeziehung eventuell sowas auszuprobieren und einzuführen, weil das einfach eine
00:44:33: Zusammenkunft ist von allen Familienmitgliedern, so einer gewissen Fragestellung, also zum Beispiel,
00:44:40: wenn die Kinder jünger sind, haben wir das ganz unvorfänglich gemacht meistens,
00:44:44: bevor wir in Urlaub gefahren sind. Was wünscht ihr euch? Was wünscht sich jeder von uns hier am
00:44:50: Tisch für diese Urlaubszeit? Was wollt ihr gerne unternehmen? Was ist euch da wichtig? Und dann
00:44:56: von jedem zu hören, was so die Wünsche sind, das ist also unheimlich spannend. Ich war euch immer
00:45:00: überrascht, was da für Dinge kommen. Meistens ganz andere Sachen, wie man selber denkt,
00:45:06: dass da jetzt kommt und das stärkt einfach unheimlich dieses Miteinander, dieses ich höre
00:45:14: dir zu, ich nehme wahr, okay du hast Wünsche, wie kriegen wir das jetzt alle unter einen Hut und
00:45:20: wir wollen, dass auch jeder Wunsch berücksichtigt wird. Das ist eigentlich auch Demokratiebildung
00:45:25: tatsächlich. Es gibt nicht nur mich, sondern es gibt andere Stimmen, es gibt andere Wünsche und
00:45:31: wie gucken wir, dass es jedem hier in der Familie gut geht. Und da kann so ein Familienrat wirklich
00:45:37: viel Gutes bewirken, wenn wir uns zusammensetzen, uns zuhören, überlegen. Und was tatsächlich auch
00:45:45: sehr förderlich ist, Eltern machen das sehr gerne, wenn ein Neugeborenes auf die Welt kommt,
00:45:52: dann beziehen sie die Geschwister unheimlich intensiv ein. Also wir richten jetzt die Sachen her,
00:45:58: die Erstlingssachen, holen wir aus der Schublade oder aus dem Karton raus und wir richten den
00:46:03: Wickelplatz zusammen ein und wir suchen vielleicht schönes Spielzeug und wenn dann das Baby da
00:46:09: ist, dann darf das Geschwisterkind wickeln und vielleicht auch mal dann füttern oder beim
00:46:14: Stillen eben dran sitzen. Es gibt auch unheimlich viel Literatur für Familien, die eben ein neues
00:46:21: Baby noch dazubekommen. Und da fände ich einfach schön, wenn das auch so erhalten bleibt. Also
00:46:28: wenn wir den Fokus nicht nur auf diese erste Zeit legen, sondern auf die ganze Geschwisterzeit,
00:46:33: die dann folgt, nämlich wenn dann ein Geschwister Geburtstag hat, dass wir sagen, hey komm,
00:46:40: wir überlegen uns eine Überraschung, sollen wir ein Lied einüben oder wir backen zusammen den
00:46:45: Geburtstagskuchen oder gehen auch in den Garten oder wir gehen machen Spaziergang und sammeln
00:46:51: zusammen Blumen. Das ist eine Special Time mit diesem Kind und aber auch eine Wertschätzung für
00:46:58: dieses Geschwisterkind und das können wir begleiten und auch ein bisschen, ich sage jetzt mal,
00:47:03: steuern. Ja, ob das weiter am Leben erhalten bleibt, dass wir uns kümmern, dass wir die Wünsche und
00:47:11: Bedürfnisse des Geschwisterkindes immer wieder in den Fokus nehmen. Also das ist auch eine
00:47:16: wunderschöne Möglichkeit, da Rivalität rauszunehmen. Ja, das war auch eines der schönsten und
00:47:24: berührendsten Erlebnisse. Meine dritte Tochter kam zu Hause auf die Welt und die Geschwisterkinder
00:47:30: haben sie eine halbe Stunde nach der Geburt gesehen und das hat mir unglaublich gut getan,
00:47:37: die Freude meiner großen Zwei zu sehen, wie dieses kleine Geschäft begrüßt wird und sie wurde
00:47:45: wirklich begrüßt mit voller Freude und meine Eltern kamen dann auch noch, also es war ein
00:47:52: fest, der kleinste wurde wirklich sehr, sehr begrüßt in dieses Leben. Genau, das finde ich,
00:47:59: machen echt heute Familien richtig gut. Also ich sehe das ja auch bei Kiwi oder Baby Treff,
00:48:05: aber wenn die Eltern das erzählen, das gelingt vielen Familien wirklich richtig gut, dass da
00:48:12: eigentlich diese Rivalität gar nicht mehr so groß und stark und hochkocht, wie das vielleicht
00:48:18: wirklich noch vor ein paar Jahrzehnten vielleicht der Fall war, wo der Fokus einfach noch gar nicht
00:48:23: so drauf war, dass da so eine Entronung stattfindet, dass da eben die Rollenverteilung neu aufgestellt
00:48:30: werden muss und so weiter, das ist wirklich schön. Aber das eben im Alltag weiterzuführen,
00:48:36: das führt oder kann dazu führen, dass die Geschwisterbeziehung wirklich harmonisch wächst
00:48:42: oder dass es einfach gute Aspekte gibt, warum wir als Geschwister zusammenhalten sollten. Für
00:48:50: einen Alltag ist zum Beispiel auch die Ermutigungstusche sehr schön, die funktioniert so, das ist
00:48:55: ganz einfach und ohne viel Material zu machen. Die Familie versammelt sich und ein Kind oder
00:49:02: auch ein Erwachsener, je nachdem wer es braucht, setzt sich in die Mitte und alle Familienmitglieder
00:49:09: sagen reihum etwas zu demjenigen, der in der Mitte sitzt, was er an ihm schätzt oder was er
00:49:17: besonders liebt und mag oder was er besonders erlebt hat mit diesem Mama, Papa, Geschwisterkind.
00:49:25: Und derjenige in der Mitte, der duscht sich quasi in diesen wunderbaren, warmen Worten,
00:49:31: in diesen Ermutigungen und wird da einfach wieder gestärkt, in dem sozialen Grundbedürfnis,
00:49:37: ja sich geliebt fühlen, sich angenommen wissen. Und das haben wir immer wieder mal gemacht,
00:49:42: auch an Kindergeburtstagen, ganz am Anfang, noch bevor die Kinder ihre Geschenke überreicht haben,
00:49:49: ist das auch eine wunderbare Möglichkeit zu sagen, natürlich braucht es ein bisschen eine
00:49:54: Anmoderation zu sagen, hey, ihr seid alle da, ihr seid gute Freunde von diesem Geburtstagskind.
00:50:03: Und jetzt wäre es doch schön, wenn jeder sich mal überlegt, warum ihr so dicke Freunde seid,
00:50:09: warum ihr, was ihr schon miteinander erlebt habt, warum ihr so ein Band miteinander habt.
00:50:15: Und dann war das immer total berührend, wenn dann wirklich jeder Reihe um von irgendeinem
00:50:20: lustigen oder schönen Erlebnis berichten konnte oder einfach gesagt habt, ich finde dich einfach toll,
00:50:27: du hast so eine tolle Frisur immer oder was auch immer. Also, Fakt war, dass das Kind in der Mitte
00:50:35: immer gestrahlt hat und wirklich sich duschen konnte in diesen wohlwollenden Worten. Und das tut
00:50:41: einfach der Familie auch gut und ist so einfach und schnell gemacht. Also auch, wenn die Kinder
00:50:48: älter sind und ein Test ansteht oder ein schwieriges Gespräch oder dem Kind einfach nicht gut geht,
00:50:55: dann kann man auch sagen, hey, wir schenken dir jetzt eine Ermutikungsdusche kommen in unsere
00:50:59: Mitte und hör dir mal an, was wir eigentlich toll an dir finden. Das ist voll schön. Ich glaube,
00:51:07: die Klasse von meinen Großen machen das sogar in der Schule. Schön. Die machen es, glaube ich,
00:51:12: schriftlich, so dass sich auch niemand hinstellen muss und jetzt vor der ganzen Klasse irgendwas
00:51:17: sagen. Aber das Geburtstagskind bekommt dann immer so ein Zettel, wo jedes andere Kind
00:51:22: draufgeschrieben hat, was es toll findet. So ein Sonnenstrahl kann man wirklich sagen, so ein Sonnenstrahl.
00:51:26: Und ich kann wirklich sagen, das strahlt viel länger, hat viel, eine größere Strahlkraft,
00:51:33: wie jedes materielle Geschenk. Bestimmt. Also, das ist das, was Kinder staugmacht, ob das im
00:51:40: Familienleben ist oder im Kontext Schule, Kindergarten egal wo, das sind die Dinge, die die einfach zählen.
00:51:47: Ja, wertschätzende Worte sind in allen menschlichen Beziehungen, glaube ich, sehr wichtig.
00:51:54: Wir machen bei uns zu Hause eine Variante davon. Wir haben Einmachgläser für jedes Familienmitglied
00:52:01: und immer wenn jemanden was einfällt oder es gerade was gab, kann man das auf ein Zettel schreiben
00:52:06: und demjenigen ins Glas werfen. Schön, ja. Und immer wieder setzen wir uns dann abends oder so zusammen
00:52:12: und dann werden die Gläser aufgemacht. Ja, ein Schatzglas. Genau. Ein Edelsteinschatzglas ist das quasi.
00:52:20: Schön, ja. Das sind die Dinge, auf die es ankommt. Vielleicht zum Abschluss habe ich noch ein Tipp auch
00:52:28: für die Zuhörer. Es ist tatsächlich auch spannend, sich über seine eigene Geschwisterposition
00:52:36: Gedanken zu machen. Also bin ich erstes Kind, zweites, drittes, letztes Kind, jüngstes Kind.
00:52:44: Das ist deswegen sehr spannend. Ich bin zum Beispiel das letzte Kind von vier Kindern. Mein Mann ist das
00:52:49: erste Kind von vier Kindern und immer wenn es mal schwierig war mit der älteren Tochter,
00:52:58: da sind wir dann miteinander ins Gespräch gegangen und haben festgestellt, ja, ich kann das gar nicht nachvollziehen.
00:53:05: Ich war in einer ganz anderen Position, in einer ganz anderen Rolle. Ich habe Dinge wirklich ganz anders erlebt
00:53:11: und mein Mann hatte da dann ganz viel Verständnis und hat mir versucht es zu erklären. Und das sind
00:53:18: tatsächlich Ressourcen, auf die wir auch selber zurückgreifen können, wenn wir uns austauschen,
00:53:23: über unsere eigene Geschwisterposition, mit unserem Partner, vielleicht auch mit dem Freundeskreis,
00:53:29: mit einer Freundin, einem Freund. Was hat mir denn eigentlich gut getan in meiner eigenen Position?
00:53:35: Was fand ich angenehm? Was hat sich gut angefühlt? Aber auch Drach zu denken, was hat mir gefehlt?
00:53:42: Was hätte ich gebraucht? Was hätte ich mir gewünscht? Da kommt man dann tatsächlich am besten auch auf die Spur,
00:53:50: was vielleicht die eigenen Kinder in ihrer Position brauchen, was ihnen gut tun würde oder was ihnen eben
00:53:57: auch so gar nicht gefällt. Gerade beim jüngsten Kind, da spreche ich natürlich aus eigener Erfahrung,
00:54:04: die Kleider der großen Schwester immer aufzutragen oder so. Das wollte ich gar nicht zumal da zehn
00:54:11: Jahre Unterschied waren, sind immer noch zwischen meiner Schwester und mir und das war dann immer
00:54:17: total out, was ich da an hatte und das waren zum Beispiel so Gedanken, wie ich da als jüngstes
00:54:23: Kind hatte und das bringt uns oft auf eine gute Spur und auf ein gutes Verständnis dann für unsere
00:54:29: eigenen Kinder. Das könnte so eine kleine Aufgabe sein, die nach dem Podcast vielleicht noch weiter
00:54:35: wirkt oder wo man sich so ein bisschen auf die Reise machen könnte. Wie waren das eigentlich bei mir?
00:54:40: Wie war das bei meinem Partner? Wie war das im Freundeskreis? Was hat mir gut getan? Was hat
00:54:46: mir gefehlt? Ja, das sehe ich genauso. Also ich sehe das auch. Mein Mann ist praktisch eher als
00:54:55: Einzelkind aufgewachsen. Seine Schwester war zehn Jahre jünger und ich habe aber hoppla hoppla zwei
00:55:00: jüngere Schwestern haben dürfen, für die ich sehr, sehr dankbar bin. Gerade noch mal die Kurve gekriegt.
00:55:07: Und für die ich sehr, sehr dankbar bin und diese Konstellation hilft mir auch meine eigenen Töchter
00:55:18: oder auch meine eigenen Kinder eben besser einzuschätzen und auch die Situation besser
00:55:23: einzuschätzen. Mein Mann sagt, oh Gott, was passiert hier? Und ich sage, das war ganz normal, das hatten
00:55:28: wir als Kinder auch und das ist für ihn einfach, weil er zehn Jahre älter war. Gab es viele Streit,
00:55:35: musste er gar nicht, dieses körperliche Verletzen oder auch das Streiten auf einem Niveau, was Kinder
00:55:43: haben, die nur zwei, drei Jahre Unterschied haben, gab es für ihn gar nicht. Und während meiner
00:55:49: Schwester nur ein paar Monate, ja, 20 Monate jünger ist als ich, gab es dann ganz anderes Streitlevel,
00:55:55: wie jetzt bei meinem Mann. Und ich konnte es dann auch viel besser bei meinen Kindern nachvollziehen,
00:56:00: das Streiten und das Ausklamüsern von Konflikten. Das war wirklich ein sehr schönes Schlusswort.
00:56:09: Danke euch beiden. Mir hat es groß und Spaß gemacht. Ich hoffe euch auch. Total, es war eine spannende
00:56:15: Reise. Vielen Dank, dass ihr da wart. Vielen Dank fürs Zuhören. Das hört euch stark, der Podcast
00:56:23: der Caritas Bodensee-Uhrschwaben. Und ich hoffe, wir hören uns bei der nächsten Episode wieder. Tschüss,
00:56:28: machts gut. Tschüss, ciao. Hört euch stark, wird produziert von der Caritas Bodensee-Uhrschwaben und
00:56:39: unterstützt von der Deutschen Fernsehlotterie. Weitere Infos und alle Folgen gibt es unter
00:56:51: machteustark.com und überall wo es Podcasts gibt.
00:57:14: [MUSIK]
Neuer Kommentar